Köln-SülzAus illegalen Parkplätzen soll eine Blumenwiese werden

Lesezeit 3 Minuten
Bezirkspolitiker, Sabine Balder vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen (ganz rechts) und die Anwohnerinnen Britta Ullrich und Clara Dorn (rechts hinten) an der Grafenwerthstraße

Bezirkspolitiker, Sabine Balder vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen (ganz rechts) und die Anwohnerinnen Britta Ullrich und Clara Dorn (rechts hinten) an der Grafenwerthstraße

Köln-Sülz – Plattgedrückte Erde, Schotter und einige besonders robuste Hälmchen. Mehr ist von dem Grünstreifen nicht geblieben, auf dem jahrelang die Autos geparkt wurden. Die Flächen zwischen den Bäumen an der Grafenwerthstraße wirken trostlos. Das soll sich nun ändern, wie Simone Balder, Mitarbeiterin des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen, bei einem Ortstermin versprach.

Eine Wildblumenfläche soll insgesamt 230 Quadratmeter des Seitenstreifens schmücken. Auf 127 Quadratmetern sollen eine wassergebundene Oberfläche entstehen, auf die etwa 60 Fahrradnadeln für 120 Fahrradstellplätze montiert werden.

Abgestellte Autos mit Strafzetteln versehen

Im April vergangenen Jahres hat die Bezirksvertretung Lindenthal beschlossen, dass die Zeit des illegalen Parkens zwischen den Bäumen vorbei sein soll. Sie hatte die Ordnungsbehörde per Beschluss beauftragt, die dort abgestellten Autos regelmäßig mit Strafzetteln zu versehen und gleichzeitig beschlossen, dass die Grünflächen und Baumscheiben wieder bepflanzt sowie Fahrradständer aufgestellt werden, um die Autofahrer künftig am Falschparken zu hindern und Radfahrern eine Möglichkeit zu geben, ihre Räder zu parken, ohne den Gehweg zuzustellen.

Die Bezirksvertreter hatten ihre Entscheidung damit begründet, dass die geparkten Autos Baumscheiben, Pflanzen und Bäume zerstören und den Boden so verdichten, dass erst nach intensiver Bearbeitung wieder bepflanzt werden kann.

Grünstreifen war nicht mehr als solcher zu erkennen

In der Grafenwerthstraße hatten sich so viele Pkw-Fahrer daran gewöhnt, ihre Gefährte auf dem Grünstreifen abzustellen, dass er als solcher schließlich nicht mehr zu erkennen war. Vielen war wohl auch nicht klar, dass es eigentlich verboten ist. Schilder wiesen nicht ausdrücklich darauf hin.

Allerdings gilt laut Auskunft des Amts für Straßen und Verkehrsentwicklung die Regel, dass dort, wo nichts anderes angeordnet ist, Pkw nur in Längsrichtung am Fahrbahnrand parken dürfen. Seitdem das Ordnungsamt nun die Verstöße gegen das Parkverbot regelmäßig ahndet, haben sich die Autofahrer daran gewöhnt, auf der Straße zu parken wie vorgesehen.

Idee Hochbeete zu bewirtschaften

Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen hatte allerdings bislang mit der Neubegrünung der Flächen auf sich warten lassen. Das hatte eine Debatte unter den Anwohnern ausgelöst, wie zwei Nachbarinnen, Britta Ullrich und Clara Dorn, berichten. „Die Leute hatten sich zwar mittlerweile daran gewöhnt, dass sie dort nicht mehr parken dürfen“, schilderte Ulrich, „aber als die Flächen dann zusehends verlotterten, statt wieder begrünt zu werden, sahen sie das nicht mehr ein.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Weil sie so unansehnlich waren, hätte niemand Scheu gehabt, mal eine leere Zigarettenschachtel oder ein Papiertaschentuch dort hinzuschmeißen. Die beiden Frauen entwickelten eine Idee, wie die Nachbarn die Stadt dabei unterstützen könnten, die Flächen mit Grünpflanzen zu verschönern: Sie überlegten sich, dass sie im Rahmen des Konzepts der essbaren Stadt auf den Flächen an der Straße im öffentlichen Raum Hochbeete bewirtschaften könnten, wo Pflanzen wachsen, die die Anwohner ernten.

Nun werden Wildblumen gepflanzt

Mit diesem Plan kontaktierten sie das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen. Simone Balder konnte ihnen allerdings keine Zusage machen, dass ihre Idee der essbaren Straße umgesetzt wird. Zum einen befürchtet sie, dass die anvisierten Hochbeete auf den Flächen, die Sauerstoffzufuhr zu den Wurzeln der Bäume stoppen und für diese möglicherweise auch zu schwer sein könnten.

Zum anderen hatte sie zunächst keine finanziellen Mittel für die Begrünung. Da sie nun aber vorhanden sind, werden Mitarbeiter des Amts nun an der Grafenwerthstraße Wildblumen pflanzen. Auch die Anwohnerinnen sind damit zufrieden. „Wenn hier jetzt Blühstreifen entstehen, ist das ganz in unserem Sinne,“ sagte Clara Dorn, „denn essbare Stadt bedeutet ja nicht nur, dass die Pflanzen für Menschen genießbar sein müssen, es reicht, wenn Tiere, wie beispielsweise Insekten, etwas davon haben.“

KStA abonnieren