Kölner GrüngürtelFrechener Bach bekommt historisches Bett zurück

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So natürlich soll der Frechener Bach künftig auf seiner gesamten Länge verlaufen.

So natürlich soll der Frechener Bach künftig auf seiner gesamten Länge verlaufen.

Junkersdorf – Nicht nur gefangene Menschen oder Tiere können freigelassen werden, sondern auch Bäche. In Junkersdorf hat eine solche Freilassung nun begonnen. Mit einem Bagger nahm Lindenthals Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker in der Nähe des Stüttgenhofs den ersten Spatenstich für die 1,4 Millionen Euro teure Renaturierung des Frechener Bachs vor.

Derzeit verläuft der Bach nur 300 Meter, nachdem er östlich der A1 das Stadtgebiet erreicht hat, in einem natürlichen Bett. Dann wird es für ihn ungemütlich: einen Kilometer weit ist er in eine Schale aus Beton gebettet, ehe er in den südlichen Randkanal mündet. Der ehemalige weitere Verlauf liegt trocken und endet im Bereich der Militärringstraße in der Kanalisation. Nur nach starkem Regen oder wenn der Graben des historischen Stüttgenhofs, der am Verlauf des alten Frechener Bachs liegt, mit Wasser gefüllt werden muss, wird es dort hineingelassen.

Steg und Brücke geplant

Das soll sich ändern. Anstelle des Betonkorsetts soll ein fünf bis sieben Meter breites Bett mit durchlässiger Sole treten. Dort, wo der Frechener Bach bislang in den Randkanal abbiegt, wird er in seine historische Trasse zurückverlegt, die auf sieben Meter verbreitert wird und einen geschwungenen Verlauf bekommt. Beide Seiten sollen bepflanzt werden. „Dort sollen Biotope entstehen, der Bach soll Lebensraum für Kröten, Molche und Insekten werden“, sagt Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamts.

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Für Spaziergänger im Grüngürtel sollen ein Steg und eine Brücke gebaut werden. Enden soll der Bach in einer Mulde in der Nähe des Militärrings, in der das Wasser wie früher versickern kann. Mit 1,6 Kilometern ist das Renaturierungsprojekt die längste Baustelle Kölns. Die Kosten trägt zu 80 Prozent das Land.

„Die Wiederbelebung des Frechener Bachs stellt ein verschwundenes Element der Kulturlandschaft wieder her“, sagt Stefan Palm, Sprecher des Grünflächenamts. „Er ist eines der wenigen Fließgewässer im linksrheinischen Stadtgebiet.“

Von 363 Bachkilometern in Köln befindet sich nur ein Bruchteil im Linksrheinischen, die meisten Bäche verlaufen unterirdisch. Entsprungen sind sie früher allesamt im Vorgebirge, der Frechener Bach etwa in Benzelrath. Als sich wegen des Braunkohleabbaus der Grundwasserspiegel senkte, versiegte die Quelle. Ansiedlungen von Industrie und die Tatsache, dass die wachsende Stadt Frechen nicht an die Kanalisation angeschlossen war, führten zu Überschwemmungen und unhygienischen Zuständen, vor allem für die Besitzer der Gutshöfe, deren Wassergräben vom Bach gespeist wurden. Seit 1962 wurde der Frechener Bach daher in den südlichen Randkanal geleitet. Seitdem das Frechener Klärwerk existiert, wird er mit sauberem Wasser gespeist, das bald auch in den Äußeren Grüngürtel fließt.

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