Kölner StadtwaldKitschburger Straße soll probeweise für ein Jahr gesperrt werden

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Bislang war die Kitschburger Straße nur an Wochenenden gesperrt.

Köln-Lindenthal – Mittlerweile ein bisschen gereizt debattierte die Bezirksvertretung Lindenthal erneut über ein Dauerthema: Die Frage, ob die Kitschburger Straße im Abschnitt zwischen Friedrich-Schmidt- und Haydnstraße dauerhaft statt wie bislang nur an den Wochenenden für den Autoverkehr gesperrt werden soll.

Erst im März hatte sich das Gremium nach einer langen Diskussion und nach zahlreichen Bürgereinwendungen mit verschiedenen Meinungen zum Thema mit einer knappen Mehrheit dazu durchgerungen, dass die Straße durch den Stadtwald künftig nicht mehr von Autos befahren sein soll. Dafür setzt sich insbesondere auch eine Initiative namens „Autofreie Kitschburger Straße“ ein.

Bezirksvertretung Lindenthal beschließt Probesperrung

Dann hatte die Stadtverwaltung festgestellt, dass der Beschluss deswegen nicht umgesetzt werden könne, weil die Zuständigkeit für die Entscheidung zur Sperrung aufgrund des überörtlichen Charakters der Straße beim Verkehrsausschuss der Stadt liege. Der Verkehrsausschuss hat die Entscheidung nun wieder an die Bezirksvertretung Lindenthal zurückverwiesen, wird aber selbst auch noch einmal abstimmen. Die Verwaltungsvorlage sieht eine Probesperrung für ein Jahr vor. Danach werden die Ergebnisse ausgewertet und entschieden, ob es bei der Sperrung bleibt.

Rettungsfahrzeugen wird die Durchfahrt weiterhin ermöglicht. Hinsichtlich der östlich gelegenen Friedrich-Schmidt-Straße sollen verkehrsberuhigende Maßnahmen untersucht und, wenn möglich, umgesetzt werden. Die Bezirksvertretung stimmte dieser Vorlage zu und sprach sich somit erneut für die Sperrung der Kitschburger Straße aus, mit noch knapperem Ergebnis als beim vergangenen Mal, nämlich der Mehrheit von einer Stimme.

Bürgerinititative setzt sich für Sperrung ein

An den unterschiedlichen Ansichten über eine Sperrung hat sich nichts geändert. Die Bürgerinitiative setzt sich nach wie vor für die Sperrung ein und verweist auf die erhöhte Aufenthaltsqualität und gesteigerte Nutzung durch Besucher und Kinder sowie die verbesserte Luftqualität.

Andere Bürger und einige Bezirkspolitiker kritisieren, dass sich der Verkehr durch die Sperrung in die Nebenstraßen verlagere, und die weiteren Wege, zu einem höheren Ausstoß von Kohlendioxid führen. Dem halten wiederum andere entgegen, dass die Umwege, die der Autoverkehr sperrungsbedingt absolvieren müsse, nicht länger als 700 Meter sei.

Kölner CDU ist gegen die Sperrung der Kitschburger Straße

Die CDU-Fraktion sprach sich erneut gegen die Vollsperrung aus, verbunden mit dem Kompromissvorschlag, die Kitschbuger Straße nur an den Wochenenden sowie in den Ferien für den Autoverkehr zu sperren. Auch manche Vertreter der SPD-Fraktion, die FDP und die AfD votierten gegen die Vollsperrung. CDU-Mitglied Marliese Berthmann kritisierte das Vorhaben der versuchsweisen Sperrung vehement: „Es werden durch den Versuch Fakten geschaffen und dann erst geprüft, welche gravierenden Folgen er hat“, betonte sie. „Die Verkehre dringen in die Wohnviertel ein.“ Erst müsse gezählt werden, wie viele KFZ die Straße pro Tag nutzen, welche Mehremissionen an CO2, Feinstaub und Schwefeldioxid und welche Staus auf Ausweichstrecken verursacht werden. Hendrik Colmer vom Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung widersprach der Kritik: „Wir haben eine makroskopische Untersuchung durchgeführt“, sagte er.

Kölner CDU kritisiert Schwere des Eingriffs

„Die Ergebnisse stellen dar, dass die Kitschburger Straße im Verkehrsmodell täglich 12 000 Fahrzeuge befahren. Dann wurde simuliert und geschaut, auf welche Ausweichrouten der Verkehr sich verlagert.“ Aufgrund dieser Ergebnisse habe die Verwaltung entschieden, die Kitschburger Straße versuchsweise zu sperren. Nach der monatelangen Sperrung während des Lockdowns habe sich der Autoverkehr bereits auf 6475 Kraftfahrzeugen an einem Tag reduziert. „Das Mobilitätsverhalten hat sich durch die Sperrung der Straße in der Coronazeit bereits verändert“, so Colmer. „Das zeigt, dass es ein übergeordnetes Verkehrsnetz gibt, das den Verkehr aufnehmen kann.“

Mit dem Verkehrsmodell habe die Stadtverwaltung geprüft, wohin sich der Verkehr verlagert und entschieden, dass die Straßen den Zusatzverkehr verkraften könnten. Die Folgen der Sperrung würden weiterhin beobachtet, mit der Politik und den Bürgern besprochen. Die Stadtverwaltung würde nachjustieren, wo es nötig sei.

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