Lindenthal – Am Nachmittag um 16 Uhr bildet sich auf dem Karl-Schwering-Platz ein Stau. Mütter mit Kinderwagen stehen vor dem Karussell Schlange. Junge Besucher, die keinen Platz mehr darin ergattern, verspeisen erst einmal einen Crêpe. Einige Erwachsene lassen sich auf den Bänken nieder, Speisen und Getränke in der Hand.

Im „Lindenthaler Winterdorf“ herrscht Probierstimmung. Erstmals hat ein veedelseigener Weihnachtsmarkt seine Tore geöffnet – zur Freude vieler Anwohner. „Ich finde es wirklich schön, dass mittlerweile in den Veedeln kleine gemütliche Weihnachtsmärkte aufmachen“, sagt der Lindenthaler Stefan Lewejohann.

„Man trifft hier die Nachbarn“

„Viele Familien mit kleinen Kindern kommen hier nun sehr gerne hin.“ Die Märkte in der Innenstadt seien für sie zu groß und zu touristisch. Seine Frau Doris fügt an: „Und man trifft hier die Nachbarn. Der Glühwein ist auch sehr lecker.“

Das traditionelle Heißgetränk hat ein Händler aus dem Viertel geliefert, der Lindenthaler Weinkontor. Dekoartikel, Accessoires und ausgewählte Speisen ergänzen das Angebot: Die Bratwurst kommt von dem Neuland-Verband, der sich besonders artgerechter und umweltschonender Tierhaltung verschrieben hat, – oder ganz ausgefallen vom Hirsch, die Fritten sind handgemacht oder aus Yuca, einer Maniokwurzel.

Wer es weniger exotisch mag, greift auf klassischen Spießbraten zurück. Auch eine kleine Bühne hat die Agentur Schulte und Schulte, die den Markt im Auftrag des Rings Lindenthaler Geschäftsleute veranstaltet, aufgebaut.

Einige Anwohner sind aber weniger glücklich. „Der Platz liegt uns als Nachbarn besonders am Herzen,“ sagt Anwohner Stefan Mauß. „Er ist gerade endlich mit neuen Baumscheiben versehen, neu bepflanzt und wirklich sehr schön geworden. Wir befürchten, dass er durch vier Wochen kommerziellen Winterzauber Schaden nimmt.“

Natürlich sei es andererseits auch wirklich schön, wenn Nachbarn sich treffen und gemeinsam einen Glühwein trinken können. Die Stadt müsste einfach Sorge tragen, dass der Platz sich danach wieder in dem gleichen Zustand befindet, wie vorher.

Porsche am Eingang sorgt für Diskussionen

„Eines stört mich aber ganz besonders“ betont Mauß, „nämlich, dass direkt vor dem Eingang ein Porsche steht. Das bedient sämtliche Klischees. Bei dem Anblick des Autos denken doch viele «typisch Lindenthal». Aber auch hier im Viertel gibt es Menschen, die kein dickes Auto oder Fahrrad fahren.“

Der Vorstandsvorsitzende des Rings Lindenthaler Geschäftsleute, Georg Hempsch, versteht die Kritik, aber auch den Grund, warum die Organisatoren sich für die Autowerbung entschieden haben. „Der Porsche steht dort schon sehr dominant, aber der Weihnachtsmarkt trägt sich sonst wohl nicht alleine“, argumentiert Hempsch.

„Die Händler zahlen für die Buden nur den Selbstkostenpreis, weil sie dort nicht so viel verkaufen können. Die Agentur musste also sehen, wie sie an Sponsoren kommt. Da hat sich das Porsche-Zentrum Bensberg angeboten und sie haben zugesagt.“

Der Ring Lindenthaler Geschäftsleute sei froh, dass sie ein Möglichkeit gefunden haben, den Markt auf die Beine zu stellen. Schon seit Jahren wünschten sich viele Menschen im Viertel einen eigenen Weihnachtsmarkt. An tragfähigen Konzepten habe es bislang gemangelt.

Die Händler möchten mit der Veranstaltung auch das Geschäftsleben im Viertel beleben. „Der Markt ist ein Veedelstreff eingebettet in unsere Weihnachtsbeleuchtung“, sagt Hempsch. Er solle Menschen anlocken, die vielleicht lieber auf den Lindenthaler Weihnachtsmarkt gehen als auf die in der Innenstadt und dann auch über die Dürener Straße bummeln.

Öffnungszeiten Winterdorf

Bis Sonntag, 23. Dezember, wird das Lindenthaler Winterdorf auf dem Karl-Schwering-Platz geöffnet sein, und zwar täglich von 12 bis 21 Uhr, freitags bis sonntags sogar von 11 bis 22 Uhr.