Luxemburger StraßeRadfahrer ärgern sich über neuen Ampelmast

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Fahhradfahrer, die über die Luxemburger Straße wollen, müssen künftig am Sülzgürtel auf die Fahrbahn ausweichen oder sich an den Fußgängern vorbeischlängeln.

Fahhradfahrer, die über die Luxemburger Straße wollen, müssen künftig am Sülzgürtel auf die Fahrbahn ausweichen oder sich an den Fußgängern vorbeischlängeln.

Köln-Sülz – Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das gilt nun auch für den Sülzer und Klettenberger Radverkehr. Radler, die den Klettenberggürtel hinunterfahren und die Luxemburger Straße überqueren, müssen sich künftig beim Erreichen des Sülzgürtels entscheiden: Entweder sie fahren auf den Bürgersteig, der auch für den Radverkehr freigegeben ist, oder sie nehmen links davon den Schutzstreifen, der nun auf der Fahrbahn markiert werden wird. Nur wenige Meter soll er lang sein und dann den Bordstein hoch führen.

Dort beginnt der Radweg, der bislang den gesamten Sülzgürtel entlanglief. Bis vor kurzer Zeit konnten Radler direkt von der Kreuzung an der Luxemburger Straße darauf fahren. Jetzt verdrängt ein Ampelmast den Radverkehr zwischen die Fußgänger oder auf die Straße.

Zu viele Verkehrsteilnehmer auf einem Raum

Es ist bereits die zweite Ampelanlage, die einen Radweg verstellt und für Ärger bei den Bürgern sorgt. Kürzlich erst kritisierten Anwohner und Radfahrer, dass ein neuer Ampelmast neuerdings den Radweg an der Luxemburger in Höhe der Scherfginstraße unterbricht. Nun wundert sich mancher über den geänderten Streckenverlauf am Sülzgürtel und hält die Möglichkeiten, die den Radlern laut Auskunft des Amts für Straßen und Verkehrstechnik künftig zur Auswahl stehen, für eine Verschlechterung.

„Ich finde es äußerst gefährlich, die Radfahrer an dieser Stelle auf die Straße zu holen. Wo der Schutzstreifen verläuft, ist sie de facto nur einspurig“, kritisiert ein Anwohner und Radfahrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Die zweite Spur auf dem Gürtel wird an dieser Stelle zu einer Linksabbiegespur. Deswegen fädeln sich die Autofahrer auf der Spur ein, wo nun auch Radfahrer entlang fahren. Außerdem ist dort eine Bushaltestelle.“ Das seien zu viele verschiedene Verkehrsteilnehmer auf engem Raum. Auf den Gehweg sei ebenfalls viel los. Sich durch die Fußgänger durchzuschlängeln, sei keine echte Alternative.

Grund für die ungewöhnliche Radverkehrsführung ist eine neue Ampelanlage. Auch an anderen Stellen im Verlauf der Luxemburger Straße werden solche neuen Anlagen aufgestellt. Sie sollen deutliche Verbesserungen für die Verkehrsteilnehmer mit sich bringen. An den Kreuzungen mit hohem Fußgängeraufkommen registrieren sie, wenn der Fußgängerüberweg noch nicht frei ist. Solange sich Menschen darauf aufhalten, bleibt die Ampel grün. „Gerade an den Ampeln mit hohem Fußgängeraufkommen erleichtert das den Menschen, die Straße zu überqueren“, schildert Susanne Rosenstein vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik. 

Amt: Situation für Radfahrer verbessert sich

Akustische Signale informieren nun blinde Menschen, wann sie die Fahrbahn überqueren können, und taktile Anlagen auf dem Bürgersteig, wo er zu ende ist. Allerdings müssen die Ampelmasten mitsamt der akustischen Signalanlage so auf dem Bürgersteigs stehen, dass sehbehinderte Menschen sicher auf den Bürgersteig und nicht auf die Fahrbahn gelangen. Zugleich muss der Ampelmast so dicht an den taktilen Markierungen angebracht werden, dass er für blinde Fußgänger, die an den Markierung am Bürgersteig stehen bleiben, in Tastweite ist.

„Die Masten können daher leider nicht anders aufgestellt werden“, so die Fachfrau für Ampelanlagen. „Ich hätte wirklich sehr gerne mehr Platz für alle Verkehrsteilnehmer, aber die Kreuzung ist einfach zu eng.“ Auch für die Radfahrer würde etwas verbessert. Es würden an den Ampeln vorgezogene Haltelinien für Radfahrer markiert, so dass sie sich bei Rot im Sichtfeld der Autofahrer aufstellen können.

Der stellvertretende Lindenthaler Bezirksbürgermeister Roland Schüler hält diese Lösung dennoch nicht für akzeptabel. „Es kann nicht sein, dass neue Ampelanlagen, auch wenn sie vieles verbessern, auf Kosten des Rad- und Fußverkehrs installiert werden.“ Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) versteht, dass den Fachleuten, die die Ampel planen, kaum eine andere Möglichkeit bleibt, sieht es aber als Aufgabe für die Kölner Verkehrsplaner, grundsätzlich umzudenken und das Miteinander der Verkehrsteilnehmer anders zu gestalten.

Anwohner fordert Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h

„Letztendlich ist das mal wieder ein typisches Beispiel für die Kölner Pseudoinfrastruktur“, sagt Schmidt. „Radler müssen erst einen Radfahrstreifen nutzen, dann wird ein Stückchen sogenannter Schutzstreifen angeboten, der von einer Bushaltestelle unterbrochen wird. Parallel gibt es alternativ zusätzlich eine Freigabe des Gehwegs für Radfahrende, bevor dann wenige Meter weiter ein benutzungspflichtiger Radweg folgt.

Jede dieser Situationen ist rechtlich anders gelagert und das auf gerade einmal Hundert Metern.“ Wenn die Stadt Köln es ernst meine mit dem Strategiepapier 2025, der Autoverkehr also in diesem Jahr nur noch ein Drittel des gesamten Verkehrs in der Stadt Köln ausmachen soll und die beiden anderen Drittel auf Rad- und Fußverkehr, Busse und Bahn entfallen, dann müsse die Stadt den Radverkehr ganz anders fördern. „Wer das möchte, macht den Gürtel für den Autoverkehr einspurig“, sagt Christoph Schmidt, „der nutzt die rechte Spur für einen breiten, geschützten Radfahrstreifen und überlässt den Gehweg exklusiv den Fußgängern. Der Platz ist vorhanden, man muss ihn nur zu nutzen wissen.“

Der kritische Anwohner, hat noch eine andere Idee, wie die Unfallgefahr an der großen Kreuzung verringert werden kann. „In dem ganzen Bereich sollte die Höchstgeschwindigkeit für Autos 30 Stundenkilometer betragen“, so sein Vorschlag. „Denn wenn hier einmal etwas schief geht, kann das heftige Folgen haben.“

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