Meine Freunde wurden berühmtFotoprojekt über die Kölner Band Annenmaykantereit

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Die Musiker von Annenmaykantereit im und am Pool

Sülz – Tiefschwarze Nacht. Grellweiße Scheinwerferkegel. Im Schatten davor tausende haarige Hinterköpfe, abgewandte Gesichter, die auf den Fuß des Lichts starren. Starke Farbkontraste zeugen von dem besonderen Moment, wenn Henning May, Severin Kantereit, Christopher Annen und Malte Huck, zusammen Annenmaykantereit, auf der Bühne stehen und ihnen eine riesige Menschenmenge zuhört. Das Bild ist eine von 21 Fotografien, die Martin Lamberty, ein Freund der Band, derzeit im Kultursalon Freiraum ausstellt. Sie zeigen die Jungs aus dem Viertel, von nebenan. Henning May, Christopher Annen und Severin Kantereit, deren Nachnamen den Bandnamen ergeben, lernten sich auf dem Sülzer Schiller-Gymnasium kennen, Martin Lamberty war ihr Mitschüler. Malte Huck komplettierte später als Bassist die Band.

Die Ausstellung und das zugehörige Fotobuch mit dem Titel „My friends got famous“, („Meine Freunde wurden berühmt“) erzählen mehr die Geschichte von Freundschaft als vom Ruhm, die vom gemeinsamen Erwachsenwerden, es ist eine Coming-of-Age-Bildergeschichte. Das Berühmtwerden geschieht am Rande, unter dem spürbar großen Staunen der Kinder, die noch in den jungen Männern stecken. So gibt es nur einige Fotos von Auftritten. Sie sind spektakulär, aber distanziert, aus dem Off geschossen. Vom Riesenrad aus hat Lamberty eine riesige Menschenmasse fotografiert, im Hintergrund leuchtet die Bühne des Hurricane-Festivals fast klein. Vom Backstagebereich aus hat er Hennig aufgenommen, der sich zu ihm umdreht, direkt in die Linse schaut, angespannt und ernst. Seine Bilder sind das Zeugnis eines Außenseiters, eines stillen Beobachters, zugleich aber auch die zutiefst private Perspektive des engen Freundes.

Daher haben die Fotos auch nichts von Starporträts und zeigen keine Helden, sondern Menschen in besonderen Situationen. „Das sind keine Fanfotos“, stellt auch Lamberty selbst klar. Die Bilder sind eine kunstvolle Dokumentation der gemeinsamen Reise im doppelten Sinn, die von den Touren rundum die Welt und die in ein anderes Lebensalter. Sie zeigen Severin auf dem Hotelbett entspannt vor dem Laptop im Halbdunkel – oder bei einem Ausflug ins Gebüsch ohne Ziel, bei Konzerten irgendwo im Nirgendwo, die Titel tragen wie „Krach am Bach“ oder“ Happiness-Festival“. „Da kommst Du morgens an, dann ist irgendwann Soundcheck und dann passierte ganz lange gar nichts mehr“, so Lamberty.

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Die Backstage-Langeweile manifestiert sich in einem der ganz großen Bilder, die wie Fototapeten an der Wand hängen. Schnöde weiße Lamellen bedecken den Großteil des Fotos, daneben ein Stück gewöhnlich braunen Sofas. Es ist das unglamouröse Wartezimmer zur großen Bühne. Aber auch die Landschaften, die sie bereist haben, den Spaß, den die Freunde zusammen haben, hat Lamberty aufgenommen: Den Wald in Polen mit seinen gleichförmigen Stämmen und den besonderen Farben im hellen Licht. Das gemeinsame A-Capella-Einsingen vor dem Auftritt im Kreis, mit sichtbarer Inbrunst. Vom Hotelbalkon hat er die vier am Pool fotografiert, Henning im Wasser, mit Klamotten. Irgendwer hat ihn hineingestoßen. Nun schwimmt er dort auf dem Rücken entspannt grinsend. Die anderen sitzen am Beckenrand, der als steile schräge Linie durch das Bild zieht, fast im goldenen Schnitt. Warmes Licht und Wasserblau beherrschen das Foto. Eine dichte Atmosphäre und wunderschöne Farben machen die Bilder aus, die unkonventionell teils als Tapete, teils als gerahmte Werke überlappend darüber gehängt sind, immer farblich passend in Gruppen. Seit zehn Jahren fotografiert Martin Lamberty schon.

Warum er Fotograf wurde, weiß er nicht. „Das ist einfach so passiert“. Während seine Freude berühmt wurden, entwickelte sich seine eigene Erfolgsgeschichte, legte er einen Bachelor in Fotografie ab, dem bald ein Master folgt. Und so hat Lamberty auch seine eigenen Fans, die zu seiner Ausstellung kommen.

Die Ausstellung im Freiraum, Gottesweg 166a, ist bis zum 25. März zu sehen, dienstags bis donnerstags 16 bis 18 Uhr, samstags nach Vereinbarung.

www.martinlamberty.de

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