Statt WohnraumKölner „Quartier 111“ soll ausschließlich aus Bürogebäuden bestehen

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So soll das „Quartier 111“ aussehen. Auf den Dächern sind Terrassen geplant. (Visualisierung)

So soll das „Quartier 111“ aussehen. Auf den Dächern sind Terrassen geplant. (Visualisierung)

  • Eine Hamburger Immobilienentwicklungsgesellschaft hat das Grundstück an der Ecke Stolberger Straße erworben, um darauf zu bauen.
  • Bezirksvertreter kritisieren das Projekt in Köln-Braunsfeld. Statt neuem Wohnraum sollen im „Quartier 111“ lediglich Bürogebäude entstehen.
  • Doch angesichts der vorangeschrittenen Planung sei es dem Investor nun nicht mehr zuzumuten, noch einmal neu zu beginnen.

Braunsfeld – Die letzten Bewohner sind längst ausgezogen. Doch das Haus an der Eupener Straße, Hausnummer 111, steht immer noch. Das wird sich bald ändern. Die Hamburger Immobilienentwicklungsgesellschaft TAS KG hat das Grundstück an der Ecke Stolberger Straße erworben, um darauf zu bauen, und dafür das letzte verbliebene Wohnhaus abzureißen.

Dem Überbleibsel zu Ehre hat dir Firma allerdings den Namen für sein neues Projekt gewählt: Das „Quartier 111“ stellten der Geschäftsführer Peter Schwarz, Architekt Tim Hupe und der Leiter der Kölner Niederlassung, Axel Dreses, in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal vor.

Kölner Bauprojekt: Quartier wird aus vier Gebäuden bestehen

Die TAS-Unternehmensgruppe wird an der Eupener Straße Bürogebäude errichten. Architekt Tim Hupe präsentierte den ersten Entwurf für das Gelände: Das Quartier wird aus vier einzelnen Gebäuden bestehen. Deren Höhe orientiert sich am benachbarten Bundesverwaltungsamt. Vorgesehen sind drei Gebäuderiegel und ein Zwischenbau, mit etwas räumlichen Abstand, auf dem Menschen sich über das Gelände bewegen können.

Die Riegel erhalten eine gestaffelte Form, mit dem Zweck, dort Dachterrassen anzulegen. Auch die Dächer sollen begrünt werden, genauso wie die Außenflächen, wo auch Bäume stehen sollen. Tim Hupe nannte einen guten Grund dafür: „Grünflächen zu bauen, ist günstiger als befestigte Fläche. Wir werden so viel wie möglich Grün dort realisieren.“

Kölner Bauprojekt: Tiefgarage mit rund 700 Stellplätzen

Unter dem gesamten Areal wird eine zweigeschossige Garage gebaut, für rund 700 Pkw, die allerdings den Arbeitnehmern in den Büros vorbehalten sind. Es wird keine Quartiersgarage. Hinzu kommen rund 1000 Fahrradstellplätze. Es werden Ladestationen und Bikesharing angeboten. „Selbstverständlich wird das Quartier barrierefrei“, betonte Hupe. In der weiteren Planung wird ein genaues Mobilitätskonzept entwickelt. Eines steht jetzt schon fest: „Wir rechnen mit 2000 Arbeitsplätzen und dem dazugehörigen Zielverkehr“, so Hupe.

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Axel Dresen ergänzte: „Wir haben uns intensiv mit dem Verkehr auseinandergesetzt“, betonte er. Die Autofahrer sollten nur nach rechts in die Tiefgarage hineinfahren können und auch nur nach rechts hinausfahren können, so dass kein Rückstau auf der Stolpener und Eupener Straße durch Linksabbieger entstehen wird. Auf Rückfrage der Bezirksvertreter, warum nicht wenigstens zu einem Teil Wohnungsbau vorgesehen sei, betonte Peter Schwarz, dass die TAS bereits 2017 erstmals mit einem Konzept im Gestaltungsbeirat der Stadt Köln vorstellig geworden sei.

Die ersten Entwürfe hätten eine Mischnutzung aus Büro und Wohnen vorgesehen. Eine solche Nutzung sei aber von der Stadt mit dem Hinweis auf das in der Nähe ansässige produzierende Gewerbe nicht gewünscht gewesen. Daher habe man nun nur Bürogebäude geplant.

Kölner Bauprojekt „Quartier 111“: Kritik der Bezirksvertreter

Den Bezirkspolitikern gefällt es nicht, dass kein Wohnraum errichtet werden soll. „Zumindest im hinteren Bereich des Areals wäre Wohnungsbau mit hinreichendem Abstand zu dem produzierenden Gewerbe der Firma Böttcher möglich gewesen“, sagte der stellvertretende Lindenthaler Bezirksbürgermeister Roland Schüler. Dazu habe man nur den Flächennutzungsplan ändern müssen. „Das ist aber von der Verwaltung abgelehnt worden“, ärgerte er sich, „weil sie dort partout nur Gewerbe angesiedelt haben möchte und nicht auf die modernen Konzepte von Nutzungsmischungen setzt.“

Seit mehr als einem Jahr fordere die Bezirksvertretung, dass ihr das Projekt „Quartier 111“ vorgestellt wird, um auf die Planung Einfluss zu nehmen. „Die Verwaltung hat das so lange herausgezögert, bis es nun zu spät ist“, sagte Schüler. Angesichts der vorangeschrittenen Planung sei es dem Investor nun nicht mehr zuzumuten, noch einmal neu zu beginnen.

Auch Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, kritisierte den Plan: „Diese brüske Ablehnung eines Teilwohnkonzeptes wundert mich doch sehr“, sagte er, „vor allem, weil ich eigentlich den Eindruck gewonnen habe, dass alle in Köln doch sehr daran interessiert sind, Wohnraum zu schaffen.“ Seine Frage, ob die Firma TAS denn von ihrem Planungslauf noch in der Lage sei, komplikationslos Wohnen zu integrieren, verneinte der Geschäftsführer. Obwohl es sich erst einmal um einen Generalplan handele, sei es nicht mehr ohne weiteres möglich, so grundsätzlich umzuplanen.

Kölner Bauprojekt;  Stellungnahme der Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung verteidigt die Entscheidung, auf dem Areal ausschließlich Bürogebäude zu errichten. „Aufgrund der städtebaulichen Vorprägung des Grundstücks handelt es sich um ein Gewerbegebiet“, betont Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamts. „Dort ist das Wohnen nur ausnahmsweise für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und -leiter zulässig. Mit dem Ziel, das Vorhaben nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches zu genehmigen, ist eine Wohnbebauung an diesem Standort nicht möglich.“

Es sei richtig, dass Köln einen hohen Bedarf an Wohnraum hat, aber auch Gewerbe- und Büroflächen seien stark nachgefragt. „Da derzeit sehr große Wohnungsbauvorhaben an anderer Stelle umgesetzt werden und das Umfeld des Quartiers 111 heute schon gewerblich geprägt ist, hat sich die Verwaltung mit dem Vorhabenträger auf eine gewerbliche Nutzung verständigt.“

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