Status als Kaderschmiede weiter gewünschtSportschule Müngersdorf stellt sich neu auf

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Dominik Bokk war auch an der Sportschule. Er spielt Eishockey in den USA.

Müngersdorf – Nur ein Katzensprung trennt das Schulgebäude an der Berrenrather Straße vom Geißbockheim, wo der 1. FC Köln zu Hause ist. Es ist nicht groß und relativ unscheinbar, aber ein wichtiger Baustein im Kölner Schulsystem. „Eliteschule des Fußballs“ steht in dicken Lettern an der Eingangstür. Das Label des Deutschen Fußball-Bundes macht darauf aufmerksam, dass die Schule sich der Förderung junger Spitzenfußballer verschrieben hat. Aber nicht nur viele Fußballtalente lernen dort. Auch der Kölner Eishockey Club und der ASV vertrauen der Schule ihre Spitzensportler an.

So ist die Realschule auch NRW-Sportschule, Teil eines Netzes aus mehreren Kölner Schulen, die Nachwuchstalente dabei unterstützen, Sport und Schule zu verbinden. Dazu gehören auch das Apostel-, das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium und das Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg. An der Elsa-Brandström-Realschule sind allerdings in manchen Jahrgangsstufen sogar zwei von drei Klassen Sporttalenten vorbehalten.

Wandel von der Real- zur Gesamtschule

Kölns wichtigste Sportschule befindet sich allerdings im Wandel. Die Realschule wird in den kommenden Jahren auslaufen. Die vier fünften Klassen, die dann neu im Gebäude an der Berrenrather Straße starten, werden zu der neuen Gesamtschule Lindenthal gehören. Es wird einer von zwei Standorten sein. Die Klassen fünf bis sieben werden dort lernen, die höheren Klassen finden ihr neues Zuhause im Gebäude der Ernst-Simons-Realschule in Müngersdorf, die ebenfalls ausläuft.

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Der Neustart bedeutet eine Chance, für die Schulleiterin Beate Weisbarth schon seit Jahren kämpft: „Wir haben immer weniger Anmeldungen von Regelschülern, also von solchen, die nicht die Sportklassen besuchen“, schildert sie. Gleichzeitig bestehe aber seit jeher ein riesiges Interesse von Sporttalenten. „Mit den Anmeldungen der Sportler kann ich regelmäßig zwei Klassen füllen“, so Weisbarth.

Für diese Schüler sieht sie in der Gesamtschule eine sehr gute Anlaufstelle. Das flexible System, das unterschiedliche Schulabschlüsse ermöglicht, biete Kindern die Chance, ihre Schullaufbahn daran anzupassen, wie sich ihre Karriere entwickelt. Denn oft platzt der Traum vom Profisport. Das bestätigt Rainer Maedge, Präsident des Kölner Eishockeyclubs. „Man kann nie wirklich mit Bestimmtheit sagen, das aus einem jungen Sportler mal ein Spitzensportler wird“, sagt er.

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Die Pubertät bringt starke körperliche Veränderungen mit sich – und andere Interessen. Beate Weisbarth hat schon viele Entwicklungen erlebt. „Wenn der Sprung in den Profisport nicht gelingt, ist das für uns absolut kein Scheitern“, sagt sie. „Dann tut sich für sie ein anderer Weg auf. Dann macht der Schüler vielleicht Abitur und studiert.“ Das gelänge allerdings auch immer mehr Sportprofis.

Förderung der Sporttalente

Sie hat bereits seit fast zwei Jahrzehnten Erfahrung mit der Förderung von sportlichen Talenten. Mit den Trainern hat sie ein System etabliert, um die sportlichen Kinder adäquat zu fördern: So ist der Stundenplan an die Trainingszeiten angepasst. Für Schüler, die Nationalspieler sind oder zu Olympischen Spielen reisen und deswegen oft fehlen, gibt es Fördereinheiten, so dass sie trotz Fehlzeiten den Schulabschluss schaffen.

Die Spitzensportler werden vom regulären Sportunterricht befreit und bekommen stattdessen Unterstützungsunterricht. An der Elsa-Brandström-Realschule werden montags keine Klassenarbeiten geschrieben, weil die Kinder oft erst am Sonntagabend spät von Fahrten zu Turnieren zurückkommen. Es gibt feste Strukturen, klare Regeln – und Konsequenzen, wenn sie nicht eingehalten werden. „Wer zu oft zu spät kommt und wenig Engagement in der Schule zeigt, muss dann auch einmal zusätzlich die Schulbank drücken, statt zum Training zu gehen“, so Weisbarth.

Teamfähigkeit, Leistungswille, Spielfreude sind nach Ansicht der Schulleiterin in Sport und Schule gefragt. „Die Trainer und ich haben das gleiche Menschenbild und das gleiche Ziel“, sagt sie. Die Schüler profitieren davon. KEC-Nationalspieler Dominik Bokk lobt seine ehemalige Schule: „Ich bekam dort die volle Unterstützung, so dass ich meinen Schulabschluss absolvieren und mir trotzdem meinen Traum von der Karriere als Eishockeyprofi erfüllen konnte“. Auch Salih Özcan, Profi beim 1. FC Köln und Mannschaftsführer der U20-Nationalmannschaft schließt sich an: „Die Schule an der Berrenrather Straße war fünf Jahre lang meine zweite Heimat. Aufgrund der Nähe zum Geißbockheim konnte ich die wenige Zeit schulisch und sportlich effektiv nutzen und in beiden Bereichen erfolgreich sein.“

Die ersten Schritte

Ob die neue Gesamtschule wieder NRW-Sportschule wird und das Zertifikat des DFB als Eliteschule des Fußball erhält, steht allerdings noch nicht fest. Denn die Gesamtschule bestimmt selbst ihr Profil. Ihre Schulkonferenz wird darüber entscheiden. Da es die Schule noch nicht gibt, ist auch dieses Gremium noch gar nicht vorhanden. Beate Weisbarth wird aus Altersgründen die Leitung nicht übernehmen. Die Lehrer werden sich an der Schule neu bewerben müssen. Weisbarth hält es allerdings für sehr wichtig, dass ihr das Sportprofil mit dem erprobten Konzept erhalten bleibt. „Die Titel Eliteschule des Fußballs und NWR-Sportschule müssen übertragen werden, denn dadurch hat die Schule ein zusätzliches Budget, das sie braucht, beispielsweise um die nötigen Lehrkräfte für die Zusatzförderung einzustellen.“

Auch die Kölner Sportvereine unterstützen den Wunsch. „Die neue Gesamtschule Köln Lindenthal ist eine Möglichkeit, sportbegeisterten Kindern ein ideales Umfeld für ihre persönliche Entwicklung zu geben“, heißt es in der Stellungnahme der Vereine. „Deshalb appellieren wir an die Eltern, ihre sportbegeisterten Mädchen und Jungen dort anzumelden.“ Und Rainer Maedge unterstreicht: „Wir wünschen uns eine Gesamtschule mit mindestens zwei Sportklassen pro Jahrgang.“

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