Steak auf KnopfdruckIn Sülz gibt es Grillfleisch aus dem Automaten

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  • Aus Automaten kann man sich normalerweise Schokoriegel oder Getränkeflaschen ziehen – in Sülz kann man nur für ein paar Euro Fleisch bekommen.
  • Tim Schäfer hat in seinem Veedel Sülz das erste Verkaufsgerät in Köln aufgestellt.
  • Auf Qualität lege der gelernte Schweinezüchter besonderen Wert, sagt er.

Köln-Lindenthal – Wer auf dem Sülzer Auerbachplatz Geld in den neuen schwarzen Automaten wirft und einen Knopf betätigt, bekommt ein Steak oder eine Packung Grillwürstchen. Während das Fleisch in den Supermarktregalen zunehmend Platz für vegetarische Produkte macht, ist es in den Lebensmittelautomaten gerade angekommen. Deutschlandweit werden Schnitzel und Bratwurst immer häufiger per Maschine vertrieben.

Tim Schäfer hat in seinem Veedel das erste Verkaufsgerät in Köln aufgestellt, dessen Sortiment aus Grillgut besteht: Lammlachs ist dort zu haben, Roastbeef und Rostbratwurst. Der Preis liegt zwischen 4 und 12 Euro.

Im Automaten wird die Ware bei zwei bis drei Grad kühl gelagert. Zwischen zwei und sechs Wochen sind die Fleischwaren haltbar. „Doch wir nehmen sie sicherheitshalber vier Tage vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum aus dem Automaten“, sagt Schäfer. Auch das für die Lebensmittelüberwachung zuständige Veterinäramt hatte bei seiner Kontrolle keine Bedenken.

Fleisch für den Kölner Automaten kommt aus dem Allgäu

Schäfer ist schließlich vom Fach. Er ist gelernter Schweinezüchter, hat nach der Ausbildung Agrarwesen studiert und in Agrarmarketing promoviert. Auf Qualität lege er besonderen Wert. „Es handelt sich ausschließlich um Fleisch aus Deutschland, vorwiegend von einer Firma namens Beilerei in Bayern.“ Die dort geschlachteten Tiere tollten vorher im Allgäu über die Wiesen.

Dort, im Süden Deutschlands, böten bereits viele Höfe ihren Kunden die Möglichkeit, sich an Automaten mit Fleisch zu versorgen. In Köln stößt sein Angebot nicht nur auf Begeisterung: In sozialen Netzwerken diskutieren die Viertelsbewohner.

Kölner kritisieren Fleischkonsum

Einige halten den Grillfleischautomaten für eine gute Sache, andere kritisierten den dadurch weiter angekurbelten Fleischkonsum und wünschen sich, dass vegetarische Alternativen wie Grillkäse und Gemüse in den Automaten Platz finden. „Für mich persönlich wäre das nur etwas, wenn schon vor dem Kauf ganz klar ersichtlich wäre, wo das Fleisch herkommt, unter welchen Bedingungen die Tiere gelebt haben und von wem es verarbeitet wurde“, sagt Katharina Schwartz, Mitglied des Kölner Ernährungsrats. Dann könnten die Automaten aber durchaus auch eine neue Vermarktungsmöglichkeit für kleine landwirtschaftliche Betriebe aus der Region darstellen.

Schäfer ist solchen Vorschlägen gegenüber aufgeschlossen: „Wenn die Sülzer sich Biofleisch wünschen oder regionale Gemüseprodukte, dann biete ich das gerne an.“ Er sei weniger ein Fleisch- als ein Automatenfan. Auf seinen Reisen durch die Welt hat er schon viele Geräte gesehen, in Japan solche, die Unterwäsche anbieten, in den Österreicher Alpen einen Sockenautomat für Wanderer mit durchgelaufener Fußbekleidung. Der Marketing-Experte ist sich sicher: „Dem Rund-um-die-Uhr-Angebot gehört die Zukunft.“

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