„Wie eine Escort-Dame“Ex-Mitarbeiterinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Kölner Uni-Professor

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Eine Außenansicht des Hauptgebäudes der Universität zu Köln.

Das Hauptgebäude der Universität zu Köln.

Sexualisierte Belästigung, Machtmissbrauch, Erniedrigung. Die Liste der Vorwürfe gegen einen Kölner Universitätsprofessor ist lang und könnte hohe Wellen schlagen. Der Anwalt dementiert, die Uni untersucht den Fall.

Mehrere ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterinnen erheben schwere Vorwürfe gegen einen Kölner Universitätsprofessor. Die Frauen berichten im Nachrichtenmagazin „Spiegel“ von sexualisierter Belästigung, Machtmissbrauch, Erniedrigung, permanenten Grenzüberschreitungen und Wutausbrüchen des Professors.

Er soll durch „allgegenwärtige sexuelle Andeutungen“ und „rassistische Äußerungen“ aufgefallen sein und eine Atmosphäre von „Angst und Paranoia“ geschaffen haben. Die Universität zu Köln hat ein Disziplinarverfahren eingeleitet, der Anwalt des Professors weist die Anschuldigungen gegenüber dem „Spiegel“ zurück.

Machtmissbrauch an Universität Köln? Ex-Mitarbeiterin fühlt sich „wie eine Escort-Dame“

Eine der Frauen berichtet, der Professor habe sie zu sich ins Büro gebeten, um eine Meinung zu seinen Kleidungsstücken einzuholen. Dabei soll er sich vor ihr teils bis auf die Unterhose ausgezogen haben. Zuvor soll er darauf geachtet haben, dass er mit seiner Mitarbeiterin ungestört blieb. Die gleiche Mitarbeiterin sollte den Professor demnach außerdem etwa 20-mal in ein Striplokal begleiten.

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Sie habe sich „wie eine Escort-Dame“ gefühlt, berichtet sie im „Spiegel“. Der Anwalt des Professors dementiert die Berichte als „absurd und falsch“. Sich am Lehrstuhl gegenseitig zu neuer Kleidung zu befragen, sei nicht sozial anstößig, der Professor habe sich in diesem Zusammenhang nicht ausgezogen. Etwaige Besuche in Stripbars seien „reine Privatveranstaltungen auf freiwilliger Basis“ gewesen, sagte der Anwalt dem „Spiegel“. Sein Mandant habe nie zum Mitkommen gedrängt.

Kölner Professor soll Mitarbeiterin in Striplokal mitgenommen haben

Eine andere Mitarbeiterin soll der Professor am Rande einer Weihnachtsfeier ebenfalls zu sich ins Büro geholt und die Tür verschlossen haben. Anschließend sei er ihr auf dem Sofa sehr nah gekommen, habe gegen ihren Willen ein Foto von ihr gemacht und ihr auf die Wange geküsst, sagte die Frau.

Der Anwalt entgegnet, der Professor habe sich nicht unangemessen verhalten, nie Frauen ungebeten auf die Wange geküsst und die Tür aus Gründen der Vertraulichkeit geschlossen, aber nicht verschlossen.

Als zwei der mutmaßlich betroffenen Frauen diese und andere Erfahrungen bei der Rechtsabteilung der Universität ansprachen, sollen sie nicht ernst genommen worden sein. So sei versucht worden, ihre Glaubwürdigkeit infrage zu stellen. Die Uni teilte mit, über Inhalte dieser Gespräche sowie über die Einzelheiten des Disziplinarverfahrens aus Gründen der Vertraulichkeit keine Auskünfte zu geben. „Die Angelegenheit“ sei „noch nicht endgültig abgeschlossen“. Grundsätzlich nehme man Beschwerden ernst, Anschuldigungen würden „im Rahmen strukturierter Abläufe“ untersucht. (hol)

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