Sülzer kreieren Kölsch-AlternativeWo es „Lieber Waldi“ in Köln bereits zu kaufen gibt

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Waldi-Bier 003

Dustin Liebenow und Julian Walter haben mit „Lieber Waldi“ ein Gebräu als Alternative zum Kölsch kreiert

  • Kölsch kennt der Kölner – und er liebt es.
  • Doch so manch einer freut sich auch über Alternativen.
  • Die Sülzer Dustin Liebenow und Julian Waldner haben welche im Angebot.

Köln-Sülz – Dustin Liebenow und Julian Waldner machten jahrzehntelang das, was Kölner nun einmal so tun: „Wir haben 20 Jahre ganz normal Kölsch getrunken“, erzählt Liebenow. Dann schwappte die Craft-Bier-Welle aus den USA nach Deutschland herüber, erfasste sie und trieb sie zu neuen Horizonten – jenseits der geschmacklichen Grenzen von Otto-Normalkölschtrinker. So ähnlich beschreiben die beiden Sülzer den Ursprung ihrer Idee, in ihrem Heimatviertel ein eigenes Bier herzustellen.

In Walters Küche brauten sie die ersten 50 Liter. Er erinnert sich an das erstaunliche Ergebnis: „Es war ein Bier, dass wir wirklich gut trinken konnten.“ Das Waldi-Bier war geboren. Der richtige Name „Lieber Waldi“ setz sich aus den beiden Nachnamen der jungen Brauer zusammen. Passenderweise ist ein Dackel das Symboltier des Kreativbieres der beiden Sülzer.

Und nein, es ist kein Kölsch. Aus einem einfachen Grund: „Ganz abgesehen davon, dass es in Köln gebraut werde müsste, wir aber mittlerweile in einer Brauerei in Hürth als Untermieter das Bier herstellen“, erzählt Waldner, „ist der Markt in Köln mit den verschiedenen Kölschsorten einfach schon gut abgedeckt.“ Liebenow ergänzt: „Der Kölner kennt nur sein Kölsch. Das fanden wir traurig.“

Kölner Bierbrauer hatten die Qual der Wahl

Waldner, Küchenchef im Hyatt, stöberte in den unterschiedlichsten Rezepten, stieß auf viele verschiedene Hopfen- und Malzsorten, unterschiedlichste Aromen und Geschmäcker – fernab der Erzeugnisse industrieller Massenproduktion, auf unendliche Möglichkeiten an Variationen. Dabei gewann Liebenow eine wichtige Erkenntnis: „Wenn jemand ein Craft-Bier probiert hat, das ihm nicht schmeckt, bedeutet das nicht, dass er die handgebrauten Biere nicht mag, sondern eben nur dieses.“ Zu unterschiedlich sind die Produkte.

Auch die beiden Jungbrauer hatten die Qual der Wahl: Sollten es ein untergärig gebrautes Helles sein, ein obergärig gebrautes Kölsch, ein dunkles Stout, ein fruchtiges Pale-Ale, ein Rotbier oder ein Sauerbier? Sie entschieden sich für drei Sorten: für ein Helles, ein belgisch Blondes und ein Pale Ale. Waldner entwickelte spezielle Rezepturen. Liebenow, Leiter der Designabteilung von meinestadt.de entwarf die Etiketten.

„Lieber Waldi“ heißt das Helle. „Es ist ganz leicht fruchtig“, schildert Waldner, „weil wir das mit einem Mandarina-Bavaria-Hopfen hergestellt haben, ein spezieller Hopfen aus Bayern, der gewisse Zitrusnoten in das Bier gibt. Zu jedem Bier gibt es auf der Rückseite eine kleine Geschichte. Die mit dem Titel „Mein Revier“ ist auf dem Hellen zu lesen und stellt das Labeltier kurz vor. „Waldi ist ein Chaot, der gerne einmal einen trinken geht, ein Lebemann, vielmehr ein Lebedackel“, charakterisiert Liebenow das Flaschentier.

Kölner durften neues Bier vorerst nicht verkaufen

Waldner fährt fort: Das „Sülzer Schick“ ist ihr belgisch Blondes. „Es hat auch ein bisschen mehr Prozent als das Helle, schon sechs oder sieben Prozent, ist aber auch wesentlich gehaltvoller und vollmundiger ist.“ Mit dem Bier bekommt der Kunde das nächste Kapitel der Waldi-Story: Sie handelt von seinem Ausflug in den Salon Schick in Sülz, wo er sich Pfotenkrallen und das Fell stutzen lässt.

„Kalte Schnauze“ ist die jüngste Kreation des Duos, das Spätsommerbier. Die dazu gehörende Geschichte: „Es ist immer noch heiß“, erzählt Liebenow. Waldi gönnt sich in der prallen Sonne noch einmal ein neues Bierchen.“ Es ist ein obergäriges Bier mit leichten Fruchtnoten im englischen Stil.

Dass die beiden in Sülz so manche ungewöhnlichen Hopfensäfte zusammenbrauen, hat sich herumgesprochen – die Hobbybrauer erhielten zahlreiche Anfragen von Kölnern, die das Waldibier probieren wollten. Das allerdings stellte sie vor ein Problem: „Wir durften es ja nicht verkaufen“, schildert Liebenow. Das ist mittlerweile anders. Das Brauerteam hat eine GBR gegründet und ein Gewerbe angemeldet. „Lieber Waldi“ steht jetzt in einigen Kühlregalen in Sülz und in der Südstadt, wie im „Deli“ und dem Geschäft „Bier macht schön“ an der Berrenrather Straße, im Büdchen Casablanca an der Sülzburgstraße im Klettenberger Hof an der Siebengebirgsallee und in der Pastawerkstatt an der Bonner Straße.

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