Teuer wohnen in Köln-BraunsfeldMieter an der Eupener Straße fühlen sich abgezockt

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Die Mieter der Häuser an der Eupener Straße 55a-f wehren sich gegen die Nebenkostenabrechnung seitens der Buwog. 

  • Die Mieter des Parks Linné in Köln-Braunsfeld wehren sich gegen undurchsichtige Nebenkosten-Steigerungen.
  • Der Kauf der Verwaltungsfirma durch die Vonovia lässt Böses ahnen. Das größte deutsche Wohnungsunternehmen ist berüchtigt für hohe Kosten.
  • Auch in Bayenthal werden Vonovia-Mieter zur Kasse gebeten.

Braunsfeld – Die „Schokoladenseite des Wohnens“. Sie eröffnet sich den Mietern des Park Linné in Braunsfeld. So werben die Eigentümer der Häuser auf dem ehemaligen Sidol-Gelände an der Eupener Straße für ihre Wohnungen. Doch für viele stellt sich dann doch kein ganz so süßes Wohngefühl ein, denn wer dort mietet, muss sich auf gesalzene Preise einstellen – und das hat nicht nur mit dem hohen Mietpreisspiegel in Köln zu tun.

Unerklärlich steigende Nebenkosten lassen die Mieter vermuten, dass manche Immobilienfirmen ein ganz neues Geschäftsmodell entdeckt haben: eine sehr spezielle Art ihrer Errechnung. Der Ansicht sind jedenfalls rund 50 Bewohner der Eupener Straße 55a-f, die sich nun gegen diese Kosten wehren möchten. Sie fühlen sich abgezockt.

470 Euro Nachzahlung

Namentlich möchten sie nicht genannt, werden, legen aber ihre Kosten offen: Ein Ehepaar zahlt für seine 86-Quadratmeter-Wohnung 1213 Euro und dazu 300 Euro Nebenkosten. Wie andere Mieter, wird das Paar aber nun mit einer Nachforderung konfrontiert, in Höhe von 470 Euro – und einer künftigen Erhöhung der Nebenkosten um monatlich 40 Euro. Eine Nachbarin muss für 118 Quadratmeter, knapp 1.800 Euro kalt berappen. Die Nebenkosten sollen ab Januar 450 Euro betragen. Insgesamt beläuft sich die Miete dann also auf 2.250 Euro. Die Liste von Mietern, denen die Kostensteigerung nicht mehr geheuer sind, ist lang.

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Rund 50 Personen haben sich zusammengetan, bei der Suche nach dem Grund. In der Nebenkostenabrechnung seien neue Posten aufgetaucht, schildern sie bei einem Treffen, und einige „raketenartig gestiegen“. Der große Unmut der Mieter richtet sich nicht gegen die Eigentümerin der Wohnungen, das Unternehmen Aberdeen, sondern gegen die Hausverwalter.

Für die Reinigung aller Wohnungen beispielsweise veranschlagte die Hausverwaltungsfirma Buwog 2016 noch für alle verwalteten Wohnungen 8.200 Euro. Im Jahr 2017 stiegen sie dann um 122 Prozent auf 18.200. Die Kosten für den Hausmeister beliefen sich 2016 auf 12.500, stiegen dann 2017 auf 19.500 und im folgenden Jahr gar auf 29.500 Euro. Ganz neu in der Nebenkostenabrechnung waren Wartungskosten für den Lüfter im Bad.

„Den haben wir jahrelang unproblematisch selbst gereinigt“, schildert der Mieter. Doch plötzlich kam der Hausmeister mit seinem Staubsauger, für einige Minuten, was pro Mieter mit 120 Euro zu Buche schlug. Insgesamt legte die Buwog dafür 11.300 Euro auf die Mieter um“, sagt der Mann.

Wechsel der Verwaltung

Misstrauisch macht sie auch der Wechsel der Hausverwaltungsfirma: Die ehemalige Verwaltungsfirma Preselios wurde vor einigen Jahren von der Buwog übernommen – bevor letztere selbst geschluckt wurde, und zwar von der Vonovia, dem größten deutschen Dax-Unternehmen. Dessen größter Anteilseigner ist der US-Vermögensverwalter Blackrock, Hauptaufgabe der Aktiengesellschaft: Gewinnmaximierung seiner Aktionäre.

Während der Kurs der Vonovia an der Deutschen Börse in den vergangenen Jahren rasant stieg, sank der Ruf des Unternehmens im Land. Wo auch immer es Immobilien verwaltet oder auch selbst besitzt, klagen die Mieter über die Nebenkosten. Die Vonovia liegt mit Mietern im Clinch, in Berlin, Hamburg, Dresden, Hannover, Potsdam, Konstanz, Köln, Magdeburg und Witten. Der Grund immer wieder: steigende Nebenkosten, in unterschiedlichen Spielarten.

Streit um Heizkosten

In einer Vonovia-Wohnanlage in Bayenthal drehte sich der Streit um die Heizkostenabrechnung. Ein Hausbewohner, Rechtsanwalt Burkhardt Krems, hat gerade einen Rechtsstreit gegen das Unternehmen über die in den Nebenkostenabrechnungen veranschlagten Heizkosten gewonnen, die irgendwo verpufften, jedenfalls nicht von den Mietern verbraucht worden waren. So befand das Gericht. Im Fall der Hausbewohner an der Eupener Straße 55 a bis f weist die Buwog die Vermutung zurück, ihre neue Eigentümerin könnte etwas mit den Nebenkosten-Erhöhungen zu tun haben: „Wir wurden erst im Jahr 2018 von der Vonovia übernommen“, sagte Pressesprecher Michael Divé.

Weil es seitens der Mieter Beschwerden gegeben hätte, habe die Buwog aber bereits Ende 2016 den Dienstleister gewechselt. Der sei keine Tochtergesellschaft der Vonovia. Seitdem habe sich die Situation für die Mieterinnen und Mieter deutlich verbessert. „Der Wechsel des Dienstleisters war auch mit einer Preissteigerung verbunden“, so Divé. Jedoch bewegten sich die Preise absolut im Marktniveau. Die Gebäudereinigungskosten seien sogar günstiger als der Durchschnitt. Die kritisierten Lüfter-Reinigungen seien als Einzelleistung mittlerweile gekündigt und anders vergeben worden. Für 2019 würden diese auf 28 Euro pro Lüfter sinken.“

Wartung der Lüfter ist Mietersache

Rechtsanwalt Burkhardt Krems überzeugen diese Ausführungen nicht: „Eine solche Kostensteigerung dürfte dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit widersprechen, die der Vermieter zu beachten hat“, betont er. Zunächst müsse er nachweisen, dass es tatsächlich erhebliche Mängel bei der bisherigen Hausreinigung gab.

„Der Vermieter darf nicht einfach den Vertragspartner wechseln, wenn es dadurch wesentlich teurer wird, wie hier“, betont Krems. Und er darf nicht auf „Marktüblichkeit“ setzen, sondern müsse konkrete Angebote einholen und vorlegen. Er dürfe auch ohne plausiblen Grund nicht den Umfang der Reinigungsarbeiten ändern. „Die Reinigung der Lüfter in den Wohnungen ist nicht Vermietersache und darf deshalb nicht vorgenommen und als Wartung abgerechnet werden“, so Krems. „Ich kenne kein Mietobjekt, wo dafür der Hausmeister kommt. Das dürfte auch dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit widersprechen, weil der Mieter es selbst machen kann.“ Die Position sei nicht erstattungsfähig.

Nicht umlagefähige Kosten

Hans Jörg Depel, Sprecher des Mietervereins, teilt die Ansicht von Krems: „Auch unsererseits wird die Kostensteigerung in den Objekten an der Eupener Straße überprüft“, sagt er. „Dort treten Kostenpositionen auf, mit denen wir häufig bei Gesellschaften wie der Vonovia konfrontiert sind. Dabei handelt es sich oft um Hausmeister-, Hausreinigungs- oder Gartenpflegekosten, die unheimlich hoch und teilweise gar nicht umlagefähig sind“, so Depel. „Da werden Kosten künstlich erzeugt.“

Die Bewohner der Eupener Straße 55 können die Kostensteigerung vor allem auch deswegen nicht nachvollziehen, weil sich ihrer Ansicht nach die Leistungen der Hausverwaltung nicht verbessert, sondern verschlechtert hätten. „Die Arbeiten, die uns in Rechnung gestellt werden, werden gar nicht erledigt“, ärgert sich Mieterin Ursula White. „Der Garten ist verkommen. Die Treppenhäuser werden nicht richtig geputzt.“

Scheu vor dem Gerichtsverfahren

Zweimal im Jahr komme eine Gartenfirma. Sonst mache alles der Hausmeister, den sie mit den Hausmeisterkosten sowieso bereits bezahlen würden. Wenn seine Arbeiten, wie die Reinigung des Lüfters, dann wieder in der Abrechnung auftauchen, würden die Mieter das doppelt bezahlen. Entscheiden muss letztendlich ein Gericht. Die meisten Mieter scheuen sich jedoch, wegen ein paar Hundert Euro ein Gericht zu bemühen. Und das, so finden die Mieter an der Eupener Straße 55, sei allein schon ein geldwerter Vorteil für Unternehmen der Immobilienbranche, der sich gerade aufgrund der Vielzahl der von der Buwog/Vonovia verwalteten Wohnungen in kräftigen Gewinnen niederschlagen könnte.

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