Umbau der BerrenratherDie Sülzer werden immer weiter vertröstet

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Bürger und Politiker trafen sich zur Bestandsaufnahme am Nikolausplatz.

Bürger und Politiker trafen sich zur Bestandsaufnahme am Nikolausplatz.

  • Umbau der Berrenrather Straße zwischen Sülzgürtel und Universitätsstraße verzögert sich deutlich

Sülz – Jedes Kind kennt das Gefühl. Da wird vor seinen Augen ein schöner Luftballon aufgeblasen - und dann zerplatzt er plötzlich. So ähnlich dürften sich derzeit manche Sülzer fühlen.

Mit viel Eifer haben sie auf Einladung der Stadt in zwei Bürgerwerkstätten im Jahr 2014 und 2015 mit Fachleuten geplant, wie die Berrenrather Straße zwischen Sülzgürtel und Universitätsstraße umgestaltet werden soll. Die erarbeiteten Ideen flossen in die Planungen der Stadtverwaltung ein. 2016 stellte sie ihr Ergebnis den Bürgern im Bezirksrathaus vor. Der Umbau sollte im Sommer 2017 beginnen, der Stadtrat stellte im selben Jahr bereits 1,5 Millionen Euro dafür in den Haushalt ein.

Umbau war für 2017 geplant

Dann wich die Vorfreude auf den Umbau der Enttäuschung über den ausbleibenden Baubeginn. Bei einem Ortstermin erläuterten Kommunalpolitiker den vor den Kopf gestoßenen Sülzern den Status Quo. "Ich habe jedes Jahr nachgefragt wann es denn nun soweit sein soll", sagte Sabine Pakulat (Grüne), Mitglied des Stadtrats, "2017 hieß es 2018, dann hieß es 2019.

Nun soll der Umbau 2020 beginnen und 2022 fertig sein. Auch der stellvertretende Lindenthaler Bezirksbürgermeister Roland Schüler ist enttäuscht. "Die Energie, mit der die Verwaltung das Projekt am Anfang vorwärts getrieben hat, ist verpufft."

Wie sahen die erarbeiteten Pläne aus?

Bürger und Interessengruppen hatten mit Hilfe von Fachleuten ein beachtliches Ergebnis erarbeitet: Auf der Strecke soll die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern gelten. Statt elf Metern soll die Fahrbahn künftig nur noch neun Meter breit sein.

Sie wird an beiden Seiten einen 1,50 Meter breiten Schutzstreifen für Radfahrer erhalten plus eine jeweils 50 Zentimeter breite Schutzzone, die sie von den parkenden Autos trennt. Die Bürgersteige werden an jeder Seite einen Meter breiter und bieten Platz zum Flanieren und für Außengastronomie. Wo es die Leitungen, die in der Erde verlaufen, zulassen, sollen Bäume gepflanzt werden.

In Höhe der Nikolauskirche wird die Straße so umgestaltet, dass zusammen mit dem Eingangsbereich der Kirche ein Platz entsteht, der künftig das Herz des Viertels sein könnte. Zusätzlich sollen an vier Stellen Doppelzebrastreifen mitsamt schmalen Verkehrsinseln zwischen den Fahrspuren den Fußgängern das Überqueren der Straße erleichtern.

Anwohnerparken soll eingeführt werden

An den Kreuzungen Berrenrather Straße/Sülzgürtel und Berrenrather Straße Weyertal sollen Kreisverkehre oder moderne Ampelanlagen entstehen. Auch weil durch den Umbau viele Parkplätze wegfallen, soll in Sülz nun Anwohnerparken eingeführt werden. Das wird nun wahrscheinlich deutlich schneller umgesetzt als die Umbaupläne selbst.

Warum verzögert sich die Umsetzung der Pläne? "Bei den Ergebnissen der Bürgerwerkstätten handelte es sich nur um Vorplanungen, um ein Konzept für die Straßenraumgestaltung und die flächengerechte Aufteilung der vorhandenen Breiten für alle Verkehrsteilnehmer zu entwickeln", sagt Jürgen Müllenberg, Pressesprecher der Stadt. „Damit ein Bauvorhaben umgesetzt werden kann, muss die Planung weiter konkretisiert werden.“

Es bedürfe einer Entwurfs- und Ausführungsplanung. Auf der 1,2 Kilometer langen Straße seien viele Details zu planen, beispielsweise müssten die taktilen Leitelemente für sehbehinderte Menschen verortet, mit Landschaftsarchitekten die Gestaltung der Platzflächen erarbeitet werden. Mit Unternehmen, die im Boden Leitungen verlegen, der Rhein-Energie, den Stadtentwässerungsbetrieben und anderen, müssten die Arbeiten abgestimmt und koordiniert werden.

„Die Vorplanungen soll bis zum zweiten Quartal 2019 abgeschlossen sein“, sagt Müllenberg. „Dann erfolgen Ausschreibung und Vergabe. Das dauert etwa zwölf Monate. Baubeginn könnte dann das zweite Quartal 2020 sein. Die Bauzeit wird zwei Jahre betragen.“

Was sagen die Sülzer? Das langsame Tempo kann Roland Schüler nicht nachvollziehen. „Wir waren schon weit über das Stadium der Entwurfs- und Vorplanung hinaus“, betont er. „Sonst hätte der Stadtrat das Geld doch nicht in den Haushalt eingestellt.“

„Wenn es nun noch länger dauert, bis die Berrenrather Straße umgebaut wird, dann wird der Umbau des Verkehrsknotenpunkts an der Luxemburger Straße, Militärring vielleicht doch gleichzeitig stattfinden“, benannte Sabine Pakulat eine Gefahr.

Anlieger tragen die Hälfte der Kosten

Und der Sülzer Marcel Hövelmann eine weitere: „Wenn es sich so lange verzögert, werden vermutlich auch die Baukosten steigen“, mutmaßte er. „Und die Hälfte des Gesamtbetrags, der sich derzeit immerhin schon auf 3 Millionen beläuft, müssen ja die Anlieger bezahlen. Das wird ihnen nicht gefallen.“

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