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Vekehrssorgen an MoltkestraßeWeidener fühlen sich von der Stadt übergangen

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Fußgänger haben oft Schwierigkeiten, die Moltkestraße zu überqueren. (Archivbild)

Weiden – Zwei Poller hat die Stadtverwaltung an der Moltkestraße aufgestellt. Einige Anwohner halten das für einen Scherz. Lachen können sie darüber allerdings nicht. Beatrix Ahrens, Kornelia Betmann und Angelika van Putten ärgern sich und haben den Weidener Bezirksvertreter Horst Nettesheim (CDU) sowie Nachbarn zum Gespräch über die Situation an der Straße geladen.

Das Thema ist nicht neu: Schon im vergangenen Jahr waren die Frauen in einer Sitzung des Stadtteilparlaments zu Gast, mit 360 Unterschriften von Anwohnern im Gepäck und einem Vorschlag, um die vielbefahrene Moltkestraße sicherer zu machen.

Die Straße verbindet Brauweiler und die Aachener Straße und wird gerne vom Durchgangsverkehr benutzt. Zudem sind in der Nähe etliche Neubaugebiete entstanden, deren Bewohner das Verkehrsaufkommen auf der schmalden Straße anschwellen lassen.

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Der Verbesserungsvorschlag der Anwohner

Die Höchstgeschwindigkeit sollte möglichst auf 30 Stundenkilometer reduziert werden, zudem solle die Straße zwei Zebrastreifen mit Verkehrsinseln erhalten, einen auf dem Weidener Teil, etwa auf Höhe der Albert-Kindle-Straße, der in Richtung Friedhof und zum Gartenweg führt, und einen anderen auf der Höhe Saarstraße in Lövenich.

Die Ideen überzeugten die Bezirksvertreter. Das Stadtteilparlament beauftragte, die Verwaltung, den Verkehr auf der Moltkestraße zu zählen und – wenn nötig – die Fußgängerüberwege einzurichten und die Höchstgeschwindigkeit zu senken.

Die Stellungnahme der Verwaltung

Die Verkehrszählungen hätten ergeben, dass deutlich weniger Fußgänger die Straße queren würden, als nach den Richtlinien zur Anlage und Ausstattung von Fußüberwegen erforderlich sind. Um die Sichtbeziehungen zwischen Autofahrern und Fußgängern zu verbessern, seien dafür in Höhe der Albert-Kindle-Straße auf dem Gehweg Poller installiert worden, die verhindern, dass dort PKW parken.

Die Höchstgeschwindigkeit könne auf der Moltkestraße ebenfalls nicht reduziert werden, so heißt es in der schriftlichen Stellungnahme der Verwaltung, weil sie eine Hauptstraße sei und zum sogenannten Vorbehaltsnetz gehöre. Dabei handele es sich um ein Netz von Vorfahrtsstraßen, die aufgrund ihrer Verkehrsbedeutung, Charakter und Ausbau, nicht innerhalb von Tempo 30-Zonen liegen sollen.

Kritik an dem Argument der Richtlinien

Die Anwohner und Politiker kritisieren diese Entscheidung. „Die Verwaltung hat uns offensichtlich gar nicht zugehört“, so Betmann, „sie hat sich mit unseren Argumenten gar nicht beschäftigt. Und auch CDU-Vertreter Horst Nettesheim kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. „Die Verwaltung hat ja durchaus das Ermessen, von den Richtlinien abzuweichen.“ Angesichts der aktuellen Verkehrsentwicklung sei es an der Zeit diese einmal auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen.

Kritik der Anwohner am Argument der Hauptstraße

Die Bezirkspolitiker und Anwohner argumentieren umgekehrt: Sie sind der Ansicht, dass die Moltkestraße aufgrund ihrer Funktion und Beschaffenheit keine Hauptstraße sein sollte. „Sie ist für zwei Spuren, den Busverkehr und parkende Autos viel zu eng“ sagt Ahrens. „Sie müsste eigentlich eine Einbahnstraße sein.“ Nettesheim sieht das ähnlich: „Hier wird eine Wohnstraße von Autofahrern als Einfallstraße genutzt“, betont er.

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„Es wäre schön, wenn man sich einmal ansehen würde, wie sich die Straße entwickelt hat. Sie war früher vielleicht einmal ein besserer Feldweg. Man hat sie dann asphaltiert und in der Nähe tausende Wohnungen gebaut. Die Stadt baut ein ganzes Viertel und kümmert sich überhaupt nicht darum, wie der Verkehr sich entwickelt. Weil die Straße zu schmal sei, dürften die Autos zur Hälfte auf den Bürgersteigen parken, was nach der Straßenverkehrsordnung nicht erlaubt sei.

In diesem Fall würde die Verwaltung nicht auf Einhaltung der Regeln pochen, obwohl die Gehwege nicht mehr die vorgeschriebene Breite hätten.

Kritik an der Zählung der querenden Fußgänger

Kornelia Betmann hält die Anzahl der querenden Fußgänger nicht für das richtige Argument, um auf den Fußgängerüberweg zu verzichten. „Viele Menschen gehen doch gerade deswegen nicht zu Fuß, oder fahren nicht mit dem Rad, weil es so schwierig ist die Moltkestraße zu überqueren oder auf ihr zu radeln“, betont sie. In Weiden würden Familien ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Schule fahren als sie über die Moltkestraße gehen zu lassen.

„Eine Familie, die hier an der Straße ein Haus gekauft und kleine Kinder hat, möchte es jetzt wiederverkaufen“, schildert sie. „Die Eltern finden die Moltkestraße einfach zu gefährlich.“ Die Anwohner fühlen sich mit ihren Sorgen nicht ernst genommen. Sie wollen weiter dafür kämpfen, dass die schmale Straße vor ihrer Haustür nicht weiter eine große Gefahr ist. Auch die Bezirkspolitiker möchten ihre Entscheidung nicht hinnehmen. „Wir werden uns auf jeden Fall noch einmal damit befassen“, sagt Nettesheim.

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