Versteckte Idylle in MarsdorfBrot und Kuchen zwischen Rosen und Hortensien
Beckesr Backhaus in Marsdorf
Copyright: Susanne Hengesbach
- Bewirtete Hinterhöfe, Restaurant-Tische inmitten einer Blütenpracht und idyllische Gärtchen zum Speisen und Verweilen gibt es in Köln mehr als man denkt.
- In leicht versteckter Lage in Marsdorf bietet ein Bäckermeister Brot, Kuchen und gutbürgerliche Küche.
- Wir haben Daniel in seinem Backhaus mit Rosengarten besucht.
Autofahrer, die aus Köln kommen, müssen auf die Bremse treten. Rechtzeitig. Nicht erst, wenn sie auf Höhe des Mediamarkts sind. „Dann sehen sie uns nur im Rückspiegel“, sagt Daniel Beckers. Das ist das Problem des 47-Jährigen. Er – beziehungsweise sein Betrieb in Marsdorf – liegt zu versteckt. Beckers ist eigentlich „ne Porzer Jung“, wie er sagt. Und zwar einer, der in den zurückliegenden Wochen etliche schlaflose Nächte hatte. Denn während die große Mehrheit der Kölner ruhte, stand er in seiner Backstube. Anschließend, wenn er ausgeliefert hatte, machte er für drei Stunden seinen Betrieb auf. „Gucken, dass man nicht aus den Köpfen der Leute verschwindet“, lautete seine Devise während des Lockdowns.
Beckers ist Bäcker. Nach seiner Ausbildung in der Großbäckerei Hardt und späterer Meisterschule lotste ihn der Zufall zurück in den Kölner Westen, wo er zwischendurch bereits anderthalb Jahre als Geselle gearbeitet und „viele Rezepte entwickelt“ hatte.
Zwischen Rosen sitzen
„Ich wollte angeln gehen und mir ein bisschen Räucherfisch zur Verpflegung mitnehmen“. Da habe ihn Wolfgang Bremer, der damalige Inhaber der in Marsdorf ansässigen Wildlachsräucherei, angesprochen, ob er nicht das benachbarte Bistro übernehmen wollte.
Als der neue Pächter am ersten Juli 2020 frohgemut in seinem frisch eröffneten „Beckers Backhaus“ stand, passierte das Allerschlimmste – nämlich gar nichts. „Es war die Vollkatastrophe. Keiner kam.“ Beckers musste die Zähne zusammenbeißen, bis sich herumgesprochen hatte: Der alte Bäcker ist wieder da. Es gibt wieder das Nuss-Schwarzbrot oder den Mohnkuchen und Kirschstreusel vom Blech.
Beckers wollte jedoch von Anfang an nicht nur Bäcker sein, sondern er erkannte den Reiz des Innenhofs und eröffnete sein lauschiges Gartenrestaurant, wo man zwischen Rosen und Hortensien sitzt und von der stark befahrenen Straße draußen nichts hört.
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Der Blick auf das Backsteingemäuer der gepflegten alten Hofanlage mit ihren Sprossenfenstern und grünen Fensterläden zog nicht nur Berufstätige aus der Nachbarschaft an, sondern lockte auch manchen etwas entfernter wohnenden prominenten Kunden herbei. Heino sei früher öfters gekommen, erzählt Beckers. Toni Schumacher habe morgens früh an die Scheibe geklopft, wenn er Brötchen haben wollte, und Reiner Calmund bestellte Grünkohl mit Mettwurst „aber ohne Kartoffeln, ich bin am Abnehmen“.
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Als am vergangenen Wochenende ganz Köln über die Hitze stöhnte, lief Beckers geradezu zur Hochform auf. „Ich bin ein Frostköttel“, gibt er zu. Schon für einen kurzen Gang ins Kühlhaus zieht er sich eine Jacke über, und Skiurlaub wäre für ihn ein Horrortrip. Vor allem mittwochs, wenn er von 17 bis 21 Uhr vor der Riesenpfanne gestanden hat, um seinen Gästen Reibekuchen zu braten – mit Räucherlachs, Matjesfilets oder gebratener Blutwurst (jeweils 11,90 Euro) freut er sich auf die ausgiebige heiße Dusche danach.
Weil ein Großteil seiner berufstätigen Stammgäste coronabedingt im Homeoffice arbeitet, hat Beckers zurzeit eine kleinere Karte. Frühstück – vom kleinen (3,40 Euro) bis zum Kapitänsfrühstück mit Büsumer Nordseekrabben und zwei Spiegeleiern (13,90 Euro) – gibt es auf Wunsch auch noch um 14 Uhr.
Ansonsten bietet die Karte gute bürgerliche Küche. Zu den Rennern gehören ungeachtet der Sommerhitze die Rheinische Kartoffelsuppe (5,50 Euro), der bunte Salat mit frisch gemachten Bratkartoffeln und Spiegelei (10,90 Euro), das gebratene Rotbarschfilet mit Remouladensoße, Bratkartoffeln und Salat (14,50 Euro) oder das Bauernschnitzel mit Schmorzwiebeln und Salat (13,50 Euro). Beckers Backhaus, Dürener Straße 437, Marsdorf. Telefon: 022 34/93 64 96. Öffnungszeiten: montags bis freitags 9-16 Uhr, mittwochs, am Reibekuchentag, 17-21 Uhr, samstags 8-16 Uhr. Sonntags und feiertags Ruhetag.