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Viktor-Scheffel-HausLindenthaler Altenheim schließt

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Das Viktor-Scheffel-Haus wird geschlossen. Der Eigentümer hat es bereits verkauft.

Das Viktor-Scheffel-Haus wird geschlossen. Der Eigentümer hat es bereits verkauft.

Lindenthal – Was das letzte Zuhause im Leben der alten Menschen sein sollte, ist für einige zu einem kurzen Zwischenstopp geraten. Manche Senioren sind erst im vergangenen Jahr ins Viktor-Scheffel- Haus gezogen. Nun macht das Alten- und Pflegeheim dicht. Anfang dieses Jahres erfuhren die Bewohner und ihre Angehörigen, dass ihre Verträge zum 31. Juli gekündigt werden und sdie betagten Bewohner ausziehen müssen.

Am 1. August tritt das neue Alten- und Pflegegesetz in Kraft. Danach sind neue Standards in der Heimbetreuung verpflichtend. Die Seniorenheime müssen zu 80 Prozent Einzelzimmer anbieten. Jedes Zimmer muss zumindest mit sanitären Anlagen ausgestattet sein, jede Etage einen eigenen Gemeinschaftsraum haben. Die Einrichtungen müssen barrierefrei sein.

Heime rüsten seit Jahren um

Seit einigen Jahren rüsten die Kölner Heime um. Doch für das Viktor-Scheffel-Haus scheidet diese Möglichkeit dem Eigentümer zufolge aus: „Ein Umbau ist für uns wirtschaftlich nicht machbar", sagt Lutz Tschapke. Das Heim bestehe aus zwei Häusern mit 85 Plätzen, das vordere Haus verfügt über 60, das hintere über 25 Plätze. Das Hinterhaus hat keinen Fahrstuhl. Deswegen sei es nach den neuen Standards nicht mehr nutzbar, erläutert Tschapke. Das Vorderhaus verfüge zwar ausschließlich über Einzelzimmer. Wenn diese aber mit Nasszellen und die Etagen mit den geforderten Gemeinschaftsräumen ausgestattet werden müssten, blieben etwa 35 Plätze übrig. „Da bezahlt man Millionen für den Bau, das Haus steht währenddessen leer. Die Kosten kann man mit der geringen Platzzahl nicht wieder hereinholen", betont Tschapke. „Es ist nicht so, dass wir nicht wollen. Es ist einfach nicht machbar. Wir haben keine andere Wahl als nach 41 Jahren aufzugeben." Mittlerweile sei das Haus schon verkauft.

Laut Auskunft des Sozialamts ist das Viktor -Scheffel-Haus nicht die einzige Einrichtung, die aufgrund des neuen Alten- und Pflegegesetz schließen musste. „Es sind noch zwei kleinere Kölner Seniorenheime betroffen, weil ein Umbau für sie wirtschaftlich nicht zu stemmen war", sagt Achim Woltmann, Abteilungsleiter Senioren und Behinderte des Amts. „Allerdings sind das nur drei Heime von 99. Dadurch steigt natürlich die Anzahl an Pflegeplätzen in Köln nicht gerade. Sie sinkt aber auch nicht drastisch."

„Das Pflegepersonal ist Spitze“

Letztendlich müsse man dem Gesetzgeber für die Verbesserung der Standards in der Pflege danken. Die Heime hätten schließlich auch eine lange Vorlaufzeit für den Umbau gehabt. Seit 2003 war bekannt, dass die neuen Gesetze Anfang August 2018 in Kraft treten. Deswegen verstehen manche Mitarbeiter und Angehörige nicht ganz, warum die Bewohner des Viktor-Scheffel-Hauses erst Anfang des Jahres informiert wiorden seien. „Die Angehörigen sind aus allen Wolken gefallen", schildert eine Mitarbeiterin. "Wer 2017 eingezogen ist, wundert sich, warum man den Vertrag überhaupt noch abgeschlossen hat."

Neue Heime finden

Die Angehörigen bedauern das Ende auch aus einem anderen Grund: „Das Pflegepersonal ist Spitze", lobt Jutta Nowak. „Mein Vater wohnt im Viktor-Scheffel-Haus. Er ist blind. Ihm spielen Pflegekräfte sogar etwas mit der Gitarre vor." Sie ist traurig, dass er ausziehen muss. Lutz Tschapke glaubt, dass die Senioren keine Sorgen haben müssen. „Wir sind in Kontakt mit sämtlichen anderen Pflegeheimen. Die Resonanz ist sehr gut. Es sieht gut für unsere Bewohner aus."

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