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Weißhaus-Schloss in SülzNeuer Eigentümer für Kölner Topimmobilie gesucht

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Weißhaus

Das Weißhaus an der Luxemburger Straße

Köln-Sülz – Der Plan klang verlockend: Die Universität zieht als neuer Schlossherr in das Sülzer Weißhaus ein. Und die Stadt als Partner stellt sicher, dass der riesige Park um das Schloss für die Kölner geöffnet wird. Nach drei Jahren Verhandlungen hat die Erbengemeinschaft, der das Anwesen an der Luxemburger Straße gehört, jedoch offensichtlich keine Lust mehr auf exklusive Verhandlungen mit Stadt und Land, die zu keinem greifbaren Ergebnis führen. Die Immobilienmakler von Greif & Contzen sind beauftragt worden, nach anderen potenziellen Käufern zu suchen. „Es gibt eine ganze Reihe von Interessenten“, sagt Firmenchef Theodor Greif.

6,8 Millionen Euro gefordert

Bis zum Jahresende soll es einen Abschluss geben. 6,8 Millionen Euro sind als Kaufpreis genannt worden. Für die 8,5 Millionen, die man vor drei Jahren aufgerufen hatte, hat man keinen Käufer gefunden. Nun sagt Greif: „In Kürze fällt eine Grundsatzentscheidung, mit wem weiter verhandelt wird.“ Die Idee, das Schloss für eine universitäre Nutzung zu verkaufen, sei nach wie vor gut. Aber es gebe auch andere „wunderbare Ideen“.

Ob es tatsächlich Kaufinteressierte gibt, die diesen Preis bezahlen wollen, oder ob die Makler im Auftrag der Familie des 2010 verstorbenen Bauunternehmers Heinrich Wolf nur den Druck auf Land und Stadt erhöhen wollen, ist unklar. „Wir haben weiterhin Interesse, müssen das aber noch mit Land und Stadt abstimmen“, sagt Uni-Sprecher Patrick Honecker. Die Gespräche mit den Verkäufern seien „bis jetzt sehr konstruktiv“ gewesen. Was fehlt, ist die Zusage vom Land, das Geld für ihre Universität auf den Tisch zu legen. Eine Idee für die Nutzung des Schlosses war, hier die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Uni unterzubringen. Ein Modell zur Organisation des Millionengeschäfts war auch, dass die Stadt die schicke Immobilie kauft und dann über einen Erbpachtvertrag an die Uni weitergibt. Doch auch hier fehlte es bislang am Willen, den aufgerufenen Preis zu bezahlen.

Schloss mit einer Jahrhunderte alten Historie

Die Geschichte des Weißhaus geht zurück bis ins 14. Jahrhundert. Der Name findet sich erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1378, als Erbpächter hier Land von der Benediktinerabtei St. Pantaleon übernahmen. Mehrere Zerstörungen und Wiederaufbaumaßnahmen sind überliefert. 1658 wurde das Weißhaus bei einer Überschwemmung des Duffesbachs zerstört, der später den Wassergraben speiste. Nach dem Einmarsch Napoleons ging das Schloss in staatlichen Besitz über, bevor es 1849 wieder ein Privatmann erwarb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren der Park und die zum Schloss gehörende neugotische Kapelle mit allerlei Kunstschätzen an Wochenenden für Interessierte geöffnet, im Winter konnte man auf dem zugefrorenen Wassergraben Schlittschuh fahren. Doch dann wurde das über 20 000 Quadratmeter große Anwesen immer mehr zu einem unzugänglichen, geheimnisvollen Ort. Eigentümer Heinrich Wolf lehnte Bitten ab, das Anwesen wenigstens ab und zu einmal zu öffnen. Er wohnte in einem Bungalow, den er ohne Rücksicht auf Schlossarchitektur oder Denkmalschutz neben das alte Gebäude setzen ließ. (fra)

Auch die Stadt hält 6,8 Millionen Euro für zu viel. Viel mehr als fünf Millionen wollen man nicht bezahlen, heißt es in der Stadtverwaltung. Kölns Baudezernent Markus Greitemann, der zuvor auch bei der Uni für das Thema zuständig war, äußert sich zurückhaltend zum Stand der Dinge: „Wir bohren weiter beim Land. Ich bin verhalten optimistisch.“ Gelingt es nicht, das Land ins Boot zu holen, ist die Stadtverwaltung in einem Dilemma. Sie hat einen klaren Ratsauftrag vom September 2015:

Sie soll mit dem künftigen Eigentümer eine Vereinbarung treffen, „die unter strikter Beachtung des Denkmalschutzes eine Öffnung der Parkanlage für die Öffentlichkeit ermöglicht“, heißt im fast einstimmig gefassten Ratsbeschluss. Im selben Beschluss hat der Rat der Verwaltung aber ebenfalls mit auf den Weg gegeben, „dass die Stadt Köln keinerlei Verpflichtungen zur Unterhaltung, Sanierung und Pflege des Gebäudeensembles sowie zum Betrieb einer möglichen Nutzung eingeht“. Springt die Uni beziehungsweise das Land ab, wären die Spielräume der Stadt somit doch ziemlich klein. Sie ist dann auf ein Entgegenkommen des künftigen Schlossherrn angewiesen – wenn sich denn einer findet.

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