Zu viele GefahrenWeiherpaten in ständiger Angst um Kölner Schwanenküken

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Die fünf Schwanenküken vom Rautenstrauchkanal

Die fünf Schwanenküken vom Rautenstrauchkanal

Köln-Lindenthal – Wenn die fünf flauschigen Gesellen am Rautenstrauchkanal neugierig über die Wiese watscheln, werden sie von Schwanenvater und -mutter verfolgt. Claudia Scherping und Claudia Schwalm haben die Küken ebenfalls oft fest im Visier. Seitdem die Tiere vor einer Woche geschlüpft sind, haben die Weiherpatinnen alle Hände voll zu tun.

„Gerade musste ich zwei von ihnen befreien. Eines steckte unter einem Stein fest, ein anderes hinter einem Stein“, erzählt Scherping bei ihrer alltäglichen Stippvisite am Kanal. „Alleine wären sie da nicht mehr herausgekommen.“ Selbst die Bisse von ihrem wütenden Papa konnten die Weiherpatin nicht abhalten. Zwei kleine Wunden am Arm hat sie davon getragen.

Kükenmutter humpelt

Schon folgt der nächste Einsatz. Die Schar versucht, aus dem Kanal zu klettern. „Dort finden sie nicht genügend Algen“, kommentiert Scherping, die mit Mitstreitern auch für die Wasservögel am Mediapark-See und im Blücherpark aktiv ist. „Sie müssen auf die Wiese zum Fressen.“ Der Ausstieg ist schwierig. Den Kleinen gelingt es über eine extra für sie angelegte Kükentreppe, nach draußen zu watscheln. Ihrer Mutter fällt es schwer, ihnen zu folgen. Gelingt es ihr nicht, werden die Küken wieder umkehren.

„Die Kükentreppen sind für die ausgewachsenen Schwäne nicht optimal“, erläutert Scherping. „Eigentlich liegen ausreichend Steine am Kanalrand, damit sie hinaussteigen können. Aber wenn der Kanal im Winter festfriert, nehmen Kinder die Steine weg, um sie auf das Eis zu werfen.“ So macht sich die Weiherpatin auf die Suche nach großen Steinen, die sie in der Nähe der Treppe platzieren kann. Danach gelingt es den Schwaneneltern, aus dem Wasser zu steigen. Die Kükenmutter hat dabei ein Handicap: Sie humpelt relativ stark. Scherping kennt den Grund: „Sie hat sich im November am Fuß verletzt. Der Kanal ist für die Tiere nicht optimal gebaut. Es gibt an den Rändern kleinere Rillen, in denen sie hängenbleiben können.“ Es dauert lange, bis so eine Verletzung ausgeheilt ist, erzählt die Expertin. Schließlich tragen zwei relativ zierliche Füße einen großen runden Körper. „Und dann hat sie sechs Monate auf den Eiern gelegen und den Fuß nicht trainiert.“

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Nachdem die Schwanenfamilie eine Weile auf der Wiese gegrast hat, wartet die nächste Herausforderung auf die Wasservogelfreundin: Die Schar macht sich auf den Weg den Kanal entlang. Scherping weiß, was das bedeutet: Die zwei großen Schwäne und ihre fünf Küken werden über die Universitätsstraße zum Aachener Weiher watscheln. Es ist ihr täglicher Ausflug und eine Gefahr für ihr Leben. Glücklicherweise ist Verstärkung zu Stelle. Mit ihrem Bekannten Marc Pfeiffer und einigen weiteren Helfern eskortiert Scherping das Federvieh zu seinem Ziel. Dafür werden die Autofahrer gebeten, kurz für die Schwanenfamilie anzuhalten.Es gibt aber eine noch größere Gefahr für die Tiere als die Kraftfahrzeuge. 

„Es kommt immer wieder vor, dass freilaufende Hunde die Wasservögel jagen und verletzen“, sagt Scherping. „Kürzlich ist ein Hund in eine Umzäunung geklettert, die extra für die brütenden Tiere aufgestellt war.“ Natürlich verteidige der Schwanenvater sein Nest. Und dann bekomme man ausgerechnet von den Hundebesitzern zu hören, der Schwan sei aggressiv und beiße. Tierliebhaber könnten den Wasservögeln in den Kölner Gewässern ganz einfach helfen, indem sie ihre Hunde anleinen.

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