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MachtkampfLaschet-Erbe: Wie es in NRW nach der Wahl nun weitergeht

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Armin Laschet

Düsseldorf  – In der Parteizentrale der CDU in Düsseldorf geht um 18 Uhr ein Raunen durch den Saal, als auf den Bildschirmen die Prognosen verkündet werden.  Viele Gäste hatten befürchtet, dass die SPD noch klarer vorne liegen würde.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und CDU löste fast schon Erleichterung aus. „Viele Wähler hatten Angst vor Rot-Rot-Grün. Das hat der Union im Wahlkampfendspurt geholfen“, sagte Thomas Kufen, Vorsitzender des CDU-Bezirks Ruhr, dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“

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Die NRW-CDU hatte zur Wahlparty in die Düsseldorfer Parteizentrale eingeladen. Bereits in banger Erwartung eines desaströsen Ergebnisses hatten sich fast alle Führungskräfte der Partei in die Landeshauptstadt begeben, um am Rande der Feier über die Zukunft der NRW-CDU zu beraten. „Personalquerelen wie im Bund können wir jetzt nicht gebrauchen“, sagte Thomas Kufen unserer Zeitung. „Wenn wir die Landtagswahl im Mai 2022 gewinnen wollen, müssen wir jetzt schnell zu Potte kommen“, so der Oberbürgermeister aus Essen. „Wir müssen uns jetzt schnell auf einen Kandidaten für die Nachfolge von Armin Laschet als Ministerpräsident verständigen.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Krings unterstützt den Verkehrsminister

Die NRW-CDU müsse mit einem Kandidaten, der einen Amtsbonus als Ministerpräsident hat, in die Landtagswahl ziehen, forderte Kufen, und fügte hinzu: „Ich bin dafür, dass Hendrik Wüst dieser Kandidat wird.

Auf der Bühne schwor CDU-Generalsekretär Josef Hovenjürgen die Gäste auf den bevorstehenden Landtagwahlkampf ein. Am Montag will der Landesvorstand der NRW-CDU über das weitere Vorgehen beraten. Günter Krings, Chef der NRW-Landesgruppe im Bundestag, sprach sich dafür aus, Wüst so schnell wie möglich als Laschet-Nachfolger zu installieren.

Allerdings gibt es auch Gegenwind. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir müssen jetzt in Ruhe beraten. Es geht darum, einen Kandidaten oder eine Kandidatin finden, der oder die  von der gesamten Partei unterstützt wird.“ Auch CDU-Fraktionschef Bodo Löttgen und NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper wollen dem Vernehmen nach keine schnelle Festlegung auf Wüst.

In der NRW-CDU gibt es seit Wochen hinter den Kulissen einen Führungskampf um die Nachfolge von Armin Laschet. Nun kommt es zum Showdown um den Führungsanspruch. Denn schon in vier Wochen, am 24. Oktober, soll auf dem Landesparteitag in Bielefeld ein neuer Parteichef gewählt werden.

Wüst hat die beste Ausgangsposition

Wüst steht schon lange in den Startlöchern, um der neue Frontmann der NRW-CDU zu werden. Der 46-Jährige aus dem Münsterland verfügt über die beste Ausgangssituation. Die Landesverfassung sieht vor, dass bei einer Neuwahl des Regierungschefs innerhalb der Legislaturperiode nur ein Mitglied des Landtags zum Ministerpräsidenten gewählt werden kann. Wüst verfügt über ein Landtagsmandat. Kritiker hallten Wüst allerdings für zu konservativ und befürchten, dass sein bisweilen schneidiges Auftreten nicht gut ankommt.

Scharrenbach traut sich das Amt ebenfalls zu

Auch NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach traut sich die Führung der NRW-CDU zu. Die 44-Jährige aus Kamen ist die Chefin der einflussreichen Frauen-Union in NRW.

Die Westfälin will sich von Wüst durch einen progressiven Kurs absetzen. Da sie nicht über ein Landtagsmandat verfügt, könnte sie nur durch Neuwahlen oder eine Übergangslösung im Ministerpräsidentenamt bis zur Landtagwahl an die Spitze gelangen.

Reul könnte Stammwähler zurück gewinnen

Das gilt auch für NRW-Innenminister Herbert Reul, den viele für den aussichtsreichsten Spitzenkandidaten halten. Er gehört dem Landtag aber ebenfalls nicht an.

In der Partei heißt es, der 69-Jährige würde die Stammwähler der CDU zurückgewinnen und auch im SPD-Lager Stimmen holen können. Er steht für einen Kurs der Null-Toleranz in der Kriminalitätsbekämpfung. Der Politiker aus Leichlingen könnte die Partei in schweren Zeiten zusammenhalten. Als Signal für einen Neustart stünde seine Kandidatur allerdings nicht.

Kölner CDU-Politiker will schnelle Lösung

Oliver Kehrl, Landtagabgeordneter aus Köln, forderte eine schnelle Entscheidung der Führungsfrage: „Wir müssen jetzt zügig und mit größter Geschlossenheit ein Personalangebot machen, das für die Wähler klar und überzeugend ist“, sagte der CDU-Politiker. „Viele der Fehler, die zu diesem Ergebnis der Bundestagswahl geführt haben, sind darauf zurückzuführen, dass alles zeitlich zu eng war“, erklärte Kehrl.

Die Kandidatenfrage sei zu spät geklärt worden, dadurch habe es keine konsistente Kampagne und keine klaren Botschaften gegeben: „Bis zur Landtagswahl sind es jetzt noch gute 200 Tage. Wir können die Landtagswahl trotz der jetzigen Ausgangslage gewinnen, wenn wir die Fehler nicht wiederholen. Deshalb zählt jeder Tag!“

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