Marktschwärmer-Projekt in KölnWie man regionales Obst und Gemüse online bestellt

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Daniel Garcia Gonzales (r.) und Max Bandte laden jeden Montag zur Marktschwärmerei.

Köln – Es ist ein bunter Strauß. Dunkellila, gelb und orange, gerade gewachsene und krumme Möhren sind zu einem attraktiven Bouquet gebunden und liegen auf dem Stand des Hofladens Hartmann, der auf dem Bürgersteig am Gottesweg aufgebaut ist. „Eigentlich“, erklärt Landwirt Helmut Hartmann den neugierigen Betrachtern, „ist die ganz dunkle lila Möhre die Urmöhre.“ Zu Beginn des Gemüseanbaus habe das Gemüse diese Farbe gehabt. Warum denn dann die Möhren in den Supermärkten und Lebensmittelgeschäften stets orange sind? „Na, ja“, so Hartmann, „den Menschen gefielen die helleren Karotten besser.“ Dabei gibt es keinen Grund für die Diskriminierung der dunkelschaligen Art, wie der Bauer verrät. „Die lila Möhre schmeckt nicht schlechter, einfach urig möhrig lecker.“ Die gelbe Sorte, die ebenfalls im Bouquet steckt, sei ein bisschen milder.

An Hartmanns Stand können Interessierte eine Menge wissenswerter Dinge über Gemüse erfahren. Er nimmt mit seiner Produktion an der Auftaktveranstaltung der Sülz/Klettenberger Marktschwärmerei teil. Daniel Garcia Gonzales und Max Bandte, Inhaber des MC Cafés, öffnen nun jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr die Türen des Lokals für Landwirte und andere Erzeuger aus dem Umland, damit sie dort Kunden mit ihren Produkten beliefern können.

Keine Reste

Die Veranstaltung ähnelt also einem kleinen Wochenmarkt – mit einem entscheidenden Unterschied: Die Kunden bestellen die Waren vorher online auf der Homepage – und holen sie dann im Café ab. Das hat einige Vorteile: Der Käufer kann sich sicher sein, dass das, was er haben möchte, auch zu bekommen ist. Und der Verkäufer nimmt keine Reste mit nach Hause, die im Zweifel auf dem Kompost oder im Müll landen.

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Weil die Erzeuger allesamt in Köln oder im Umland beheimatet sind, fallen umweltbelastende weite Anfahrten weg, die Produkte sind frischer, aus regionalen Anbau und klimaneutraler transportiert als beispielsweise Ananas aus Westafrika. Einen weiteren Vorteil nennt Katharina Schwartz, die die erste deutsche Marktschwärmerei in Ehrenfeld ins Leben gerufen hat. „Der Verkauf startet erst am frühen Abend, nach Büroschluss, denn viele Menschen haben arbeitsbedingt keine Möglichkeit, einen Wochenmarkt zu besuchen.“

Bei der Sülzer Auftaktveranstaltung stellen viele Erzeuger ihre Produkte vor. Äpfel und Birnen aus biologischer Herstellung gibt es etwa vom Obsthof Rönn. Frisches Kaninchen und Wild, Weine, Kölner Honig, verschiedenste Produkte mit frischen Kräutern, Molkereiprodukte und Olivenöl sind im MB Café zu finden. Dazu gibt es kleine Kerzenhalter, Holzbretter, schöne Messer mit Griffen, die aus einem ganz besonderen Kölner Holz geschnitzt sind. Sie stammen von den „Opernplatanen“ den Bäumen, die einst auf dem Vorplatz der Oper standen, und tragen das Label „Stadtwaldholz“. Auf dem Markt möchten ihre Hersteller auch für ihre Möbel aus heimischen Hölzern werben.

Start-up aus Frankreich

Marktschwärmer ist ein soziales Startup-Unternehmen, das im Jahr 2011 in Frankreich gegründet wurde. Dort tritt das Unternehmen unter dem Namen „La ruche qui dit oui“ (Der Bienenkorb, der ja sagt) auf. Es ist als Netzwerk organisiert, vertreibt ausschließlich regionale Lebensmittel und hat sich zum Ziel gesetzt, Erzeuger und Verbraucher wieder näher zusammenzubringen. Die Entfernung zwischen Erzeuger und Verteilungspunkt beträgt im Durchschnitt 27,3 Kilometer. Einmal pro Woche sind Erzeuger und Gastgeber für zwei Stunden persönlich vor Ort. Die Nippeser Ausgabe findet mittwochs von 17.30 bis 19 Uhr in der Klüngelei direkt am Aida-Biergarten statt, Merheimer Straße 195. In der Südstadt ist sie donnerstags zwischen 17.30 und 19.30 Uhr im Neuland-Garten, Koblenzer Straße 73, zu finden und in Ehrenfeld jeden Donnerstag von 17.30 bis 19 Uhr im Ehrenfelder Verein für Arbeit und Qualifizierung (eva), Herbrandstraße 10. Wer in seinem Viertel selbst eine Marktschwärmerei gründen möchte, kann das über die Homepage des Netzwerks in die Wege leiten. (se) marktschwaermer.de

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