Maternus-Todesfälle vermeidbar?Kölner Pfleger demonstrieren am 1. Mai in Rodenkirchen

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Nur 20 Demonstranten waren am Freitag in Rodenkirchen erlaubt.

Köln – „Von der Politik wird so getan, als würde Deutschland in der Krise vorbildlich handeln. Das stimmt nicht“, sagt Micha. Er wurde vor wenigen Wochen als Patient von einem Arzt behandelt, der mit dem Coronavirus infiziert war. Als einer von fünf Rednern forderte er bei einer Kundgebung des „Kölner Bündnis für mehr Personal im Gesundheitswesen“ am 1. Mai bessere Bedingungen für die Krankenpflege.

Stattfinden sollte die Demonstration ursprünglich vor dem Maternus-Seniorenheim in Rodenkirchen. Aus gegebenem Anlass, denn die Veranstalter führen die vielen Todesopfer auch auf politische Versäumnisse zurück. So sei es nicht möglich gewesen, das Personal ausreichend mit Schutzmitteln auszustatten – eine Blaupause für ein „Gesundheitssystem, das privatisiert und auf Profite ausgelegt ist“, wie Altenpfleger Klaus Keller empört feststellt.

Strenge Auflagen für Demo in Köln-Rodenkirchen

Man musste allerdings ausweichen, denn vor dem Seniorenheim in Rodenkirchen war laut Behörden nicht genug Platz, um die geforderten Abstände einzuhalten. Die Demonstration durfte unter strengen Auflagen auf dem Vorplatz des Bezirksrathauses in Rodenkirchen stattfinden: In einem abgesperrten Bereich, einem stets desinfizierten Mikro und beschränkt auf 20 Personen, die alle ausreichend Abstand zueinander und zu ihrem Publikum halten. Faktisch allerdings haben mehr als 20 Personen demonstriert, denn auch viele der rund 30 Zuschauer hatten Plakate mitgebracht. Die Aufschriften: „Respekt für Pfleger“, „Pflegenotstand tötet“ und „Menschenwürde vor Profitmaximierung“.

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„Bei uns Altenpflegern ist das Gefühl, den Patienten nicht gerecht zu werden, seit Jahren allgegenwärtig“, erzählt Klaus Keller. Er berichtet auch von seiner todkranken Mutter, die er so oft wie möglich besucht – auch weil „in Seniorenheimen keine Zeit für Sterbebegleitung ist.“ Einig waren sich die Demonstranten darin, dass die Corona-Krise nicht primär zu Notständen in der Pflege führt, sondern dass sie Notstände offensichtlich macht, die seit Jahren bestehen. „Einer guten Pflege – steht Profit entgegen“, hallt es gegen 12.30 Uhr durch Rodenkirchen.

Kölner Bündnis fordert Pflege-Mindestlohn

„Es ist ein offenes Geheimnis: In den Pflegeeinrichtungen fehlt es massiv an Schutzmaterialien und es werden am laufenden Band Beschäftigte und Patient*innen gefährdet“, ergänzt Bündnissprecher Marco Kammholz.

Neben besseren Arbeitsbedingungen in und nach der Krise, die auch einen Pflege-Mindestlohn von 4 000 Euro pro Monat umfassen, forderten die Demonstranten, dass Besuche bei umfassenden Testungen wieder erlaubt werden. Von einer vorbildlichen Rolle Deutschlands in der Krise könne ansonsten keine Rede sein.

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