Messerangriff auf dem RoncalliplatzAngeklagter wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen

Lesezeit 2 Minuten
Eine Bronzestatue der römischen Göttin der Gerechtigkeit, Justitia (Symbolbild) 

Eine Bronzestatue der römischen Göttin der Gerechtigkeit, Justitia (Symbolbild) 

Köln – Mit einem Freispruch ist am Dienstag der Prozess gegen einen 39-jährigen Mann zu Ende gegangen, dem versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt wurden. Am 6. Dezember des vergangenen Jahres hatte er am Roncalliplatz einen Passanten mit einem Messer schwer verletzt. Zwar steht für die 11. Große Strafkammer des Landgericht fest, dass er die Tat begangen hat. Doch ihn zu bestrafen komme nicht in Frage, da er ein „psychisch schwer kranker Mann“ sei, wie die Vorsitzende Richterin Sabine Kertzschmar sagte; seine Schuldunfähigkeit zur Tatzeit sei nicht auszuschließen.

Allerdings kommt der 39-Jährige, den während der Urteilsverkündung drei Justizwachtmeister im Auge behielten, nicht auf freien Fuß, sondern wird dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht, weil er nach Überzeugung der Kammer eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.

Alkohol und Cannabis

Am Abend jenes Dezembertags hatte der Geschädigte mit seiner Frau, zwei Kindern und dem Freund der Tochter das Kleinkunsttheater „Senftöpfchen“ besucht und war auf dem Weg zum Auto.

Alles zum Thema Roncalliplatz

Der 39-Jährige, der seit 20 Jahren an eine Schizophrenie leidet, nach der Absetzung von Medikamenten in eine Psychose geraten war und sowohl Alkohol als auch Cannabis konsumiert hatte, kreuzte ihren Weg. Gerade hatte er in einem Kiosk vergeblich versucht, eine Zigarre zu kaufen, und war wegen des Frusts in einen „Zustand impulsiver Spannung“ geraten, so Kretzschmar.

Stich in die Schulter

Um den Ärger abzureagieren, rempelte er die Tochter heftig an. Es folgten wechselseitige Beleidigungen, er warf eine Bierflasche in Richtung der Familie, dann erklärte die Frau, sie werde die Polizei rufen. Als der Vater den 39-Jährigen, dem er hinterher gelaufen war, zur Rede stellen wollte, holte dieser ein Messer aus der Hosentasche und stach ihm sechs Zentimeter tief ins Schulterblatt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im folgenden Gerangel verletzte er ihn außerdem an der Hand. Schließlich ergriff er die Flucht, stieg dann in ein Taxi ein. Zeugen stoppten den Wagen. Die Polizei traf ein. Möglicherweise habe der 39-jährige „die Situation wahnhaft falsch eingeordnet“, sagte Kretzschmar, und sich als Opfer eines „feindlichen Angriffs“ aus der Familie heraus gesehen.

KStA abonnieren