Miese BetrugsmascheFalscher Spendensammler legt Kölner Konditor herein

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Udo Robl

Konditor Udo Robl hat wertlose Tankgutscheine im Gegenzug für eine Spende erhalten.

Köln – Den gut gekleideten Mann um die 60, der kürzlich Udo Robls Café in Köln-Niehl betrat, hatte der Konditor vorher noch nie gesehen. Robls Torten sind über die Grenzen Niehls hinaus bekannt. Er sei Vorstand vom Förderverein der Kinderklinik, stellte sich der Fremde in akzentfreiem Hochdeutsch vor. Freundlich war er, redegewandt. Schnell verwickelte er Robl ins Gespräch. Nunmehr, zwei Wochen später, könnte diese kurze Begegnung ein Fall für die Polizei werden, der Konditor will Anzeige erstatten. Von dem angeblichen Wohltäter fehlt jede Spur.

Tankgutscheine als „Belohnung“ für eine Barspende

Er sei nicht ganz fit gewesen an jenem Dienstag, sagt Udo Robl heute. „Ich hatte Kopfschmerzen, normalerweise hätte mir etwas auffallen müssen. Mir ist sowas vorher noch nie passiert.“ Der angebliche Kinderklinik-Förderer bat um Spenden für krebskranke Kinder. Gewissermaßen als „Belohnung“ stellte er Robl Gutscheine in Aussicht. „Hier kaufen Sie ja wahrscheinlich nicht ein, oder?“, fragte der Betrüger, während er offensichtliche Gutscheine eines Elektronikmarktes aus der Tasche zog. „Aber ich hätte noch Tankgutscheine für Sie.“

Und der Besucher hatte noch mehr anzubieten: Im Oktober, behauptete er, würde auf dem Gelände der Kinderklinik an der Amsterdamer Straße ein großes Fest gefeiert. Anlass sei die Einweihung eines Dieselgenerators, den der Förderverein mitfinanziert habe. Als prominente Gäste hätten Hape Kerkeling und Grit Boettcher zugesagt. Der Mann kritzelte eine Notiz auf einen Tankgutschein und reichte ihn Robl. Falls auch er kommen wolle, erhalte er damit kostenlosen Zutritt zu der Veranstaltung.

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Gutscheine waren völlig wertlos

Schließlich gab Robl dem Mann 50 Euro als vermeintliche Spende. Dafür erhielt er insgesamt drei Tankgutscheine, die angeblich einen Gesamtwert von weit mehr als hundert Euro hatten. Eine Spendenquittung bringe er am nächsten Tag vorbei, versprach der Mann noch, bevor er sich verabschiedete. Als Udo Robl die Tankgutscheine später einlösen wollte, stellte er fest, dass alle drei wertlos waren.

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Die Masche sei immer dieselbe, bestätigt eine Polizeisprecherin auf Anfrage. „Die Täter wollen Bargeld erhalten und bieten im Tausch dafür Waren oder Gutscheine an.“ Besonders häufig eingesetzt würden Gutscheine für Tankstellen oder Onlineshops. Bei der Kölner Polizei seien wegen solcher Taten zuletzt mehrere Strafanzeigen eingegangen, „im einstelligen Bereich“. Betroffen seien Einzelhändler, aber auch Privatpersonen.

Polizei Köln warnt: Fremden niemals Bargeld geben

Die Sprecherin warnt: „Übergeben Sie niemals Bargeld an unbekannte Personen. Behauptet jemand, für eine Organisation zu arbeiten, lassen Sie sich eine Bescheinigung oder einen Ausweis dieser Organisation zeigen.“ Seriöse, gemeinnützige Vereine belohnten Spenden nie mit Sachwerten. Unmittelbar nach einem „zweifelhaften“ Kontakt solle man die Polizei informieren. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, den oder die Täter noch bei der Fahndung im Umfeld stellen zu können.

Für Udo Robl kommen diese Hinweise zu spät. Aber, sagt er, er wolle wenigstens andere vor der Masche bewahren.

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