Millowitsch-Schauspieler Zrgaggen„In Köln habe ich Angst, überfahren zu werden“

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Mit dem Rad unterwegs am Rudolfplatz: Schauspieler Peter Zgraggen in seiner Detektivs-Kluft als Inspector Carter.

Mit dem Rad unterwegs am Rudolfplatz: Schauspieler Peter Zgraggen in seiner Detektivs-Kluft als Inspector Carter.

  • Der Schweizer Schauspieler Peter Zrgaggen spielt bis Ende des Monats die Hauptrolle des Stücks „The Show must go wrong“ im Millowitsch-Theater.
  • Im Interview spricht er über den Rhein und Vergleiche zwischen Köln und Zürich.
  • Zrgaggen ist täglich mit dem Rad unterwegs – und begibt sich damit mitunter in Lebensgefahr.

„In Köln lebt man als Radfahrer durchaus gefährlich – als Fußgänger aber auch“, sagt der Schweizer Peter Zgraggen (39), der seit drei Wochen – und noch bis Ende des Monats – in der turbulenten Kriminalkomödie „The Show must go wrong“ in der Volksbühne am Rudolfplatz eine der Hauptrollen spielt.

So mimt Zgraggen, der ursprünglich in seiner Heimatstadt Uri Elektriker gelernt hatte und dann zur Schauspielschule nach Zürich gewechselt war, den Leiter einer provinziellen Laien-Theatergruppe und den Inspektor Carter, eine Art Sherlock Holmes-Verschnitt. „Für gut fünf Wochen wohnt unser zehnköpfige Ensemble auch in Köln. Untergebracht sind wir in Appartements und Wohnungen. Die konnten wir uns zum Teil auch selbst aussuchen. Ich wohne in der Beethovenstraße, weil das nah zum Theater ist. Da bin ich in fünf Minuten zu Hause.“

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Die Strecke bewältigt Zgraggen zumeist mit dem Fahrrad, einem Rennrad der Marke „Sieger“, gebraucht und umgebaut. „Wir haben alle unsere Räder dabei, wenn wir in einer fremden Stadt gastieren. Die Fahrräder werden dann immer zusammen mit dem Bühnenbild transportiert.“ Auf dem Rad kriege man eher mit, was in einer Stadt so los ist, heißt es.

Verkehr-Vergleiche zwischen Köln und Zürich

In Köln breche ja fast ständig der Verkehr zusammen, hat Zgraggen in seinen ersten Wochen hier beobachtet. „Das ist in Zürich auch so. Deswegen fühlen wir uns hier recht heimisch.“ Es selbst gefalle es überall dort besonders, wo es Wasser gebe. „Da ist der Rhein schon ideal. Und der entspringt ja auch noch in der Schweiz. Das passt.“

Wenn er mal zu Fuß durch Köln spaziert, habe er alle zwei Minuten Angst, von einem Fahrrad überfahren zu werden. „Viele fahren chaotisch, rücksichtslos und halten sich nicht an die Regeln.“ Das sei zwar in Zürich ähnlich, wo man auf dem Weg zum nächsten Supermarkt „mindestens zehnmal die Verkehrsregeln brechen muss“. Aber da gebe es auch nicht so ein umfangreiche Radwegenetz wie in Köln, und schon gar keine Fahrradspuren auf den Hauptstraßen der Innenstadt. „Ich wünschte, wir hätten auch solche Radwege. Das ist bei uns ein großes Thema.“

Chaos-Kriminal-Komödie

„The Show must go wrong“ wird noch bis zum 28. Juli in der Volksbühne am Rudolfplatz gespielt – außer Montag. Die Aufführungen beginnen werktags um 19.30 Uhr, sonntags um 17.30 Uhr. Eintrittskarten kosten an der Theaterkasse 39,50 Euro, an anderen Vorverkaufsstellen kommen eventuell noch Gebühren hinzu. An diesem Wochenende wechseln die weiblichen Schauspieler. Die Rolle der Inspizientin der Gruppe übernimmt Nicole Edelmann. Und ins rote Kleid und unter die schwarze Perücke von Florence Colleymoore schlüpft nun Fabienne Louves. (NR)

Aber Müll und Unordnung auf den Straßen erinnern ihn fast an das Ende ihres Theaterstücks. „Das bricht ja auch alles zusammen und es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld. Aber das Bühnenbild ist in einer Stunde wieder komplett aufgebaut und Tipp-top..“ Das funktioniere in Zürich ähnlich. „Nach einer großen Party wird sogleich aufgeräumt. Nach zwei Stunden sieht alles wieder aus wie geleckt. Der Züricher achtet auf Sauberkeit. Liegt da mal 'ne Tüte auf dem Bürgersteig, wird die aufgehoben und entsorgt. Hier trampelt man achtlos drüber. Gut, es hat ja auch einen gewissen Charme, wenn alles nicht so perfekt ist.“

In Köln gefallen ihm Atmosphäre und Lebensgefühl. „Die Offenheit und die Freundlichkeit der Leute ist schon auffallend.“ So sitze man beispielsweise in einem Café mit einer freundlichen Bedienung, warte aber über eine halbe Stunde auf seine Bestellung. „Da wäre man in Zürich längst aufgestanden und weiter gegangen.“

Da sind die Kölner gelassener. Aber sie können auch eher Freude und Begeisterung zeigen. „Wir kriegen im Theater viel Applaus, jeden Abend Standing Ovations. Das ist unser Lohn. Aber egal wie viele Zuschauer kommen, egal ob es ein Dienstag oder ein Samstag ist - wir spielen das Stück immer so, als wäre der ganze Saal voll.“

Was passiert nach dem Ende des Kölner Gastspiels? Zgraggen: „Dann geht es kurz zurück nach Zürich, zu meiner Lebenspartnerin. Wir sind nicht verheiratet, aber seit 15 Jahren glücklich zusammen. Dann Wäsche waschen, Rechnungen bezahlen, Katze füttern und packen. Fürs nächste Gastspiel – in Hamburg, auf der Reeperbahn.“

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