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Missbrauch-Prozess gegen Kölner FotografenJunge in Whatsapp-Gruppe schwer gemobbt

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Der beschuldigte Kinderfotograf mit Verteidigerin Denise Gerull beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Köln – Seit mehreren Wochen bereits wird einem erfolgreichen Kinderfotografen der Prozess vor dem Kölner Landgericht gemacht. Dem Angeklagten wird mehrfacher sexueller Missbrauch an seinen männlichen Fotomodels vorgeworfen. Am Montag sagte eine langjährige Lebensgefährtin und Mutter eines mutmaßlichen Opfers aus. Sie berichtete auch von furchtbaren Mobbing-Vorfällen.

Köln: Angeklagter habe Sohn eine Rolex geschenkt

Vor vielen Jahren habe eine Mitarbeiterin des Fotografen sie auf einem Straßenfest angesprochen, ihr Sohn eigne sich als Fotomodell. Nach ersten Shootings habe sich der Kontakt intensiviert, später sei sie mit dem Mann eine Beziehung eingegangen, die aber wenig intim gewesen sei. Die Zeugin sprach von einer langsamen Annäherung. Der Fotograf habe sich sehr gut um sie gekümmert.

Es folgten Luxus-Reisen auf die Malediven, nach Florida und auf die Philippinen, immer auch mit dem minderjährigen Sohn. Der habe vom Angeklagten ständig Geschenke bekommen. Teure Kleidung, Spiele, Kopfhörer, iPhones, ein BMX-Fahrrad und sogar eine Rolex-Uhr. Die war bis zuletzt im Besitz des Sohnes, auf Wunsch des Richters hatte die Zeugin die Uhr mit ins Gericht gebracht.

Acht Jahre sei sie mit dem Fotografen zusammen gewesen, man habe gerade ein Haus in einem Nobel-Viertel bezogen, als ihr damals 15-jähriger Sohn sich auf einem Spaziergang plötzlich offenbart habe. „Er ist pädophil“, habe der Junge über den Ziehvater gesagt und auf Nachfrage bestätigt, dass es zu Missbrauch gekommen sei. Sie seien danach regelrecht vor dem Angeklagten geflüchtet.

Frühere Mitschüler mit Mobbing in Whatsapp-Gruppe

Nachdem Medien über den Fall des Fotografen geschrieben hätten, sei ihr Sohn von ehemaligen Schulkameraden fertig gemacht worden, sagte die Mutter. In eine Whatsapp-Gruppe hätten sie Sex-Spielzeug gepostet und dies mit ihrem Sohn und dessen „Fake-Vater“ in Verbindung gebracht. Die Freundin des Sohnes habe sich dann für den Jungen eingesetzt, gesagt, man solle ihn in Ruhe lassen.

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Der Vorsitzende Richter Peter Sommer warf die Frage auf, ob der Junge tatsächlich seine eigenen Erfahrungen geschildert oder womöglich auch Fremdeinflüsse auf sich selbst projiziert habe. „Wieso sollte sich ein 15-Jähriger solch beschämende Sachen ausdenken?“, entgegnete die Mutter im Zeugenstand. „Wir unterstellen keine bewusste falsche Aussage“, sagte der Richter.

Anklage spricht von sechs missbrauchten Jungen

Richter Sommer bemerkte in öffentlicher Verhandlung aber auch, dass Ermittler auf dem Rechner des Jungen Fotos mit „Kinderporno-Charakter“ gefunden hätten. „Ich weiß davon nichts“, sagte die Mutter dazu. Das habe auch der Sohn so erklärt, als dazu mal ein Brief von den Behörden angekommen sei. Das Schreiben habe sie an ihre Anwältin Monika Müller-Laschet weitergegeben.

Der Kinderfotograf sitzt seit vielen Monaten in Untersuchungshaft. Dem 53-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, insgesamt sechs Jungen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Ein Kind habe sich bei einer der Taten selbst in die Hand gebissen, „um sich von den Schmerzen abzulenken“, hatte der Staatsanwalt erklärt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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