Mit dem Klapprad durch KölnSchauspieler Timothy Peach ist im Theater am Dom zu sehen

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Schauspieler Timothy Peach erkundet Köln mit dem Klapprad.

Köln – Bis zum vergangenen Herbst hatte Schauspieler Timothy Peach (55) – in München geboren mit englischen Vater und deutscher Mutter - nur einen britischen Pass. „Das war ja in einer modernen europäischen Gesellschaft kein Problem.“ Aber wegen des drohenden Brexit („Ein irrsinniger, dummer Wahnsinn“) hat Peach nun auch die deutsche Staatsbürgerschaft. „Beim Einbürgerungstest hat mir geholfen, dass ich ein deutschen Abitur habe“, sagt er beim Frühstück im Epi-Cafe an der Breite Straße und lacht.

Noch hat er die Hoffnung für seine alte Heimat nicht ausgegeben. „Den Brexit braucht keiner. Viele Leute sind auf eine simple und dumme Propaganda reingefallen. Ich hoffe, dass da doch noch ein zweites Mal abgestimmt wird.“ Aber das wird er weiter aus seine Heimatstadt München aus verfolgen – da lebt er mit Ehefrau und Schauspielerin Nicola Tiggeler und Sohn Nelson (18), der gerade Abitur macht, während Tochter Tiffany (22) in New York studiert.

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Zum Teil auch von Köln aus, denn hier steht Peach in den nächsten Wochen im Theater am Dom auf der Bühne – in der Boulevard-Komödie „Sommerabend“ (Premiere: 2. Mai), bei der zwischen zwei Ehepaaren ganz gewaltig die Fetzen fliegen. Man macht sich gegenseitig und untereinander regelrecht fertig, bis die Kinder, die eigentlich heiraten wollen, vor ihren Eltern in ein fernes Land fliehen. Das gleiche Stück hatte Peach im Vorjahr mit Kollege Martin Armknecht in Düsseldorf und Essen gespielt.

Anouschka Renzi übernimmt eine Rolle im Stück

Aufgrund von Terminproblemen wurden jetzt nur die beiden Frauen-Rollen getauscht: anstelle von Isabel Varell und Ute Willing spielen in Köln Sabine Kaack und Anouschka Renzi. Dass er in der Vergangenheit viel in Fernsehserien mitgewirkt habe, sei schon wichtig, weil die Leute „einen kennen und ins Theater kommen“. So spielte Peach in „Der Alte“, „Forsthaus Falkenau“ und „Die Unzertrennlichen“, in „Der Bulle von Tölz“, „Landarzt“, „Der Bergdoktor“, „Rosenheim-Cops“ sowie„Herzflimmern“ (34 Folgen), „Sturm der Liebe“ (14 Folgen) „Rote Rosen“ (209 Folgen). „Gerade diese TV-Soaps sind eine harte Schule, da jeden Tag eine Folge produziert werden musste. Da lernt man Tempo und Timing.“

Zu den aktuellen „Sommerabend“-Proben mit Autor und Regisseur Gabriel Barylli aus Wien kommt Peach von seiner derzeitigen Dienstwohnung an der Wolkenburg („Da hat man von Fenster aus einen guten Blick auf den Alltag in der City“) mit einem Klapprad angefahren. „Das kann ich überall mit hinnehmen. Ich hab auch noch ein Rennrad dabei. Ein E-Bike ist auch schon bestellt, damit ich auch mal Gegenden erkunden kann, wo ich mit dem Rad nicht so gut hinkommen.“ Am liebsten radelt er derzeit am Rheinufer entlang. „Ich muss ja sau-fit sein auf der Bühne. Jetzt kommen 70 Vorstellungen am Stück. “

Auf das Kölner Gastspiel bis Mitte Juli folgt eine kurze Sommerpause mit einer Erholungsphase. „In der Zeit fahre ich mit meinem Sohn zu einem Rammstein-Konzert nach Riga. Wir wollten mal etwas Schräges zusammen machen. Wir waren ja auch schon bei Elton John und Paul McCartney, bei Bruce Springsteen, Mark Knopfler und Ed Sheeran.“ Und dann stürzt sich Peach in das nächste Projekt. „Im Herbst spiele ich wieder den Jedermann – in der Nicolaikirche in Potsdam. Das haben wir im vergangen Jahr erstmals gemacht.“

Timothy Peach stirbt in den Armen von Max Schnautzer

Da die acht Vorstellungen im Nu ausverkauft waren, gibt es diesmal zehn Termine. Diese Rolle sei für einen Schauspieler schon so etwas wie die Königsklasse. „Darauf habe ich jahrelang hingearbeitet. Das war schon eine meiner Traumrollen, als noch ein seriöser Schauspieler war. Aber das hätte ich nicht früher spielen können. Für so eine Rolle, in der man ein Drittel Dreckschwein ist und sich zu zwei Drittel mit dem Tod auseinandersetzt, muss man schon mehr im Leben erlebt und mitgemacht haben.“

Und dann stirbt Peach auch noch in den Armen von Max Schautzer. „Der spielt ja wieder mal den Gott“, sagt er und lacht. Überhaupt sei der Potsdamer „Jedermann“ eine durchaus kölnlastige Produktion, denn da wirken auch noch Ex-Eiskunstläuferin und „Anrheiner“-Schauspielerin Tanja Szewczenko als Buhlschaft mit sowie Ralph Morgenstern, der ja lange in Köln gelebt und gewirkt hat, als Mammon.

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