Mithäftling sagte ausPlante Thomas Drach weitere Entführung von Prominenten?

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Thomas Drach beim Prozess im Kölner Landgericht.

Köln – Eine Zeugenaussage mit höchst brisantem Inhalt erlebten die Beteiligten am Montagnachmittag im Landgericht. Ein früherer Mithäftling berichtete, der Reemtsma-Entführer Thomas Drach habe ihm gegenüber in der JVA Ossendorf nicht nur mehrere Raubüberfälle auf Geldtransporter gestanden, sondern auch den Plan einer weiteren spektakulären Entführung offenbart.

Zeuge berichtet von geplanter Entführung

Der Zeuge, der an Sprengungen von Geldautomaten beteiligt gewesen sein soll, schilderte, Anfang Januar dieses Jahres in die JVA Köln verlegt worden zu sein. Dort sei er auf Thomas Drach getroffen, der ihn aufgrund seines Aufenthaltes in den Niederlanden zumindest vom Namen gekannt habe. Man habe zusammen Billard und Tischtennis gespielt, sei ins Gespräch gekommen.

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Zu den hier angeklagten vier Taten habe er gesagt: „Alle Anklagepunkte bis auf einer stimmen.“ Drach mache sich aber keine Sorgen, da man ihm ohnehin nichts nachweisen könne. „Das feiert er jeden Tag“, so der Zeuge. Drach gehe fest von einem Freispruch in diesem Verfahren aus und freue sich schon auf die Haftentschädigung, er wolle wohl wieder ins Ausland gehen.

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Reichste Frauen Europas als angebliches Entführungsziel

Drach habe laut Zeuge auch davon gesprochen, wieder einen Menschen entführen zu wollen, entweder die reichste oder zweitreichste Frau Europas. Es seien schon Vorbereitungen getroffen worden, Räumlichkeiten in der Schweiz seien bereits angemietet worden. Wann der angebliche Plan von Drach ausgeführt werden sollte, davon sprach der Zeuge zunächst nicht.

Der Zeuge berichtete, Drach habe in der JVA Ossendorf zeitweise über zwei Handys verfügt, die angeblich ein weiterer Mithäftling besorgt habe. Warum er sich an die Behörden gewandt habe, wollte der Vorsitzende Richter Jörg Bern wissen. Er wolle nicht irgendwann von einer Entführung hören und sich dann vorwerfen müssen, nichts unternommen zu haben, antwortete der Zeuge.

„Das ist wie Fahrradfahren“

Zu den aktuellen Vorwürfen habe Drach keine großen Details genannt. Nur, dass er bei einem der Überfälle, wohl am Flughafen Köln/Bonn, auf einen Mann geschossen habe. „Das ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht“, habe Drach laut dem Zeugen gesagt. Und ergänzt, dass er notfalls auch auf Frauen und Kinder schießen würde, um seine Freiheit zu verteidigen.

„Ich habe selbst Frau und Kinder“, sagte der frühere Mitgefangene, daher habe ihn das entsetzt. Er habe versucht, Drach nicht zu verärgern, da er sich schon etwas eingeschüchtert gefühlt habe. Mittlerweile ist der 39-Jährige im Zeugenschutzprogramm, laut Akte erhofft er sich für ein weiteres gegen ihn laufendes Verfahren, dass „der Staatsanwalt ein gutes Wort für mich einlegt.“

Verteidiger zweifeln Glaubwürdigkeit an

Aufgrund der hochkriminellen Vorgeschichte des Zeugen zweifeln die Verteidiger dessen Glaubwürdigkeit an. Die Gefahr der Falschaussage sei hoch, hieß es im Vorfeld. Zunächst solle der Mann auch aufgrund seiner Drogenvergangenheit auf seine Aussagetüchtigkeit hin überprüft werden. Richter Bern bestand aber auf der zeitnahen Vernehmung des Zeugen.

Was von der Aussage, die keine nennenswerten Details zu angeklagten Raubtaten in Köln, Frankfurt und Limburg zu halten ist, muss letztlich das Landgericht bewerten. Und die Ermittlungsbehörden werden nun dem Hinweis des Zeugen auf mögliche geplante Entführungen nachgehen müssen. Von dieser womöglich konkreten Gefahr war bisher nie die Rede.

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