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Mordversuch mit InsulinKölner Arzt soll Schwiegertochter zum Opfer gefallen sein

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Ein Tropfen Insulin an der Nadel einer Spritze.

Ein Tropfen Insulin an der Nadel einer Spritze.

Köln – Der Fall ist mysteriös und tragisch zugleich. In besten Kölner Kreisen soll ein betagter Mediziner einem Giftanschlag seiner Schwiegertochter zum Opfer gefallen sein. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft die seit der Tat inhaftierte Frau angeklagt. Jan Orth, Sprecher des Landgerichts, teilte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mit, dass die 41 Jahre alte Angeschuldigte am 5. Juli 2020 versucht haben soll, ihren Schwiegervater mit einer Überdosis Insulin zu ermorden.

Das Opfer überlebte das mutmaßliche Attentat den Angaben zufolge nur knapp. „Neben dem Mordversuch stehen noch die Tatvorwürfe der gefährlichen und schweren Körperverletzung im Raum.“

Ankläger gehen von folgendem Tatverdacht aus

Nach Aussage des Behördensprechers gehen die Ankläger von folgendem Tatverdacht aus: Gegen 16 Uhr an jenem Julitag soll die Angeschuldigte zu ihrem Schwiegervater gefahren sein. Die Besucherin hatte Muffins mitgebracht. Schließlich soll sie dem Arzt über ein Getränk heimlich das Schlaf- und Beruhigungsmittel Tavor eingeflößt haben, um ihn zu betäuben. Anschließend soll es ihr ein Leichtes gewesen sein, ihrem Opfer 1000 Einheiten der Insulinmittel Novorapid und Protaphane zu verabreichen. Letzteres Medikament ist ein Humaninsulin mit langer Wirkung. Nachdem es injiziert wird, dauert es anderthalb Stunden bis der Blutzuckerwert zu sinken beginnt. Die Wirkung hält etwa 24 Stunden an.

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Nachdem die 41-Jährige gefahren war, soll ihr Schwiegervater einen hypoglykämischen Schock erlitten haben. Dabei sank der Blutzuckerspiegel ins Bodenlose. Das Opfer, wurde bewusstlos. In dem Zustand fand den Mann tags darauf seine Haushälterin. Umgehend wurde er in die Uni-Klinik gebracht. Zwar überlebte der Mediziner dort. Allerdings, so führt die Anklage aus, bestand zeitweilig akute Lebensgefahr. Auch sollen demnach Schäden zurückgeblieben sein. „Vor dem Hintergrund steht auch der Vorwurf der schweren Körperverletzung im Raum“, sagte Gerichtssprecher Orth.

Strafverfolger richten sich auf Reihe von Indizien

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hätte die Insulindosis beinahe ausgereicht, um einen Mord zu begehen. Bei ihrer Anklage stützen sich die Strafverfolger auf eine Reihe von Indizien. So soll sich die Tatverdächtige im Internet über den Modus Operandi informiert haben. Auch gehen die Ermittler davon aus, dass es bis zum Auftauchen der Haushälterin am Tag danach keinen weiteren Besuch mehr gegeben hat.

Beim Motiv allerdings wird es rätselhaft. Bis auf Hinweise, dass zwischen der Schwiegertochter und dem Vater ihres Mannes nicht alles harmonisch verlief und auch psychische Probleme eine Rolle spielen sollen, verfügen die Ankläger über wenig Handfestes.

Jürgen Graf, Verteidiger der Angeklagten, hält die Vorwürfe für haltlos. „Meine Mandantin ist völlig unschuldig, es gibt kein Motiv, auch hat die Staatsanwaltschaft alle entlastenden Aspekte nicht in Betracht gezogen.“ Man werde die Vorwürfe widerlegen, führte der Anwalt aus. So habe man etliche Beweisanträge gestellt, um die Unschuld der Klientin zu belegen. Dahinter steht das Ziel, dass die Schwurgerichtskammer die Anklage abschmettert und den Prozess in dem Fall erst gar nicht zulässt.

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