„Rettet die Egonstraße“Anwohner-Protest in Köln-Stammheim – drei Häuser abgerissen

Lesezeit 2 Minuten
Egonstraße2

Zum Entsetzen der Anwohner wurden im Sommer drei Häuser abgerissen. 

Köln-Stammheim – Die Bewohner der Egonstraße sind wieder zuversichtlicher, dass ihre Siedlung erhalten bleibt. Die Interessengemeinschaft (IG) „Rettet die Egonstraße“ legte Anfang Dezember ein Rechtsgutachten vor, mit dem sie die Stadt als Eigentümerin der Siedlung davon überzeugen will, keines der Häuschen mehr abzureißen, wenn ein Mieter verstorben oder weggezogen ist.

Des Weiteren wird das Thema wieder in den politischen Gremien der Stadt diskutiert. Es ist Bestandteil des Masterplans der „Initiative für ein lebenswertes Mülheim“, in dem engagierte Bürger die ihrer Ansicht nach wichtigsten Herausforderungen im Stadtbezirk bündeln und diesen als Bürgerantrag einbringen.

60 Quadratmeter Wohnfläche

Die Siedlung entstand nach dem Krieg auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots, als die Stadt die Gebäude an ausgebombte Kölner vermietete. Jedes dieser ursprünglich 80 Häuschen bietet etwa 60 Quadratmeter Wohnfläche. Da die Bewohner viele Reparaturen selbst vornehmen, sind die Mieten vergleichsweise niedrig.

Seit der Jahrtausendwende vermietet die Stadt nicht mehr neu, sondern reißt sukzessive ab. Das wird damit begründet, dass die Siedlung angeblich zu nahe am Großklärwerk Stammheim liegt und das Areal daher im Landschaftsplan als Grünfläche ausgewiesen sei. Außerdem sei die Siedlung nicht erhaltenswert, weil die Gebäude zu marode seien, um wirtschaftlich voll saniert zu werden.

Drei Häuschen der Kölner Siedlung verschwanden

Die Bewohner der Siedlung wehren sich dagegen seit Jahren. So gab es unter anderem im Herbst 2013 und im Sommer 2019 Hausbesetzungen.

Im November 2014 besuchte der Liegenschaftsausschuss die Siedlung. In dessen Folge trat kurzzeitig sogar ein Abbruchmoratorium in Kraft. Doch allein im Sommer 2019 verschwanden wieder drei Häuschen von der Bildfläche. „Aktuell sind nur noch 50 Gebäude übrig“, erklärte IG-Sprecherin Susanne Tobi.

„Die Egonstraße gehört zu Stammheim“

Bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung betonten Vertreter aller Fraktionen, dass sie ebenfalls die Erhaltung der Siedlung wünschen. „Die Egonstraße gehört zu Stammheim. Wir können uns Stammheim ohne die Egonstraße nicht vorstellen“, betonte beispielsweise CDU-Bezirksvertreter Mike Paunovich.

Angesichts des Rechtsgutachtens, das die Argumentation der Stadt entkräften soll, schlug Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs vor, die Beschlussfassung zum Thema Egonstraße zu vertagen. Die Bezirksvertretung Mülheim forderte die Stadtverwaltung stattdessen auf, in Gesprächen mit der Rechtsvertreterin der IG erst einmal die Rechtslage zu klären, ehe weitere Verhandlungen über die Erhaltung der Siedlung geführt werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Um das Gutachten zu finanzieren, wandte sich die Interessengemeinschaft nicht nur an Geldgeber wie Stiftungen und einzelne Spender, sondern veranstaltete unter anderem ein Benefizkonzert mit Benjamin Brings und einen Adventsbasar im Bootshaus des RTHC Bayer Leverkusen.

KStA abonnieren