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„Verhinderungstaktik“ der StadtStammheimer wollen Ulrich-Haberland-Haus beleben

Lesezeit 3 Minuten
Das denkmalgeschützte Ulrich-Haberland-Haus steht schon seit etwa 20 Jahren leer.

Das denkmalgeschützte Ulrich-Haberland-Haus steht schon seit etwa 20 Jahren leer.

Köln-Stammheim – Das Verhalten der Stadtverwaltung in Sachen Ulrich-Haberland-Haus stößt bei der Bezirksvertretung Mülheim, beim Bürgerverein Stammheim und bei interessierten Investoren auf Unverständnis. Konkret geht es um das Schreiben des Liegenschaftsamts an die Architekturbüros, die 2018 an einem Investorenwettbewerb teilnahmen, sowie eine Mitteilung an die Bezirksvertretung.

Der Hintergrund: Das unter Denkmalschutz stehende Ulrich-Haberland-Haus, in den 1950er Jahren von Bayer als Altenheim für ehemalige Mitarbeiter errichtet und später als Studentenwohnheim genutzt, steht seit etwa 20 Jahren leer. Mehrfache Versuche, es mit neuem Leben zu füllen, scheiterten. Die Bürgervereine Stammheims und Flittards sowie die Bezirksvertretung Mülheim bleiben jedoch seit Jahren bei ihrer Forderung, die Immobilie einer neuen Nutzung zuzuführen. Die Stadtverwaltung lehnte dies ab mit der Begründung, dass Geruchsemissionen aus dem benachbarten Klärwerk dem entgegenstünden. Sie plante bereits die Aufhebung des Denkmalschutzes und den Abriss des Gebäudes.

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Die Akteure im Stadtbezirk kämpften jedoch weiter und zogen den Liegenschaftsausschuss auf ihre Seite. Der beschloss im März 2018, einen Investorenwettbewerb auszurufen mit dem Ziel, das Ulrich-Haberland-Haus einer neuen Nutzung zuzuführen. Bis Juli sollte in einer ersten Runde ein Grobkonzept der künftigen Nutzung unterbreitet werden. Aus den eingereichten Entwürfen sollte die Stadt die besten auswählen, um sie mit der Erarbeitung von detaillierten Planungen zu beauftragen. Mindestens zwei Bewerber reichten ihre Grobkonzepte fristgerecht bis Mitte Juli 2018 ein und warteten seitdem auf eine Reaktion seitens der Stadt – schlappe neun Monate lang.

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Café, Ateliers oder Altentagsstätte

Eines der Bieterteams, der Kölner Architekt Christian Schaller und sein niederländischer Partner Hans Kloosterman, schlägt beispielsweise vor, im Haus eine Altentagesstätte mit Tagespflege und Serviceangeboten für den Stadtteil unterzubringen. Außerdem sei ein Besucherzentrum mit Kultur und diversen Veranstaltungen – unter anderem Ateliers und Werkstätten von Künstlern – denkbar. Ein Schlosspark-Café oder ein Restaurant mit üblichen Öffnungszeiten sowie ein Tagungs- und Seminarhotel sollten diese Angebote ergänzen. Der Bieter betont, erst die Kombination dieser Nutzungen verspreche glaubhaft, ein solches Konzept wirtschaftlich realisieren und nachhaltig betreiben zu können.

Stadt fordert Nachbesserung

Doch nun wird mitgeteilt, dass die Grobkonzepte unzureichend seien und nachgebessert werden müssen. „Das verwaltungsinterne Auswertungsverfahren der fristgemäß eingereichten Unterlagen hat ergeben, dass alle vorliegenden Grobkonzepte überarbeitungsbedürftig sind“, teilte das Liegenschaftsamt der Bezirksvertretung Mülheim mit. Es seien insbesondere Verstöße gegen Denkmalschutzauflagen und fehlende Erschließungskonzepte zu bemängeln. Die Bieter seien aufgefordert worden nachzubessern.

„Es ist ein Skandal, dass ein halbes Jahr vergehen musste, bis die Stadt überhaupt reagiert“, empörte sich Winfried Seldschopf (Grüne). Er halte es auch für widersinnig, dass die Stadt selbst zwar beabsichtigte, den Denkmalschutz aufzuheben und das Gebäude abzureißen, nun aber diesen als Argument gegen die Konzepte ins Feld führe.

Architekten wundern sich

Christian Schaller wiederum wundert sich, dass überhaupt eine Nachbesserung gefordert wird: „Wir waren doch lediglich aufgefordert, ein Grobkonzept zu liefern. Alles andere gehört in die zweite Stufe des Wettbewerbs.“ Sein Partner Kloosterman betonte in einem Antwortschreiben an die Stadt, dass beispielsweise ein Verkehrsgutachten und ein Stellplatznachweis nicht Teil eines Grobkonzepts sei, sondern in einer konkreten Planung erstellt werden müsse. Was den Denkmalschutz betreffe, habe er als Bieter sehr wohl beim Stadtkonservator den prinzipiellen Umgang mit dem Denkmal abgestimmt. Die potenziellen Investoren beschleichen nun Zweifel: Ist die Stadt ernsthaft an einer erneuten Nutzung der Immobilie interessiert?

„Für uns ist das Vorgehen der Stadt ein eindeutiges Zeichen von Verhinderungstaktik“, meint auch Johannes Schiffgen, Vorsitzender des Bürgervereins Stammheim. Er habe schon Kontakt zu verschiedenen Politikern aus dem Stadtbezirk – unter anderem Kölns Bürgermeister Hans-Werner Bartsch – aufgenommen. Sein Verein werde alles unternehmen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen, um endlich ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen.

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