Bürgerzentrum MülheimMütze kämpft ums Überleben

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Steht das Mülheimer Bürgerzentrum Mütze vor dem Aus?

  • Die Stadt Köln möchte das Mülheimer Bürgerzentrum sanierungsbedingt für drei Jahre schließen. Außerdem steht ein Trägerwechsel zur Debatte.
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befürchten, dass dadurch 40 Jobs auf dem Spiel stehen.
  • Außerdem werden dem Trägerverein Defizite in den Führungsstrukturen unterstellt.

Mülheim – Mitglieder der Mülheimer Teestube, des Trägervereins des Bürgerhauses Mütze, wenden sich energisch gegen eine sanierungsbedingte Schließung des Gebäudes ab Jahresende. „Eine Schließung ist aus sachlichen Gründen nicht notwendig“, sagte Mitglied Achim Niewind. Auch der Vorsitzende des Betriebsrates, Hans Leiseifer, kritisiert die Pläne. „Durch die Schließung stehen 40 Jobs auf dem Spiel.“

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei vom geschäftsführenden Vorstand die Kündigung für Anfang Dezember verkündet worden. Dagegen habe der Betriebsrat sein Veto eingelegt. Notfalls werde man vor dem Arbeitsgericht gegen die Kündigungen vorgehen.

Schließen oder Umbau bei laufendem Betrieb

Zuvor hatte die Stadt als Eigentümerin des Hauses mitgeteilt, das Bürgerhaus müsse wegen umfassender Sanierungsarbeiten für drei Jahre geschlossen werden. Die Mitglieder favorisieren dagegen einen Umbau bei laufendem Betrieb, um Teile der Beratungsangebote oder die Tafelausgabe weiterhin an der Berliner Straße 77 durchzuführen zu können. Bei einer Schließung müssten noch Interimsstandorte gefunden werden.

Stadt kündigt Mülheimer Teestube

Die Mitglieder kritisieren auch einen möglichen Trägerwechsel im Bürgerhaus. Hintergrund ist, dass die Stadt den Vertrag mit der Mülheimer Teestube, die die Mütze seit 30 Jahren führt, zum Dezember dieses Jahres gekündigt hatte. Möglicherweise könnte der Vertrag mit der Mülheimer Teestube verlängert werden. Möglich ist aber auch, dass ein anderer Träger einspringt – etwa die Christliche Sozialhilfe (CSH). Die CSH, die sich selbst zu den Vorgängen nicht äußert, sei der einzige Verein, der in der Lage wäre, die Aufgabe zu erfüllen, sagte eine Stadtsprecherin.

Dem Vernehmen nach wirft die Kommune der Mülheimer Teestube unprofessionelle Strukturen vor. Der Vorstand besteht in der Tat derzeit nur aus drei statt wie vorgesehen aus fünf Mitgliedern, zudem gibt es keinen Geschäftsführer. Dafür müsste die Satzung geändert werden.

Unruhe zwischen Mütze-Mitgliedern

Offenbar gibt es zwischen den Mitgliedern im Bürgerhaus viel Unruhe. Leiseifer und Niewind werfen dem Vorstand um Wolfgang Bergmann vor, den Verein sehend an die Wand gefahren zu haben. Der Vorstand habe ausreichend Zeit gehabt, um die Defizite abzustellen, etwa einen Geschäftsführer einzustellen und die Satzung zu ändern. Zudem sei die Vertragskündigung lange nicht im Verein kommuniziert worden. Erst im Juli beziehungsweise im August seien die Mitglieder informiert worden. „Wir wurden als Mitglieder nicht ernst genommen, es gab keine Transparenz“, so Leiseifer.

Vorstand: Wir agieren wie ein Kleingarten-Verein

Vorstand Bergmann räumte die Defizite bei den professionellen Strukturen des Vereins ein. „Wir machen 1,2 Millionen Euro Umsatz, agieren aber wie ein Kleingartenverein.“ Die Vorwürfe der Mitglieder wies er zurück. Satzungsänderungen seien in der Vergangenheit vielmehr gescheitert, weil die Mehrheit der Mitglieder dagegen gestimmt hätten. Daher habe man zum Beispiel keinen Geschäftsführer einstellen können. Bergmann will zwar explizit keine Schuldigen benennen, sagte aber: „Basisdemokratie ist gut, wenn Basisdemokratie dazu genutzt wird, das Haus weiter zu bringen.“

CSH als möglicher neuer Träger im Gespräch

Zu einem möglichen Trägerwechsel sagte Bergmann, er werde sich für die Mülheimer Teestube einsetzen. Falls dies nicht klappe, sei die CSH aber ein guter Ersatz. „Die CSH macht in Mülheim hervorragende Arbeit.“ Eng wird es nach den Worten des Vorstands wohl für viele Mitarbeiter des Bürgerhauses. „Wir müssen kündigen, ob wir wollen oder nicht“, so Bergmann. Würden die Mitarbeiter nach Dezember weiter beschäftigt, ohne dass die Stadt über die Trägerschaft entschieden habe, müsste der Verein die Belegschaft aus eigener Tasche bezahlen. „Dann gehen wir in die Insolvenz, dann sind wir tot.“ Nur unter der Voraussetzung, dass die Stadt die Trägerschaft der Mülheimer Teestube wieder zuerkenne und man die Mitarbeiter an andere soziale Einrichtungen ausleihen könne, könnte das Gros gehalten werden.

Am 26. September wird es im Bürgerhaus eine Mitgliederversammlung geben. Dass es dabei besonders harmonisch zugehen wird, ist nicht zu erwarten. 

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