Geldwäsche-Ring hochgenommenJuweliere bei Razzia auf der Keupstraße durchsucht

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Razzia Keup

Bundespolizisten umstellen die durchsuchten Geschäfte.

Köln-Mülheim – Das Aufgebot von Polizei und Zoll ist eindrucksvoll, das am Mittwochmorgen auf der Keupstraße im Einsatz war und nach Beweisen für die Machenschaften eines Geldwäsche- und Betrüger-Rings suchte. Über Stunden durchsuchten die Fahnder ein knappes Dutzend Juwelier-Geschäfte, wie es sie hier in großer Zahl gibt. Mit Maschinengewehren bewaffnete Beamte der Bundespolizei postierten sich an den Zufahrten der Straße, umstellten die Läden und bedeckten sie mit Bauzäunen, an denen schwarzen Sichtschutzfolien angebracht waren. In einem Tresor fanden die Zöllner mehrere Sporttaschen mit massiven Goldbarren. Zeitgleich fanden auch in anderen Städten Deutschlands ähnliche Aktionen statt, die teils am frühen Abend noch andauerten. Darunter waren mit Brühl, Bergisch Gladbach und Leverkusen auch Städte in der Region, außerdem Berlin, Frankfurt und Wuppertal.

Insgesamt acht Tatverdächtige wurden bei der bundesweiten Aktion festgenommen, darunter auch „welche aus Köln“, wie Oberstaatsanwalt René Seppi mitteilte. Wie viele davon in Köln festgenommen wurden, sagte Seppi auf Nachfrage mit Verweis auf „ermittlungstaktische Gründe“ nicht, ebenso blieben Identität und Nationalität der Verdächtigen unklar. Gegen die acht festgenommenen Verdächtigen hatten die Ermittler im Vorfeld Haftbefehle erwirkt und überdies 20 Arrestbeschlüsse für das mutmaßlich illegal erworbene Vermögen in der Tasche.

Illegales Finanztransfersystem

Seit Sommer 2019 führt die Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen gegen eine Gruppe von möglichen Geldwäschern, die auch von der Keupstraße aus agiert haben soll. Mit der Schaffung eines illegalen Finanztransfersystems sollen die Bandenmitglieder schmutziges Geld gewaschen haben. Dieses aus kriminellen Geschäften erwirtschaftete Bargeld, hieß es von den Ermittlern, sollen die Verdächtigen an „unterschiedlichen Annahmestellen in Deutschland“ entgegengenommen und dann zurück in den Finanzkreislauf gebracht haben. Das soll ihnen mit einem ausgeklügelten Trick gelungen sein: Mit dem Geld kaufte die Bande Edelmetalle – hauptsächlich Gold – an und führte diese mit gefälschten, aber augenscheinlich legalen Papieren von Deutschland in die Türkei aus. Dort verkauften die Täter unter anderem die Goldbarren weiter und kassierten dadurch erneut – dann gewaschenes – Geld. Sämtliche Käufe und Verkäufe laufen in diesem System in bar. Dafür hat die Gruppe sogar einen eigenen Logistikbereich geschaffen. Die Täter gingen also ebenso hochkriminell wie hochprofessionell vor. Aus welchen Straftaten die Gelder stammen sollen, ist unklar.

An der bundesweiten Aktion im Auftrag der Staatsanwaltschaft Köln waren mehr als 600 Zöllner beteiligt, außerdem unter anderem das LKW NRW. Neben dem Gold wurden Immobilien, teure Autos und Luxusuhren beschlagnahmt. Wie viel schmutziges Geld die Bande auf diese Weise gewaschen hat, ist noch unklar, ebenso der Wert der am Mittwoch beschlagnahmten Gegenstände und Immobilien. Die Ermittlungen dauern an. Die Keupstraße blieb am Mittwoch stundenlang zwischen Schanzenstraße und Holweider Straße gesperrt.

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