Abo

Großbaustelle Mülheimer BrückeBürger diskutieren über Sanierung und Verkehrs-Chaos

Lesezeit 4 Minuten
Notstützen innerhalb der Brücke (l.). Die Diskussion lockte etwa 200 interessierte Bürger in die Mülheimer Stadthalle.

Notstützen innerhalb der Brücke (l.). Die Diskussion lockte etwa 200 interessierte Bürger in die Mülheimer Stadthalle.

Mülheim – Lebhaft und emotional gestaltete sich die Diskussion über ein bevorstehendes Nadelöhr: In der Stadthalle Mülheim hatte das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau interessierte Bürger eingeladen, sich über die Sanierungsarbeiten an der Mülheimer Brücke zu informieren. Mehr als 200 Zuhörer waren gekommen.

Zu Beginn erläuterte Björn Krause, der Bauleiter des ausführenden Unternehmens Implenia, die verschiedenen Bauabschnitte und welche Arbeiten vorgenommen werden.

Deichbrücke wird vollständig abgerissen

Von West nach Ost gesehen, wird die 94 Meter lange Deichbrücke, die in Riehl über den Kuhweg führt, vollständig abgerissen und neu gebaut. „Die 104 Meter der Flutbrücke über die Rheinwiesen und die 485 Meter lange Strombrücke über den eigentlichen Fluss dagegen bedürfen lediglich einer Instandsetzung und Verstärkung“, erklärte er. So bekomme die Strombrücke verstärkende Streben unter der Fahrbahn und die Hängeseile würden ausgetauscht. Die 258 Meter lange rechtsrheinische Rampe wiederum werde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Krause: „Da die Brücke unter Denkmalschutz steht, wird außen alles wieder so aussehen wie vorher.“

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Vjeran Buric, beim Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau für die Sanierung zuständig, erläuterte anschließend die Knackpunkte des Projekts. „Was wir nicht wussten: Die rechtsrheinische Rampe erwies sich während der Vorbereitungsarbeiten maroder als gedacht“, begann er. Die Metallarmierungen des Stahlbetons seien an einigen Stellen derart zerfressen, dass Notstützen angebracht werden mussten.

Darum gelte jetzt eine Gewichtsbegrenzung von 3,5 Tonnen pro Fahrzeug. Auch der Fund eines Braunkohleflözes, das in 25 Metern Tiefe beginnt und acht Meter stark sei, habe zu Komplikationen geführt. Da neu geprüft werden müsse, welche Stützpfähle unter dem neuen Bauwerk versenkt werden müssen, finden derzeit neben der Bachstraße Tests für Länge und Dicke der Pfähle statt. Je dicker, desto weniger würden die Pfähle unter der erwarteten Last einsinken. Er versicherte: „Wir kommen nicht bis zum Braunkohleflöz.“

Sperrung der KVB-Linien verschieben

Allerdings liege man nun schon zwei Monate hinter dem Plan und müsse die Sperrung der KVB-Linien um ein Jahr verschieben. Der Grund sei, dass die Verkehrsbetriebe die Linie 13 und 18 nur von Ostern bis zum Ende der Sommerferien unterbrechen will. Dann nämlich gebe es statistisch gesehen das geringste Fahrgastaufkommen.

Buric wies auch darauf hin, dass eine provisorische Spielfläche mit einigen Geräten zwischen Infocontainer und der Unterführung zum Wiener Platz angelegt werde. Diese soll als provisorischer Ersatz jener Plätze dienen, die der Baustelle weichen mussten. Außerdem habe das Amt für den Festplatz am Rheinufer die Erlaubnis erwirkt, dass Anwohner hier parken dürften. Somit sei Ersatz für die entfallenen Stellplätze entlang der Rampe geschaffen worden.

Für Gelächter im Saal sorgten Burics Ausführungen über die künftigen Verkehrsbeschränkungen. Das Amt für Verkehrsmanagement gehe nämlich davon aus, dass entstehende Staus Fahrzeuglenker früher oder später davon abhalten würden, hier durchzufahren.

Das könnte Sie auch interessieren:

Immerhin wollen die Planer, dass nur noch die Hälfte der aktuell noch 50 000 Autos pro Tag über die Brücke fährt. „Das wird eine Katastrophe. Alle umliegenden Straßen werden verstopft“, bemerkte Stephan Brandt, der unweit des Clevischen Rings wohnt. Er und andere Zuhörer würden jedenfalls nicht mit so viel Einsicht rechnen.

Schilder kommen zu spät

Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs fragte, warum die Stadt die Hinweisschilder für das Linksabbiegeverbot zur Mülheimer Brücke oder die Pförtnerampel am Zubringer nicht schon aufgestellt habe: „Es wäre besser, die Leute vorzuwarnen.“

Eine Zuhörerin wollte wissen, warum die KVB die Bahnlinie 4 nicht in dichterem Takt fahren lasse, um eine Alternative zum Autoverkehr anzubieten. Dies lehnte das Unternehmen mit der Begründung ab, spätestens in den Tunneln der Innenstadt gebe es dann bei den Bahnen Stau.

Günter Pröhl aus Buchheim beklagte sich, dass er schon vor zwei Jahren in einem Bürgerantrag vorgeschlagen hatte, den Takt der S-Bahn Linie 6 und 11 zu verdichten, um die Fahrgäste der später einmal gesperrten Linien 13 und 18 zum Umsteigen zu motivieren. Das Podium reagierte verständnislos. Keiner kannte diesen Antrag.

Ab sofort können sich interessierte Bürger regelmäßig ein Bild vom Baufortschritt machen. Die Stadt hat am heutigen Dienstag, 9. April, einen Infocontainer an der Bachstraße aufgestellt. Der ist nun dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

KStA abonnieren