Haberland-Haus in StammheimStreit um die Zukunft des Gebäudes in Mülheim

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Nach mehr als 16 Jahren Leerstand ist die Zukunft der Immobilie weiterhin nicht klar.

Nach mehr als 16 Jahren Leerstand ist die Zukunft der Immobilie weiterhin nicht klar.

  • Bürgervereine und Bezirkspolitiker empört - Architekt bevorzugt Wohnraum

Köln-Stammheim – Im Liegenschaftsausschuss des Rats soll ein Ideen- und Investorenwettbewerb zur Revitalisierung des Ulrich-Haberland-Hauses beschlossen werden. Damit wäre theoretisch der Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes gesichert und der Weg für eine Sanierung und neue Nutzung frei. Doch die Akteure vor Ort sind mit der Vorlage sehr unzufrieden.

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Seit Oktober 2001 steht das Ulrich-Haberland-Haus leer. Erbaut hat es die Bayer AG 1952 als betriebseigenes Altenheim. 1983 übernahm die Stadt Köln das Gebäude und funktionierte es zu einem Studentenwohnheim um. Dann kündigte das Kölner Studentenwerk den Vertrag wegen zu geringer Auslastung. Bereits 2003 beschloss der Rat auf Antrag der CDU, das Gebäude wieder als Seniorenheim zu betreiben. Mehrere Versuche scheiterten, diesen Beschluss umzusetzen. Die Bürgervereine Stammheim und Flittard kämpfen seitdem darum, hier eine Senioreneinrichtung zu etablieren. 

Ulrich-Haberland-Haus

Das Ulrich-Haberland-Haus im Schlosspark in Köln-Stammheim.

Dabei wurden sie von der Bezirksvertretung Mülheim unterstützt. Die Verwaltung lehnte dies stets mit der Begründung ab, das Großklärwerk sei zu nahe und Wohnen wegen der möglichen Geruchsbelästigung nicht statthaft. In der heutigen Vorlage steht, dass im Ulrich-Haberland-Haus zwar Künstlerateliers, Gastronomie, Räume für Chor-, Orchester- oder Theaterproben sowie ein Tagungshotel möglich seien - nicht aber ein Seniorenheim.

Politiker empört

„Das stellt alle unsere Beschlüsse auf den Kopf“, empört sich Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs. Außerdem halte sich die Verwaltung nicht an Vorgaben, wenigstens eine Alten-Tagespflege zu ermöglichen. Andererseits könne er sich schwer vorstellen, dass ein Investor mit den vorgegebenen Nutzungen ein wirtschaftlich tragbares Konzept zustande bringen kann. Fuchs: „Das Vorgehen der Verwaltung ist für mich ein klares Zeichen, dass die Stadt gar kein Interesse hat, das Gebäude wiederzubeleben.“

Vorwürfe an die Stadt

Ähnlich sehen es die Bürgervereine in Stammheim und Flittard. Deren Vorstände trafen sich Anfang dieser Woche zu einer Krisensitzung. „Ich bin stinksauer und wir fühlen uns hintergangen“, schimpft Johannes Schiffgen, Vorsitzender des Stammheimer Bürgervereins. So habe der Beschwerdeausschuss vor etwa einem Jahr beschlossen, dass ein Treffen von Bürgervereinen, der Stadtverwaltung und den beiden potenziellen Investoren Christian Schaller und Bruno Wasser stattfinden solle. Das Treffen kam nicht zustande: „Das ist genau das, was die Stadt will: Alles tun, damit die Architekten abspringen.“ Der Vorsitzende des Flittarder Bürgervereins, Bruno Odenthal, pflichtet Schiffgen bei: „Die Wünsche der Bürger werden mit Füßen getreten.“

Zu groß für Künstler-Kolonie

Einer der am Haus interessierten Investoren ist der Dellbrücker Architekt Bruno Wasser. Er beteiligte sich schon vor zehn Jahren an einem städtebaulichen Projekt „Wohnen am Strom“ im Schlosspark Stammheim. In dieses war das Ulrich-Haberland-Haus eingebunden. Wasser kam damals nicht zum Zuge und ein bereits existierender Bebauungsplan wurde wieder aufgehoben. Die aktuelle Ausschreibung sieht er skeptisch: „Ohne Wohnen - wenigstens teilweise mit Gewerbe als Ergänzung - ist eine Wiederbelebung des Gebäudes nicht möglich.“ Für eine Künstlerkolonie sei das Haus zu groß und ein Tagungshotel sei für ihn undenkbar: „Dafür müsste man das Gebäude vergewaltigen.“ Ob er dennoch am Investorenwettbewerb teilnimmt, hänge von den Ausschreibungsunterlagen ab.

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