Köln bis Bergisch GladbachInitiative kritisiert Plan einer neuen Fahrradroute

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Vorbild Balkantrasse Remscheid-Leverkusen: Die Strecke ist nicht nur bei Freizeitradlern, sonder auch bei Berufspendlern beliebt.

Vorbild Balkantrasse Remscheid-Leverkusen: Die Strecke ist nicht nur bei Freizeitradlern, sonder auch bei Berufspendlern beliebt.

Dellbrück/Holweide – Eine Machbarkeitsstudie der Städte Köln und Bergisch Gladbach sowie des Rheinisch-Bergischen Kreises für eine schnelle Radwegeverbindung zwischen Bergisch Gladbach und Köln stößt auf Widerstand. Die „Initiative Radschnellweg GL-K“ wirft den Verantwortlichen vor, mit ihrer Planung keine Route für Fahrrad-Pendler, sondern eine für Freizeitradler zu planen – weit weg von Wohngebieten und häufig genutzten Verkehrswegen. Die Räte der Städte und des Kreistags sollen bald über die Umsetzung entscheiden.

Bei der Studie handelt es sich um eine Maßnahme, die im Rahmen eines 33-Punkte-Programms zur Verringerung des Autoverkehrs zwischen beiden Städten führen soll. Darin werden vier mögliche Fahrrad-Routen von Bergisch Gladbach, Rösrath und Leverkusen nach Köln beschrieben. Gemeinsames Ziel der Gebietskörperschaften als auch der Initiative ist es, mit einer schnellen Radwegverbindung der beiden Großstädte eine Alternative zum Autofahren zu schaffen. So soll den vielen Pendlern der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad erleichtert werden.

Angebot soll verstopfte Straßen entlasten

Das wiederum und bessere Angebote des öffentlichen Nahverkehrs sollen die besonders zu Stoßzeiten verstopften Straßen entlasten, was auch zur Senkung der Abgas- und Lärmbelastung für die Anwohner führt. Doch die Lösungen unterscheiden sich.

„Wir haben drei Knackpunkte entdeckt“, erläuterte Helmut Röscheisen, Sprecher der Initiative. In der Machbarkeitsstudie führe der Radweg mitten durch das Landschaftsschutzgebiet Thielenbrucher Wald, wobei doch bekannt sei, dass in geschützten Landschaftsbestandteilen die Wege nicht beleuchtet werden dürfen. Vom Thielenbrucher Wald würde der Weg über die Gemarkenstraße bis zur Hatzfeldstraße geführt.

Kritik an von der Verwaltungen favorisierter Streckenführung

Der stellvertretende Sprecher der Initiative, Günter Hermkes, begründete die Ablehnung dieser Trassenführung: „Die Strecke ist frauenfeindlich, weil ein großer unbeleuchteter Abschnitt zum Angstraum wird.“ Darum schlagen die engagierten Bürger eine Alternativtrasse über die Gierather Straße und die Strundener Straße vor.

Weitere Kritikpunkte sind der Abschnitt zwischen dem Grafenmühlenweg in Dellbrück bis zur Kreuzung Chemnitzer Straße/Wichheimer Straße in Holweide und eine von den Verwaltungen favorisierte Streckenführung westlich des Kalkbergs in Buchforst.

Radweg weit von bewohntem Gebiet entfernt

In Holweide bemängeln die Kritiker, dass der Radweg weit entfernt von bewohnten Gebieten über die Colonia-Allee geführt werden soll, statt parallel zur Stadtbahnlinie entlang der Dabringhauser, Iddelfelder und Schweinheimer Straße bis zur Isenburg.

Hermkes: „Unsere Variante würde sicherstellen, dass die Fahrradpendler den Weg buchstäblich vor der Haustür vorfinden.“ Im Falle der Kalkberg-Variante befürchten die Aktiven wiederum die Entstehung von Angsträumen. „Wir appellieren an die beiden Städte und den Kreistag Rhein-Berg, die Verbindungen auszubauen, die bereits jetzt von den Radfahrern genutzt werden. Das sind schließlich diejenigen, die wir vorschlagen“, bekräftigte Röscheisen.

Kopenhagen als Vorbild

Der Radweg orientiere sich übrigens am Vorbild der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. „In dieser Welthauptstadt der Radfahrer wird der motorisierte Verkehr gezielt aus der Innenstadt verbannt.“ Autos haben dort nur noch einen Anteil von neun Prozent, Fahrräder dagegen immerhin von 62.

Der pensionierte Verkehrsplaner Horst Hülsen, ebenfalls Mitglied der Initiative, befürwortet die von Röscheisen und Hermkes vorgeschlagene Trasse: „Deren Führung über bestehende Straßen erfordert lediglich geringe Aufwendungen wie Markierungen und die Aufstellung von Verkehrszeichen.“

Befürchtungen von Anwohnern, dass viele Parkplätze entfallen könnten, entgegnete er: „Es ist genug Platz da. Eigentlich würde nur der illegal genutzte Abschnitt entlang der Hatzfeldstraße wegfallen, wo Parken sowieso verboten ist.“

VORBILD AUS DÄNEMARK

Kopenhagen ist die Fahrradmetropole schlechthin. In der dänischen Hauptstadt werden 29 Prozent aller Strecken mit dem Rad und 34 Prozent mit dem Auto zurückgelegt. Zum Vergleich sind in Köln lediglich 15 Prozent aller Einwohner mit dem Rad und 42 Prozent mit dem eigenen PKW unterwegs. (Stand 2016). Die Stadtplaner in Kopenhagen haben sich früh für eine Reduktion des Autoverkehrs entschieden. Man erweiterte Radwege auf drei Streifen, führte eine fahrradfreundliche „grüne Welle“ ein und baute Brücken nur für Radler und Fußgänger. Die Umgestaltung von kritischen Verkehrsknotenpunkten sowie die Schaffung von mehr Fahrradparkplätzten erleichterte vielen Bürgern den Umstieg. (red)

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