Kölner Biologe schlägt AlarmInvasive Pflanzen dominieren am Flittarder Rheinufer

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Verdrängt die heimische Vegetation: das Drüsige/Indische Springkraut

Köln-Flittard – Eigentlich sieht die Pflanze recht harmlos aus, wie sie da in der Flittarder Rheinaue steht. Ein grüner Stängel, etwas mehr als einen Meter hoch, daran zahllose gold-gelbe Blüten, die dem Gewächs seinen Namen geben. Tausende Exemplare der Kanadischen Goldrute bilden ein dichtes Feld, einen sogenannten Einartbestand, in dem kaum Platz für andere Pflanzenarten ist.

Darüber ist der Biologe Thorsten Florin-Bisschopinck alles andere als glücklich, denn die im 17. Jahrhundert vom nordamerikanischen Kontinent nach Europa eingeführte Goldrute ist ein Beispiel für „invasive Neozoen“ in der Kölner Natur. Damit sind Tier- und Pflanzenarten gemeint, die ursprünglich nicht in Europa zu finden waren und heimische Arten verdrängen. So könnten anstelle der Kanadischen Goldrute etwa Brennnesseln oder Brombeeren wachsen, auf denen gleichzeitig eine Vielzahl an Tieren zu finden wäre.

„Das ist der Vorteil der Goldrute, dass sie kaum von Tieren gefressen wird“, erläutert Florin-Bisschopinck, der bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt arbeitet, die an das Umwelt- und Verbraucherschutzamt angebunden ist. Dadurch könne sie sich besser ausbreiten, mache ihre Umgebung aber „ökologisch wertloser“.

Gewächse aus Amerika oder Asien

Unter den etwa 4.000 Pflanzenarten, die in Deutschland registriert sind, sind rund 400 neue Arten, die in den vergangenen Jahrhunderten über verschiedene Wege eingeführt wurden. So brachten beispielsweise Händler Gewächse aus Amerika oder Asien mit, teilweise siedelten Imker gezielt neue Arten für ihre Bienenvölker an. Eine Bedrohung sind längst nicht alle, nur etwa 40 Arten bewertet das Bundesamt für Naturschutz als invasiv.

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Diese Zahl könnte durch die Folgen des Klimawandels, vor allem also höhere Temperaturen, dennoch stark ansteigen. „Langfristig werden wir eine starke Verschiebung hin zu neuen Arten erleben“, sagt Florin-Bisschopinck und zeigt direkt am Rheinufer auf einen regelrechten Wald mit Exemplaren einer anderen invasiven Pflanze. Die an überdimensionalen Rhabarber erinnernden Stiele des Drüsigen Springkrauts tragen zwar hübsche lila-weiße Blüten, stellen für die lokale Artenvielfalt allerdings eine echte Gefahr dar. Die Pflanzen breiten sich durch Samenköpfe aus, die bei Berührung aufspringen und locken Insekten mit einem stark riechenden Drüsensekret an.

An manchen Stellen des Flittarder Rheinufers haben sie die heimische Vegetation bereits vollständig verdrängt, Abhilfe ist nicht in Sicht. „Man müsste über Jahre regelmäßig mähen“, sagt der Biologe, denn einmalige Aktionen könnten dem starken Bewuchs kaum etwas anhaben. Koordinierte Maßnahmen müssten ausgiebig geplant werden und seien mit hohen Kosten verbunden. Doch auch mit vergleichsweise geringem Aufwand lasse sich die Ausbreitung der invasiven Arten zumindest eindämmen. So rät Florin-Bisschopinck etwa dazu, beim Aushub von Erdreich sicherzustellen, dass Samen oder Wurzeln nicht an neue Orte gelangen, wo sich die Pflanzen zusätzlich ausbreiten könnten. Je nach Fall könnten auch Weidetiere, zum Beispiel Kühe oder Schafe, kleinere Gewächse abfressen, gezielt gepflanzte heimische Arten ließen sich ebenfalls einsetzen.

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