Kornspringer in Köln-Dellbrück in SorgeEin Bach könnte Reitern in die Quere kommen

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Die Vorstände der Vereine (r.) fürchten, dass der Weg schmaler und die Zufahrt für Lieferfahrzeuge und Traktorengespanne unmöglich wird.

Dellbrück  – Bei den Pferdesportlern der Reitergemeinschaft Kornspringer machen sich Existenzängste breit. Weil die Stadtentwässerungsbetriebe StEB den Strunder Bach im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen in Höhe des Vereinsgeländes an einer ehemaligen Holzmühle in großem Bogen verlegen lassen möchten, könnte die Zufahrt zu Vereinsheim, Reithalle und Vorratsgebäuden versperrt werden. „Wenn eintritt was wir befürchten, kann der Verein dicht machen“, macht Vorsitzender Karl-Heinz Heckmann seinem Ärger Luft.

Begradigungen werden aufgehoben

Grundlage des Vorhabens ist die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Europäischen Union. Die fordert, dass bis spätestens 2027 alle Gewässer in Europa in einen guten ökologischen Zustand überführt werden und einen möglichst natürlichen Verlauf nehmen müssen. So sollen künstlich begradigte Gewässerläufe durch Mäander und Überschwemmungsflächen freizügiger gestaltet werden, Steine und Gehölze als Hindernisse im Wasserlauf dafür sorgen, dass sich durch Strudel mehr Sauerstoff im Wasser anreichert oder neu angepflanzter Uferbewuchs Insekten und Kleintieren als zusätzlicher Lebensraum dient.

Flehbach, Mutzbach und Strunder Bach

Im Rechtsrheinischen betrifft das den Flehbach um Brück, den Mutzbach in Dünnwald und den Strunder Bach zwischen Bergisch Gladbach und Buchheim. Den Schwenk an der Holzmühle will die StEB anlegen, um das Gefälle des Bachs in diesem Bereich abzuflachen. Die Alternative dazu wäre eine Fischtreppe, um die Stufe am ehemaligen Mühlrad zu überwinden. Die Kornspringer sind schon seit etwa anderthalb Jahren mit den StEB, der Eigentümerin des Geländes, im Gespräch. Gegenstand war von Anfang an der Verbindungsweg zwischen dem Thurner Hof, in dem sich die Stallungen befinden, und den anderen Einrichtungen des Vereins im Hinterland. Heckmann: „Erst ging es um die neben der Mühle befindliche Freifläche, wo wir unsere Pferdetransporter immer abstellten.“ Außerdem hatten Vorstand und Vertreter des Bürgervereins Dellbrück bereits im Januar darauf hingewiesen, dass sich an diesem Abschnitt des Wegs zwangsläufig Radfahrer, Fußgänger und Reiter mit ihren Tieren auf engstem Raum begegnen würden, was ein erhebliches Konfliktpotenzial in sich berge.

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Die Reitergemeinschaft Kornspringer aus Dellbrück fürchtet um ihre Zugangswege. 

Man habe sich schließlich zähneknirschend damit abgefunden, diese Fläche zu verlieren. Nun aber gehe es ans Eingemachte. „Jetzt sind uns Planungen bekannt geworden, die mit den Ergebnissen der vorherigen Gespräche nur noch wenig zu tun haben“, betont Heinz Wieland, der technische Leiter der Kornspringer. Nun soll der neue, etwa zehn Meter in Richtung Süden ausschwenkende Bachlauf nicht nur mit einer Böschung begrenzt werden, sondern außerdem mit einem zusätzlichen Schutzstreifen, der mit Zaun oder Hecke abgesperrt wird. Wieland: „Damit könnte die gesamte Anlage bis weit auf unseren Versorgungsweg reichen, was die Nutzung durch Lkw und andere Lieferfahrzeuge unmöglich macht“, betont Wieland.

Strunder Bach ist kein Naturdenkmal

Der Bürgerverein will die Pferdesportler auch weiterhin unterstützen. „Wir, wie auch der Heimatverein Dellbrück, dessen Vorstandsmitglied Hans Michels in unserer Leitung mitarbeitet, sehen in dem Bauvorhaben gar keinen Sinn“, betont Vizevorsitzender Heinz Kierdorf. Ortshistoriker Michels bekräftigt diese Haltung: „Der Strunder Bach wurde vor mehr als 1000 Jahren als künstlicher Wasserlauf zum Antrieb von Mühlen angelegt und ist deshalb kein Naturdenkmal, sondern sollte als technisches Denkmal in seinem jetzigen Zustand erhalten bleiben.“

Birgit Konopatzki von der StEB vermutet ein Missverständnis. Die zuständige Ingenieurin habe den Kornspringern 2019 eine handgezeichnete Planung vorgestellt. In den Unterlagen des Plangenehmigungsverfahrens ist ein Plan mit identischem Inhalt enthalten, der jedoch mit einem Computer erstellt wurde. Somit seien zusätzliche Informationen enthalten, die jedoch die abgestimmte Planung nicht verändern. Konopatzki: „Allerdings könnte es sein, dass die Bedenken aus der falschen Zuordnung einer Linie herrühren. Es ist eine Telekomleitung im Plan dargestellt, die nichts mit der eigentlichen Planung zu tun hat.“ Diese könne fälschlicherweise als Grenze des Gewässerrandstreifens wahrgenommen worden sein.

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