Lokal soll Reichsbürger-Szene angehörenOrdnungsamt durchsucht Restaurant in Köln

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Bei dem Restaurant in Köln-Holweide fand eine Razzia von Polizei und Ordnungsamt statt.

Köln-Holweide – 17.27 Uhr an der Bergisch Gladbacher Straße in Holweide:  Mitarbeiter des  Ordnungsamts betreten am Dienstag in Begleitung der Polizei das „Königreich Deutschland“. Was sich so schräg anhört, beschäftigt die Anwohner des rechtsrheinischen Veedels  seit Tagen. Viele sind verwundert bis entsetzt über die Internetpräsenz des Restaurants „L'arcangelo“ (früher „Il gapcino“), das am Mittwoch wiedereröffnen soll.

Auf der Internetseite des Restaurants schreibt die Besitzerin, dass sie zum sogenannten „Königreich Deutschland (KRD)“ gehört. Dort stehen folgende Information zur „KRD“-Zugehörigkeit: „Verantwortlich für den Inhalt dieser Webseite ist: L´arcangelo Bistrorante, Unternehmen im KRD, Hauptsitz: Petersplatz 6, zu Lutherstadt Wittenberg, Königreich Deutschland.“

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Das Restaurant „L'arcangelo” soll am Mittwoch (29. Juli) eröffnet werden. Im Impressum ihrer Internetseite werben die Besitzer damit, zum sogenannten „Königreich Deutschland” (KRD) zu gehören.

Und: „Wir weisen darauf hin, daß Sie für die Dauer der Geschäftsbeziehung (Anbahnung, Abschluß, Lieferung, Rechnungslegung, Bezahlung) inkl. einer evtl. Gewährleistungszeit, eine temporäre Zugehörigkeit zum Königreich Deutschland (KRD) besitzen. Sie nutzen damit die Verfassung, die Gesetze und die Gerichtsbarkeit des KRD, die Sie bei rechtlichen Streitigkeiten erstrangig zu wählen haben.“ Das sogenannte „Königreich Deutschland“ versteht sich als Gegenkonstrukt zur Bundesrepublik Deutschland.

Inhaberin distanziert sich

Dem „Express“ liegt ein inzwischen gelöschter Facebook-Post der Inhaberin des Veedelslokals vor. In dem distanziert sie sich von Reichsbürgern und Rechtsextremismus. Gleichwohl wird der KRD vom Verfassungsschutz der Reichsbürger-Szene zugeordnet. Den Medien unterstellt die Inhaberin in ihrem Post bewusst die Verbreitung von Lügen. Sie verstehe die Bedenken der Holweider – sie versichere aber, dass nach der Wiedereröffnung die gleiche Qualität beim Essen und Herzlichkeit herrsche wie vor der Schließung. Ob das Lokal wirklich wie geplant öffnen kann, war am Dienstag noch ungewiss. Nach „Express“-Informationen besteht der Verdacht, dass das Gewerbe nicht ordnungsgemäß angemeldet worden sei. Daher auch der unangekündigte Besuch des Ordnungsamtes.

Bürgermeister ist entsetzt

Einer, der früher gerne in dem Holweider Lokal verkehrte, ist Bürgermeister Hans-Werner Bartsch (CDU). Seit 2015 habe das „nette, italienische“ Restaurant positiv zur Belebung des Zentrums Holweide beigetragen. „Zu meinem Entsetzen – und auch dem zahlreicher Holweider Bürgerinnen und Bürger – hat sich die Inhaberin nun dazu entschlossen, Regeln und Richtlinien, die in unserem Land gelten, nicht mehr zu akzeptieren und sich stattdessen der sogenannten Reichsbürgerszene zuzuwenden“, sagte  Bartsch dem „Express“. (red)

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