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Kölner Platzmangel wächstKita in Mülheim soll geschlossen werden – Eltern verzweifelt

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Eltern und Kinder der Kölner Kita Züricher Weg in Mülheim protestieren gegen die geplante Schließung.

Eltern und Kinder der Kölner Kita Züricher Weg in Mülheim protestieren gegen die geplante Schließung.

Kitaplätze sind in Köln ein begehrtes und rares Gut. Jahr für Jahr versucht die Stadt, möglichst viele neue Betreuungsplätze zu schaffen. In Mülheim soll nun aber eine komplette Kita geschlossen werden.

Der Ausbau von Kita-Plätzen hat in Köln hohe Priorität und wird ehrgeizig vorangetrieben. Jeder neu geschaffene Betreuungsplatz wird als Erfolg gewertet. Im kommenden Jahr werden aber wohl rund 40 Plätze wegfallen, weil die Kita Züricher Weg in der Bruder-Klaus-Siedlung in Mülheim schließen soll.

„Wie kann es sein, dass in Köln eine funktionierende Kita geschlossen wird? Kita-Plätze sind doch Mangelware“, sagt Anna Müller. Vor einigen Tagen hat sie erfahren, dass die Kita, die ihre vierjährige Tochter besucht, im Sommer schließt. „Ich bin fassungslos. Es ist kompletter Irrsinn, in diesen Zeiten eine Kita zu schließen.“

Pläne für den Neubau der Mülheimer Kita sind gescheitert

In einem Brief informiert der Betreiber der Einrichtung, die gemeinnützige GmbH Köln-Kitas, die Eltern darüber, dass der Betrieb zum 31. Juli 2023 eingestellt wird. Der Brief liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Köln-Kitas begründet die Entscheidung damit, dass Pläne für einen Neubau des Gebäudes gescheitert seien.

Dazu muss man die Vorgeschichte kennen: Köln-Kitas hatte 2008 den Betrieb der Kita von der katholischen Kirchengemeinde St. Hubertus und Mariä Geburt übernommen, den die Kirche im Rahmen eines Sparkonzepts des Erzbistums abgegeben hatte. Die Mitarbeitenden waren von Köln-Kitas übernommen worden. Gebäude und Grundstück befinden sich weiterhin im Eigentum der Kirchengemeinde.

Alle Kinder der Mülheimer Kita werden auf andere Einrichtungen aufgeteilt 

Wegen des Gebäudealters – es stammt aus den 60er Jahren – und einer „nicht mehr zeitgemäßen Raumgliederung und -struktur“ habe Köln-Kitas im Jahr 2018 Gespräche mit der Kirchengemeinde aufgenommen. Sanitäranlagen und die Küche entsprächen nicht mehr den heutigen Standards. Zudem sollte das Platzangebot der aktuell zweigruppigen Kita erweitert werden. „Es bestand Einigkeit, einen Neubau durch einen Investor auf dem Gelände mit anschließender Vermietung an Köln-Kitas zu verfolgen“, so Köln-Kitas-Geschäftsführerin Almut Gross.

Köln-Kitas stellte Kontakte zwischen Kirchengemeinde und zwei Investoren her. „Es sind Investoren, die etwas von qualitativ hochwertigem Kitabau verstehen. Wir arbeiten mit beiden bereits zusammen und haben Gebäude von ihnen gemietet.“ Doch nun seien „mehrjährige Verhandlungen final gescheitert“.

Daher gebe es für die Einrichtung in der Trägerschaft von Köln-Kitas „leider keine Zukunft mehr“. Das Gebäude werde an die katholische Kirchengemeinde zurückgegeben. Köln-Kitas kündigt in dem Elternbrief an, allen Kindern alternative Plätze in einer ihrer nahe gelegenen Einrichtungen anzubieten und alle Mitarbeitenden weiter zu beschäftigen.

„Wir bedauern sehr, dass unsere mehrjährigen Bemühungen, eine Zukunftsperspektive für die Kita zu schaffen, gescheitert sind. Wir haben da viel Arbeit reingesteckt“, sagt Almut Gross. Dem Vernehmen nach soll der Erbpachtzins eine entscheidende Rolle gespielt haben. Bei Nachfragen dazu verweist das Kölner Erzbistum an die zuständige Kirchengemeinde. Michael Cziba, leitender Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Hubertus und Mariä Geburt, ist nach eigenen Worten „überrumpelt“: So habe Köln-Kitas die Kirchengemeinde bislang nicht offiziell über die Schließung informiert.

Cziba zufolge wurde 2008 „ein symbolischer Erbpachtzins vereinbart, der auch heute noch gilt“. Es habe Kontakte mit Investoren gegeben, „aufgrund der Erbpachtsituation aber keine direkten Absichtserklärungen oder zielführenden Verhandlungen“.

Die einzige Chance besteht darin, dass die Kirche sich bewegt
Almut Gross, Geschäftsführerin Köln-Kitas gGmbH

Die Eltern wollen die Entscheidung nicht hinnehmen und haben vor einigen Tagen vor einer Elternversammlung zur geplanten Schließung eine Protestaktion veranstaltet. „Es ist so eine tolle Kita mit einem großen Außengelände. Das Gebäude ist alt, aber ist nicht marode, es gibt kein Asbest oder Schimmel. Es funktioniert“, sagt Anna Müller. Die Kita sei wichtig für den Zusammenhalt und das soziale Gefüge der Siedlung. „Wir werden weiter für den Erhalt kämpfen.“

Almut Gross bleibt unterdessen skeptisch: „Die einzige Chance besteht darin, dass die Kirche sich bewegt. Aber das Interesse der Kirche scheint nicht da zu sein. So lange sie sich nicht mit einem Investor einigt, hat die Kita keine Zukunft.“ Elternvertreter und Träger haben ein weiteres Gespräch vereinbart.

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