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Mülheimer SüdenEntwicklungsgebiet der ehemaligen Deutz AG wird „Otto-Langen-Quartier“

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Bruno Möhring hat als Namensgeber der Halle ausgedient.

Bruno Möhring hat als Namensgeber der Halle ausgedient.

Mülheim – Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ein Teil des neuentstehenden Mülheimer Südens – das Entwicklungsgebiet der ehemaligen Gießerei der Deutz AG – die Bezeichnung „Otto-Langen-Quartier“ erhalten soll.

Damit entsprachen die Eigentümer wie NRW Urban, die Politik und Vertreter der Deutz AG Forderungen von Denkmalpflegern und Bürgern. Diese machten darauf aufmerksam, dass gerade auf dem Areal die „Wiege der weltweiten Motorisierung“ stand.

Ursprünglich planten beteiligte Architekten und der Eigentümer des größten Anteils der Fläche NRW Urban, das Areal nach dem Berliner Architekten Bruno Möhring zu benennen.

Das Stahlfachwerk revolutionierte die Industriearchitektur

Dieser entwarf einer der Werkhallen, die 1902 nach einem völlig neuen Prinzip errichtet wurden: dem Stahlfachwerk. Die Bauweise erwies sich als revolutionär in der Industriearchitektur, weil viel flexibler gebaut werden konnte als zuvor.

Walter Buschmann, Vorsitzender des Fördervereins Rheinische Industriekultur, hatte allerdings bereits während der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsplan vor wenigen Monaten eine Umbenennung zu Ehren eines der Pioniere der Motorisierung gefordert: „Besser wäre es gewesen, sich an Nicolaus August Otto zu halten.“

Auf dem Gelände der ehemaligen Gießerei gründete Otto, Erfinder des Verbrennungsmotors, mit Eugen Langen 1864 die erste Motorenfabrik der Welt: die „N.A. Otto & Cie“.Acht Jahre später kam die „Gasmotoren-Fabrik Deutz AG“ hinzu, die heutige Deutz AG.

Begonnen hat alles in Deutz 

Nachdem Otto 1884 die elektrische Zündung erfand, konnten Motoren nicht mehr nur mit Gas, sondern auch mit Benzin angetrieben werden. Bei Deutz begannen die Karrieren von weiteren späteren Pionieren der Motorisierung und des Automobilbaus.

So verdiente hier Ettore Bugatti seine ersten Sporen, arbeiteten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in führenden Positionen.

Buschmann begrüßt die Entscheidung, die während eines von Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs moderierten Treffens der Verantwortlichen getroffen wurde.

Historische Orte sollen erhalten bleiben 

Doch ganz zufrieden ist er noch nicht: „Es geht uns auch darum, dass möglichst viel von der Industriearchitektur erhalten bleibt.“ Damit seien sich sein Verein und beispielsweise das Kunstprojekt „Raum 13“ in der Deutz-Mülheimer Straße 147 einig.

So appelliere er an die Projektentwickler, historische Orte wie den „Mittelmotorenbau“ am Auenweg zu erhalten. Die Deutz-Mülheimer Straße entlang dieses Areals mit den Werkhallen und Verwaltungsgebäuden solle zudem als Denkmalsbereich ausgewiesen werden.

Auch solle man sich Gedanken machen, wie Lärmschutz entlang der ICE-Trasse umgesetzt werden kann, ohne den architektonischen Gesamteindruck zu beeinträchtigen.

Unterzeichnung soll in wenigen Tagen erfolgen 

Außerdem müsse der benachbarte Mülheimer Hafen mit ins Konzept einbezogen werden. Buschmann: „Wir bereiten jetzt eine Petition mit diesen Forderungen an die Stadt und das Land vor.“ Diese soll in wenigen Tagen unterzeichnet werden.

Fuchs hört mit Interesse von dieser Petition, sieht allerdings schon einige der Forderungen erfüllt: „Es herrscht Konsens darüber, dass so viel wie möglich an Bausubstanz erhalten bleiben soll.“ Auf eine Einschränkung weist der Bezirksbürgermeister dennoch hin: „Darüber hinaus spielt es noch eine Rolle, ob der betreffende Bau auch für die geplante Nutzung geeignet ist.“

Architekt Möhring als Pionier des Stahlfachwerk

Stahlskelettbau ist eine Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Bauweise. Stahlkonstruktionen ersetzten tragende Wände. Gebäude konnten angetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. In der Industriearchitektur war Bruno Möhring damit ein wegweisender Pionier. 

Autopioniere

Bevor sie Automobil-Geschichte schrieben, waren Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in der Deutzer Motorenfabrik beschäftigt. Daimler als technischer Direktor, Maybach als Leiter des Konstruktionsbüros. Und Ettore Bugatti, späterer Sportwagen-Konstrukteur, entwickelte kurzzeitig Autos. 

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