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Neue Flüchtlingsunterkunft in KölnEinige Anwohner fürchten Anstieg der Kriminalität

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Josef Ludwig (Mitte) informierte die Anwohner über Einzelheiten der Unterbringung.

Josef Ludwig (Mitte) informierte die Anwohner über Einzelheiten der Unterbringung.

Köln-Holweide – Die neue Flüchtlingsunterkunft am Schlagbaumsweg 258a ist fertiggestellt und in den kommenden Wochen werden die ersten Bewohner einziehen. Das Amt für Wohnungswesen nutzte die Gelegenheit und lud die Anwohner aus der näheren Umgebung ein, die Einrichtung kennenzulernen und Fragen zu stellen.

In den vergangenen zwei Jahren hatte es immer wieder Diskussionen über den Bau des Heims gegeben. Bei den Bewohnern der benachbarten Siedlung Schlagbaumsweg erzeugte die Ankündigung, hier bis zu 400 Geflüchtete in sogenannten mobilen Wohneinheiten unterzubringen, Widerspruch.

Zwei Argumente führten sie dabei ins Feld: Auch wenn bei den etwa 900 Bewohnern der Siedlung die Bereitschaft groß ist, die neuen Nachbarn unterstützend zu begleiten, überstiege eine solch große Anzahl doch ihre Kräfte. Auf der anderen Seite bedauerten die Siedler, dass eine wertvolle Grünfläche verloren ginge. Manche der Nachbarn fürchteten zudem einen Wertverlust ihrer Immobilien. „Auch wir als Bezirksvertretung haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Einrichtung vor dem Hintergrund sinkender Flüchtlingszahlen überdimensioniert ist“, bekräftigt Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs.

Amtsleiter Josef Ludwig erklärte den Besuchern, die Unterkunft verfüge über 65 abgeschlossene Wohneinheiten mit insgesamt 400 Plätzen. Die meisten der Wohnungen bestehen aus zwei Zimmern, einer Küche sowie Sanitärräumen. Die Gesamtkosten des Baus betragen etwa fünf Millionen Euro. „So haben die Bewohner ein hohes Maß an Privatsphäre, die sie vorher längere Zeit nicht hatten.“ Die Stadt bringe am Schlagbaumsweg vor allem Familien mit Kindern unter, die bisher in Hotels und in einem Wohnheim in den Stadtbezirken Mülheim und Kalk untergebracht waren. Ludwig: „So sparen wir letztlich auch die hohen Beherbergungskosten.“

Reserveplätze eingeplant

Von den 400 Plätzen werden nur maximal 280 belegt. Die übrigen Plätze seien als Reserve der Stadt vorgesehen. Etwa ein Drittel der neuen Bewohner seien Kinder, die bereits in eine Schule oder eine Kindertageseinrichtung gingen. Ludwig: „Es kommen fast ausschließlich Personen hierher, die begründete Aussicht auf ständigen Aufenthalt in Deutschland haben.“ Die Betreuung übernehmen Mitarbeiter des Sozialen Dienstes des Wohnungsamts und der Caritas sowie ehrenamtliche Mitarbeiter von Flüchtlingsinitiativen. Zusätzlich wird ein Sicherheitsdienst eingesetzt.

Keine ständige Einrichtung

Mehrere Besucher fragten, ob die Unterkunft eine ständige Einrichtung werde. Das verneinte Ludwig mit dem Hinweis, der Flächennutzungsplan – das Grundstück ist dort als Grünfläche ausgewiesen – verbiete dies: „Die Baugenehmigung wurde nur aufgrund einer Ausnahmeregelung des Bundes erteilt und gilt für fünf Jahre.“ Danach müsse neu geprüft werden. Auf die Frage, warum angesichts der Wohnungsnot nicht Studenten oder Obdachlose in die leerstehenden Wohneinheiten einziehen könnten, entgegnete Ludwig, dass dies in einer temporären Einrichtung wie dieser nicht gestattet sei.

Für Unruhe unter den Besuchern sorgte die Ankündigung, es seien auch einige allein reisende junge Männer unter den künftigen Bewohnern der Einrichtung. Ihre Zahl liege zwischen sechs bis 20. Einige fürchteten einen Anstieg der Kriminalität.

Doch Bärbel Frantz, deren Mutter in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnt und selbst eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen hat, beruhigte: „Man muss mal eine Lanze brechen für diese Flüchtlinge. Die sind doch schon integriert.“

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