Strunder MühleNeuer Lauf für den alten Bach

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Arbeiten am Bach könnten nach Ansicht der SPD die Fundamente der Strunder Mühle zu beiden Seiten gefährden.

Arbeiten am Bach könnten nach Ansicht der SPD die Fundamente der Strunder Mühle zu beiden Seiten gefährden.

Dellbrück/Holweide – Gleich dreimal in zwei Monaten verweigerte die Bezirksvertretung Mülheim Plänen der Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) ihre Zustimmung, Veränderungen am Bachbett des Strunder Bach vorzunehmen, die zu dessen Renaturierung beitragen sollen. Sie forderte die StEB auf, ihr Vorhaben zu überdenken und bei einer späteren Sitzung ein Gesamtkonzept vorzulegen. Abgelehnt wurden zwei Baumaßnahmen an und im Umfeld der Strunder Mühle in Dellbrück und der Wichheimer Mühle in Holweide. Auch dem Gewässerunterhaltungsplan 2019/2020 verweigerten die Bezirkspolitiker vorläufig ihr Einverständnis.

Grundlage des Vorhabens der StEB ist die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Europäischen Union. Die fordert, dass bis spätestens 2027 alle Gewässer in Europa in einen guten ökologischen Zustand überführt werden und einen möglichst natürlichen Verlauf nehmen müssen. Die bestehenden Stufen, welche aufgrund der industriellen Nutzung des Bachs in der Vergangenheit errichtet wurden, sollen durch einen naturnahen Ausbau ersetzt werden.

Andere Maßnahmen sind das Anlegen von Mäandern (=Flussschlingen), das Einsetzen von Steinen und Holz oder die Befestigung der Ufer.

An der Strunder Mühle ist vorgesehen, die Stufe einzuebnen, die das Wasser beschleunigt, um das Mühlrad besser anzutreiben. Dafür soll oberhalb eine neue Rampe gebaut werden. Die Länge der Ausbaustrecke beträgt etwa 30 Meter. An der linken Gewässerseite zum Grundstück müsste eventuell die Stützmauer der Mühle zur Anpassung an das tiefere Bachbett erneuert werden. Die Kosten sollen sich auf 160 000 Euro belaufen.

An der Wichheimer Mühle fließt die Strunde bisher unmittelbar am Gebäude entlang. Nun planen die StEB, den Bach noch vor der Mühle aufzuteilen und den größeren Teil des Wassers durch die angrenzenden Grünanlagen schlängeln zu lassen. Unmittelbar am Gebäude soll lediglich ein geringer Teil entlang fließen. In Phasen der Trockenheit wird dem neuen Lauf das Bachwasser vorrangig zugeführt, damit den Kleinstlebewesen und den Fischen das Überleben ermöglicht wird. Das alte Bett dagegen würde trocken liegen. Die Kosten dafür sind mit 500 000 Euro veranschlagt.

Nach Aussage der Stadtentwässerungsbetriebe wehren sich einige Anwohner gegen diese Pläne.

„Fleißigstes Flüsschen Deutschlands“

„Wir verstehen nicht, dass ein Gewässer renaturiert werden soll, das seit mehr als 1000 Jahren einen künstlichen Verlauf hat“, erklärt SPD-Bezirksvertreter Hans Stengle im Nachgang. Der Strunder Bach habe seit dem frühen Mittelalter nur einen Zweck erfüllt: Mühlen anzutreiben. Nicht umsonst galt er lange Zeit als fleißigstes Flüsschen Deutschlands. Stengle: „Im Grunde ist er eher ein Industriedenkmal.“ Renaturierung von Gewässern sei eine gute Sache, aber an manchen Stellen vielleicht doch überdenkenswert. An der Strunder Mühle haben er und der Dellbrücker SPD-Ratsherr Horst Noack große Bedenken hinsichtlich der Gebäude. „Das Fachwerkhaus steht auf Pfählen und das steinerne Gebäude hat einen großen Gewölbekeller“, bemerkt Noack. Wenn deren Fundamente verändert würden, könnte das ihre Standfestigkeit gefährden. Ähnlich verhalte es sich an der Wichheimer Mühle. Stengle: „Wenn dem Gemäuer am jetzigen Bachlauf das fließende Wasser entzogen wird, steigt die Gefahr des Pilzbefalls.“ Außerdem würde ein neues Bachbett quer über den Schulweg vieler Kinder verlaufen, die durch den Hinterausgang der Gesamtschule Holweide zur Stadtbahn-Haltestelle Wichheimer Straße gelangen wollen. Noack: „Die würden dann durch den Bach waten.“ Außerdem solle die Renaturierung eines Bachs an dessen Mündung beginnen – was bei der Strunde gar nicht möglich sei. Der oberirdische Bachlauf ende allerdings in Buchheim, von wo aus er in einem eigens gebauten unterirdischen Kanal bis zum Rhein geführt wird. „So kommt kein Fisch aus dem Rhein hierher“, meint er.

PLANUNG

Insgesamt hatte die Bezirksvertretung im März und Mai über drei Vorhaben zu entscheiden. An der Strunder Mühle soll das Bachbett möglichst weit eingeebnet und eine Stufe beseitigt werden, mit der Begründung, Wasserlebewesen den Weg bachaufwärts zu ermöglichen. An der Wichheimer Mühle wiederum planen die StEB, einen Wasserlauf von der Mühle weg durch eine Grünfläche anzulegen. Hier soll die Strunde sich schlängeln. Im Gewässerunterhaltungsplan sind zwölf weitere Vorhaben aufgelistet, den Bach naturnaher zu gestalten. (aef)

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