NS-ZeitEin Denkmal für Deserteure in Köln-Dünnwald

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Das Kölner NS-Dokumentationszentrum im El-De-Haus.

Dünnwald – Am ehemaligen Schießplatz am Kalkweg soll eine Stele an Wehrmachtsdeserteure erinnern, die während des Zweiten Weltkriegs hier standrechtlich erschossen worden sind. Das beschloss die Bezirksvertretung Mülheim einstimmig bei Enthaltung dreier Stimmen aus der CDU-Fraktion.

Karola Fings, stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums, erläuterte das Vorhaben. So hat die Wehrmacht, auf dem noch aus der Kaiserzeit stammenden Schießplatz, zwischen Kalkweg und Waldbad, zwischen 1940 und 1943 22 Männer im Alter von 18 bis 41 Jahren hingerichtet. Kurz vor Kriegsende starben zwei Soldaten, 18 und 22 Jahre alt. Fings: „Wir wollen an diesem Ort die Geschichte der Militärjustiz erhellen, wobei wir den Schwerpunkt auf die Opfer legen.“ Das sei umso bedeutender, da diese Männer auch nach 1945 als Feiglinge und Verräter gebrandmarkt wurden.

Das geplante, etwa neun Meter hohe Denkmal besteht aus einem stilisierten Fahnenmast, der auf einem 2,5 Meter hohem Metallsockel steht. Am Mast wird ein farbiger Schriftzug in bunten Lettern angebracht: „Was kann man besseres tun als den Krieg zu verraten.“ Dabei handelt es sich um ein Zitat von Ludwig Baumann, der selbst wegen Desertion 1942 zum Tode verurteilt, später aber begnadigt und in eine Strafkompanie gesteckt wurde. Fings: „Er war nach dem Krieg der wichtigste Vorkämpfer für eine Rehabilitierung dieser Opfergruppe.“ Zusätzlich dazu wird am Sockel eine Erklärungstafel angebracht.

Die Aufstellung des Denkmals geht auf eine Initiative Dünnwalder Vereine und Einzelpersonen zurück. Diese hatten die Aufstellung in der Diskussion um den Bürgerhaushalt 2016 vorgeschlagen. Die Kommunalpolitiker stimmten dem im Mai 2017 zu. Es stehen 20 000 Euro zur Verfügung. Mit der Ausführung betraute das NS-Dokumentationszentrum das Künstlerpaar Ruedi und Vera Baur, die schon ein ähnliches Projekt am Appellhofplatz verwirklicht hatten.

„Der Entwurf passt wunderbar“, äußerte sich Max Derichsweiler (Grüne). Berit Kranz (SPD) bedankte sich im Namen der vielen Dünnwalder Bürger, die an den Vorbereitungen beteiligt gewesen waren. Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs wollte wissen, wie der Zeitplan für die Umsetzung aussehe. „Wenn wir sehr ehrgeizig sind, schaffen wie es vielleicht bis zum 8. Mai“, entgegnete Fings. Ein weiterer geschichtsträchtiger Tag wäre der 1. September 2019, der 80. Jahrestag des Überfalls Nazideutschlands auf Polen.

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