RheinboulevardDas Ende einer Kulissenstadt

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Einige Fassaden sind bereits passé, nur das Haus mit der Kneipe steht noch.

Einige Fassaden sind bereits passé, nur das Haus mit der Kneipe steht noch.

Mülheim – Seit Ende der 1990er Jahre gehörten sie zum Mülheimer Stadtbild, nun werden die Fassaden der WDR-Serie „Die Anrheiner“ dem Erdboden gleichgemacht. Erkan Yildirim, Inhaber des Restaurants Scampino, hatte sich an die Nachbarschaft zur Kulissenstadt samt Spedition Krings und Kneipe gewöhnt. „Früher haben die Schauspieler jeden Tag bei uns Mittag gegessen, es gab eine enge Verbindung.“ Auch Schaulustige kamen immer wieder an die Hafenstraße, um die Filmcrew bei der Arbeit zu beobachten. Das Ende dieser Ära bedauert der Wirt, schließlich seien es interessante Gebäude gewesen. Andererseits freut sich der 40-Jährige auf den unverstellten Rheinblick: „Wir sind froh, dass da nichts Neues gebaut werden soll“, sagt Yildirim.

Abriss bis Februar 2014 beendet

Die Stadt lässt auf dem Grundstück einen Teil des Rheinboulevards anlegen. Für Baukosten in Höhe von 1,14 Millionen Euro, die aus dem Programm Mülheim 2020 finanziert werden, entsteht von der Zoobrücke bis zur Wohnbebauung nördlich des WDR-Geländes ein neuer Fuß- und Radweg (siehe Infografik). Auf Höhe der Fußgängerbrücke zum Jugendpark – dort befand sich früher ein Beach-Club – ist zudem eine Grünfläche geplant. Auch das angrenzende Anrheiner-Areal wird begrünt. Voraussichtlich im Februar 2014 sind alle Kulissen verschwunden, der eigentlich anvisierte Termin zum Ende dieses Jahres konnte laut WDR wegen Verzögerungen bei der Abrissgenehmigung nicht eingehalten werden. Die Stadt will mit ihren Bauarbeiten beginnen, sobald das Gelände freigeräumt ist. Der neue Rheinboulevard wird 1500 Meter lang sein, der südliche Teil führt parallel zum Auenweg und ist bereits fertig. Dort, wo der Weg in Richtung Rhein abknicken wird, steht jetzt noch ein Rückkühlwerk, das früher zur Deutz AG gehörte. Die Stadt hat die Fläche mittlerweile erworben, der Abriss des Rückkühlwerks stehe kurz bevor, so Joachim Bauer vom Grünflächenamt: „Mitte 2014 können die Bürger den neuen Radweg und die Flächen nutzen.“

Neue Bodenplatten bereits verunreinigt

Auch die übrigen Bauarbeiten im Zuge des Förderprogramms Mülheim 2020 schreiten voran. Mittlerweile hat die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes begonnen, hierfür sind 650 000 Euro eingeplant. Die frisch verlegten Bodenplatten an der Frankfurter Straße trüben allerdings die Freude über die umfangreichen Investitionen in das Stadtbild: Die Grünen beklagten in der Bezirksvertretung „deutliche Verfärbungen“ der Gehwegbeläge – es sei unverständlich, wenn noch vor Fertigstellung der Baumaßnahmen auf der Frankfurter Straße dauerhafte Verunreinigungen aufträten. „Leider verhalten sich die Leute nicht so, wie wir es gerne hätten“, sagt Dietmar Reddel vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik.

Die neuen Platten seien heller, aber nicht schmutzempfindlicher als die bisherigen: „Man kann nur an die Leute appellieren, mit den öffentlichen Flächen sorgsamer umzugehen“, so Reddel. Nach Abschluss der Bauarbeiten würden die Nebenanlagen gereinigt. Komplett verhindern ließen sich die Verfärbungen auf den Platten allerdings nicht.

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