Trotz Klimanotstands in KölnGroßer Wald in Dünnwald soll Wohnungen weichen

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Am Thurner Kamp in Dellbrück könnte die nördliche Straßenseite (l.) bebaut werden.

  • Wegen der großen Wohnungsnot hat die Stadt Köln nun Flächen vorgeschlagen, auf denen Wohnungen gebaut werden könnten.
  • In manchen Arealen müssten für den Wohnungsbau allerdings viele Hektar Wald gerodet werden – so wie in Dünnwald..
  • Einige Bürger und Politiker fühlen sich von der übergangen – und kündigen Widerstand an.

Mülheim – Mehr als zwölf Hektar Wald im Landschaftsschutzgebiet in einem nördlichen Bogen von der Kunstfelder Straße bis zur Berliner Straße Richtung Schlebusch in Dünnwald könnten bald verschwinden, um einer neuen Wohnsiedlung Platz zu machen.

Das ist einer von insgesamt 53 Vorschlägen für potenzielles Bauland, die die Stadtverwaltung dem Regierungspräsidium im Zuge der Überarbeitung des Regionalplans unterbreiten will. Damit soll Wohnraum für die wachsende Bevölkerung geschaffen werden. Die Vorschläge liegen seit wenigen Tagen den Ausschüssen des Rats vor.

Widerstand im Stadtteil

Dass ausgerechnet dieses Waldstück geopfert werden soll, sorgt für Widerstand im Stadtteil und darüber hinaus. „Ich halte das vor dem Hintergrund, dass die Stadt den Klimanotstand ausgerufen hat und dieser Wald als Naherholungsgebiet und Biotopverbundfläche eine wichtige Rolle spielt, für völlig verfehlt“, empört sich der Dünnwalder SPD-Ratsherr Franz Philippi. Er sieht sich darin auch mit vielen Bewohnern des Stadtteils einig. Philippi schlägt im Gegenzug vor, die Stadt solle sich bei ihrer Suche auf die Verdichtung bereits erschlossener Gebiete konzentrieren.

Im Stadtbezirk sorgt der Vorschlag, den Wald zu opfern, für Kopfschütteln. „Als die Bezirksvertretung Mülheim vor etwa zwei Jahren die Stadt bat, zu prüfen, ob ein Fuß- und Radweg am Waldrand entlang der Kunstfelder Straße angelegt werden könne, hieß es, das sei wegen des Landschaftsschutzes unmöglich“, bemerkte Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs: „Und jetzt soll es plötzlich möglich sein, den Wald gleich ganz zu roden.“ Mehr noch ärgert sich Fuchs darüber, dass die Bezirksvertretungen von den Beratungen ausgeschlossen sind: „Unsere Meinung als Kenner der Verhältnisse vor Ort wird einfach nicht gefragt.“

Winfried Seldschopf, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksvertretung, kann es ebenfalls nicht fassen: „Das ist ungeheuerlich.“ Auch er fordert, dass die Stadtbezirke zu den Beratungen hinzugezogen werden.

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Mehr als zwölf Hektar des Waldes im Winkel zwischen der Kunstfelder Straße und der Berliner Straße in Dünnwald würde verschwinden.

Neben dem Waldstück in Dünnwald gibt es noch weitere Flächen in Mülheim, die von der Stadt in Betracht gezogen werden: So könnte Höhenhaus zwischen der Eisenbahntrasse Richtung Wuppertal und dem Oderweg nach Norden bis zum Dünnwalder Kommunalweg um etwa 24 Hektar wachsen. In Stammheim wiederum steht nördlich des Dünnwalder Kommunalwegs zwischen der S-Bahn Station Stammheim und der Bahntrasse nach Wuppertal eine 30 Hektar große Fläche zur Diskussion. In Höhenhaus sind Wohnungen vorgesehen und in Stammheim ein Mix aus Sportstätten und Gewerbe. Die Stadt erwägt, hier ein neues Stadion zu bauen. Da beide Areale wie auch das Dünnwalder Waldstück besondere ökologische Funktionen erfüllen, wird allerdings noch geprüft, ob eine Bebauung überhaupt vertretbar ist.

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In Buchheim ist eine Erweiterung der Siedlung um die Kattowitzer Straße nach Osten bis zum Buchheimer Ring auf einer Fläche von etwa sechs Hektar geplant und auf einem etwa 15 Hektar großen Grundstück östlich der Düsseldorfer Straße in Flittard soll Gewerbe angesiedelt werden.

Neue Häuser am Thurner Kamp vorgesehen

Weitere Probleme könnte es wegen des Vorschlags geben, ein fast sechs Hektar großes Areal am Thurner Kamp in Dellbrück für den Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Hier schlägt die Stadtverwaltung vor, eine Reihe von Wohnhäusern an der Nordseite der Straße zu errichten. Dort will die örtliche CDU aber eine Streuobstwiese in Nachbarschaft zum Thurner Hof sehen und setzte sogar einen entsprechenden Ratsbeschluss durch. Ökologische Belange sieht die Stadt bei den drei letztgenannten Vorschlägen nicht betroffen.

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