Nach „Höhle der Löwen“ erfolgreichTüftler Tim Ley hat Weltneuheit entwickelt

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Tim Ley

Tim Ley

  • Der Tüftler Tim Ley hat eine Weltneuheit entwickelt. Mit seiner Idee war er sogar schon bei der TV-Show „Höhle der Löwen“.
  • Mittlerweile ist die erste Charge bereits ausverkauft und die zweite wird produziert.
  • Unsere Autorin hat bei einem Kaffee mit dem Erfinder gesprochen.

Köln – Mein heutiger Gesprächspartner lässt mich an eine amüsante Begegnung denken, die ich vor drei oder vier Jahren an einem trüben Novembertag auf der Venloer Straße hatte. „Bei mir ham’se Glück“, sagte der blonde Mann, den ich nach vielen vergeblichen Versuchen angesprochen hatte, „ich hab Zeit, ich bin heute früh erst aus der JVA in Essen entlassen worden“.

Später im Café erzählte er, dass er Dachdecker sei. Tim Ley war ebenfalls Dachdecker bevor er – nein, natürlich nicht im Knast, sondern im Gegenteil – so richtig auf der Erfolgsspur landete. Aber fangen wir vorne an.

Die „Weltneuheit“

Ich begegne dem 33-Jährigen auf der Maastrichter Straße. Genau genommen begegne ich auch nicht ihm, sondern seinem dort gerade einparkenden Smart, den ein plakativer Schriftzug „Goleygo“ und ein fetter Button „Weltneuheit“ schmückt. Neugierig wie ich bin, warte ich, bis der Fahrer ausgestiegen ist, um zu erfahren, was hinter der Weltneuheit steckt.

Ley hat eigentlich gar keine Zeit, lässt sich schließlich aber doch zu einem Cappuccino im „Noa“ überreden.

Hier erfahre ich, dass der gebürtige Leverkusener erst als Dachdecker gearbeitet hat, dann ins Baugewerbe gewechselt ist und größere Projekte geleitet hat – wie etwa den Umbau des Penthouses in der 38. Etage des Uni-Centers.

Mit nur einer Hand An- und Ableinen des Hundes

Nebenbei, erzählt er, habe er als praktisch orientierter Mensch schon immer ein bisschen herumgetüftelt. Und irgendwann habe er beim Spaziergang mit seinem Terrier eine Idee gehabt. Ich schaue ihn erwartungsvoll an. „Wie man das An-und Ableinen eines Hundes vereinfachen könnte.“

„Weshalb muss man das vereinfachen?“ Ley lächelt und vermutet, dass ich beim Spaziergang nicht mit einem Kaffeebecher und noch gleichzeitig mit dem Handy unterwegs bin. Dann hätte ich nämlich nur eine Hand frei und sei somit kaum in der Lage, den Karabinerhaken am Halsband zu befestigen. Oder umgekehrt.

Etwa zwei Jahre habe er gebraucht, bis er mit dem Prototyp, an dem er bastelte, rundum zufrieden war: Das Ei des Kolumbus war ein Verschluss, ähnlich wie beim Gartenschlauch basierend auf einer Magnet-Rasttechnik.

Besuch der TV-Show „Höhle der Löwen“

Er habe schon länger Lust gehabt, „mal eine Erfindung an den Start zu bringen“, sagt der 33-Jährige. Zufällig befand sich in seinem Bekanntenkreis jemand, der sich mit Finanzierungen von Start-ups auskennt. Selbiger Jérôme Glotzbach de Caberrus fand Leys Erfindung gut und hatte Lust, mit einzusteigen. Die nächste Überlegung lautete, „wie man die Idee möglichst schnell publik machen könnte“. Und ehe er sich versah, saß Ley in der TV-Show „Höhle des Löwen“ und überzeugte nicht nur Carsten Maschmeyer von seiner Weltneuheit im Kleinfingerformat.

Alle fünf „Löwen“ aus der Jury wollten ihn unterstützen. Ley entschied sich gegen den smarten Gatten von Frau Ferres und für den Unternehmer Ralf Dümmel, „der die erste Charge finanzierte“. „Wie viele waren das?“, frage ich. „150000 Leinen.“

Regelrecht überrannt

„Das ist ja ein Riesenerfolg“, stelle ich fest. „Richtig“, sagt Ley, ohne besonders glücklich zu wirken, was schlicht daran liegt, dass ihn der Erfolg regelrecht überrannt hat und er noch keine Zeit für Freude hatte. Momentan werde die zweite Charge produziert.

Das Baby stehe bereits auf eigenen Füßen, und auch das bisher einzige Manko sei ausgeräumt. „Nämlich?“ – „Wir produzieren nicht mehr in China, was aus Kostengründen anfangs nicht anders ging, sondern in der Eifel.“ „Leinenherstellung in einem Land, das Hunde in den Wok steckt, geht sowieso nicht“, pflichte ich bei.

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Währenddessen spielt Ley mit einem kleinen Metallstift. Einem Adapter, der es möglich macht, den neuen Leinenverschluss-Mechanismus mit jedem x-beliebigen Halsband zu kombinieren. Momentan werde mit den unterschiedlichsten Leinen-Materialien experimentiert und parallel dazu überlegt, wo man den Verschluss noch einsetzen könne. „Bei Pferden selbstverständlich, aber auch in der Industrie und im Nautik-Bereich.“ Das ist super, sage ich und möchte jetzt natürlich auch noch wissen, wo ich die neue Anleintechnik kaufen kann. „Noch gar nicht, aber ab Sommer. Und dann überall.“

Zwei Kaffee, bitte! Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?  

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