Nach Attacken auf Frauen in KölnSerienvergewaltiger soll in lebenslange Verwahrung

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Gefängnis

Symbolbild

Köln – Er gilt als brandgefährlich, Wiederholungstäter, Serienvergewaltiger, Therapieverweigerer: Werner F. saß wegen diverser schwerer sexueller Verbrechen zwölf Jahre im Gefängnis und wurde nach seiner Entlassung im April 2018 als erheblich rückfallgefährdet eingestuft.

Hinter Gitter hatte er psychologische Hilfe stets abgelehnt, stand deshalb in Freiheit unter besonderer Beobachtung. Jetzt droht ihm mit Sicherungsverwahrung Freiheitsentzug bis ans Lebensende.

Laut Anklage soll er am 19. und 31. Mai in Zollstockund Lindenthal und zwei Tage später in der Südstadt nachts junge Frauen überfallen haben. Die Vorgehensweise – wie auch schon bei seinen früheren Taten, für die er verurteilt wurde – war laut Anklage stets die gleiche. Er griff seine Opfer von hinten an, so dass sie ihn nicht erkennen konnten. In keinem der angeklagten Fälle kam es zu einer Vergewaltigung, weil die Frauen sich heftig wehrten, um Hilfe schrien und Passanten herbei eilten, so dass der Täter unterkannt die Flucht ergriff.

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Bei seiner Entlassung am 12. April diesen Jahres war er aufgrund seiner Rückfallgefahr in das KURS-Programm aufgenommen worden. Um die Bevölkerung vor Sexualstraftätern zu schützen, wurde KURS – Konzept zum Umgang mit rückfälligen Sexualstraftätern – 2010 ins Leben gerufen.

Dabei werden die Täter in verschiedene Kategorien eingeteilt: Für Werner F. galt die höchste Gefahrenstufe. Er wurde observiert, an seiner Wohnung eine Videokamera installiert, um Abwesenheitszeiten zu dokumentieren. Zum Prozessauftakt macht F. von seinem Schweigerecht Gebrauch. Bis zur Unkenntlichkeit vermummt, den Kapuzenpulli tief ins Gesicht gezogen, wird der 42-Jährige aus der Haft vorgeführt.

Erst als der Prozess beginnt, zeigt er sein Gesicht: Stirnglatze, Kinnbart, kritischer Blick. Als das erste Opfer, eine 21-jährige Studentin im Zeugenstand aussagt, lässt er die junge Frau nicht aus den Augen. Sie war morgens vom Feiern mit einer Freundin allein mit dem Rad in Zollstock auf dem Heimweg, telefonierte „zur Sicherheit mit ihrem Freund“, als sie am Höninger Weg an einer KVB-Haltestelle plötzlich Hände auf ihrem Rücken verspürte und zu Boden gezogen wurde.

„Renn Baby”

Zu ihrem Glück fuhr gerade eine Bahn in die Haltestelle ein. Noch heute habe sie das „diabolische Lachen“ des Täters in den Ohren, als er daraufhin von ihr abließ, ihr „Renn Baby“ ins Ohr flüsterte und und unerkannt die Flucht ergriff.

Sie habe sein Gesicht nicht gesehen, lediglich „dunkelhäutige Hände“ seien ihr aufgefallen. An ihrer Kleidung und am Tatort war – wie auch in den übrigen Fällen – keine DNA gefunden worden. Zwei Wochen später der nächste Überfall: Wieder in den frühen Morgenstunden lauert der Täter einer 23-jährigen Studentin an einer Haltestelle in Lindenthal auf, verfolgt sie bis zum Studentenwohnheim, und bringt die sich heftig wehrende junge Frau im Hausflur in seine Gewalt und droht: „Ich bring dich um. Deine Familie hört nie wieder von Dir“.

Frau schreit um Hilfe

Als er die Hände von ihrem Mund nimmt, um seine Hose zu öffnen, schreit sie laut um Hilfe. „Du bist der Hammer, Baby“ entgegnet er und flieht. Zwei Tage später überfällt er morgens eine 20-Jährige, als sie an der Kaesenstraße die Haustür aufschließt. Auch ihrer Gegenwehr, die Nachbarn auf den Plan ruft, ist es zu verdanken, dass er von seinem Tun ablässt und mit den Worten „Yeah Baby“ die Flucht ergreift.

Auf die Spur des Angeklagten kamen die Ermittler durch die Auswertung seiner Handydaten. Bis auf den ersten Fall stimmt eine Standort-Auswertung des Mobiltelefons mit den Tatorten überein, sagt die ermittelnde Kripobeamtin im Zeugenstand. Ebenfalls zeitlich übereinstimmend mit den Überfällen sei das Bewegungsprofil der Videokamera an seinem Wohnort. Bei einer Wohnungsdurchsuchung war kinderpornografisches Material gefunden worden.

Der Prozess ist auf acht Verhandlungstage terminiert. Das Urteil soll am 12. Dezember gesprochen werden.

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