Nach den HitzesommernLindenthaler Tierpark muss aufgeforstet werden

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Die Soay-Schafe im Lindenthaler Tierpark.

Lindenthal – Zwei Weltkriege und das große Sterben ihrer Artgenossen in den 60er-Jahren hatte die große Ulme überlebt. 110 Jahre stand sie am Rand eines Fußweges im Lindenthaler Tierpark. Doch dieses Jahr musste der Baum gefällt werden. Heribert Resch, Ehrenvorsitzender des Fördervereins, fasst das Geschehene wie folgt zusammen: „Weder Kriege noch Krankheiten konnten ihr etwas anhaben, aber es gibt einen Feind, der noch stärker ist, als das: der Klimawandel.“

Die vergangenen Hitzesommer haben die Bäume im Park hinweggerafft, einen nach dem anderen. Wo sich vorher Waldstücke befanden, sind nun nur noch Baumstümpfe übrig. Ein trostloses Bild. Michael Hundt, der an diesem Tag mit einem Mitarbeiter-Team und den Fördervereinsmitgliedern in den Tierpark gekommen ist, um wieder aufzuforsten, erläutert genauer, was passiert ist: „Zunächst haben die ersten Bäume durch die Hitze Schaden genommen und mussten entfernt werden“, schildert er. „Dann fehlten den verbleibenden der Schatten der Nachbarn. Sie bekamen Sonnenbrand. Die Rinde wurde brüchig, Schädlinge konnten eindringen. Sie bekamen die sogenannte Komplexkrankheit.“

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Mitarbeiter des Forstamtes im Lindenthaler Tierpark: Die neugepflanzten Bäume sollen den veränderten klimatischen Bedingungen besser standhalten.

Immer mehr Bäume mussten gefällt werden. Schließlich standen die große Ulme und auf der anderen Seite des Weges die große Esche, ohne den Nachbarwald, schutzlos im Wind. Und so fielen sie „Sabine“ zum Opfer. Der Sturm hinterließ so starke Schäden, dass die Bäume nicht mehr zu retten waren.

Als Ersatz für den verlorenen Parkwald pflanzen Mitarbeiter des Forstamts nun 34 neue Exemplare – zum zweiten Mal. Vergangenes Jahr haben sie bereits 45 neue Bäume gesetzt. Sie sollen zu einem Waldstück zusammenwachsen, der den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen ist. „Wir setzen vor allem auf Vielfalt“, erläutert Hundt. So würde eine Krankheit oder ein Schädling, die bei den ausgetrockneten Bäumen leichtes Spiel haben, nicht gleich alle befallen. Eine Mischung aus Rotbuchen, Stileichen, Hainbuchen, Winterlinden, Spitz- und Feldahorn soll es sein.

500 Euro kostet ein neuer Baum für den Lindenthaler Tierpark

Im Tierpark hätten sie es sowieso etwas schwer als an anderen Standorten: „Hier sind einfach viele Pflanzenfresser unterwegs“, sagt Hundt. „Sie halten die Triebe und Knospen für Futter.“ Daher hätten die Forstamtmitarbeiter größere Bäume ausgewählt als sie im Wald gepflanzt würden, obwohl die kleineren eigentlich besser anwachsen. Zudem erhalten die Bäume einen Schutz aus jeweils einem Dreibock, also aus drei Pfählen, die um sie herum aufgestellt werden und einem Drahtzaun.

Finanziert wird die Aufforstung vom Förderverein Lindenthaler Tierpark. Die Stadt stellt ihr Personal zur Verfügung. 500 Euro kostet ein Baum mit Schutz. 17 000 Euro muss der Verein also aufbringen. Um genügend Geld für derartige Arbeiten zur Verfügung zu haben, bietet er Patenschaften für die Tiere an – und neuerdings auch eine Baumpatenschaft. Sie kostet 250 Euro. Der Name des Spenders wird dafür auf einer Stehle vermerkt, die an den jeweiligen Baum gestellt wird.

Bis es im Tierpark wieder einen richtigen Wald gibt, wird es allerdings dauern. Vereinsvorsitzender Martin Gallhöfer nannte einen ungefähren Zeitpunkt. „Das werden unsere Enkel oder vielleicht unsere Urenkel erleben.“ Aber zumindest die Tiere werden die Kölner hoffentlich bald wieder besuchen können. Derzeit ist der Park aufgrund der Corona-Krise geschlossen.

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Nachwuchs im Lindenthaler Tierpark

Laut Michael Hundt ist es aber von Vorteil, dass sie nicht ständig von Besuchern gefüttert werden: „Esel und Ziegen sind Fressmaschinen. Sie futtern alles, was man ihnen unter die Nase hält“, sagt er. So einige der Vierbeiner hätten schon ein ordentliches Polster auf den Rippen gehabt. Aber natürlich sei die Nahrungszufuhr auch reguliert, wenn der Park geöffnet ist. „Wenn die Futterautomaten leer sind, sind die Tiere voll“, so Hundt. „Sie sind jetzt einmal in einer Fastenkur“

Dabei handelt es sich aber um keine Nulldiät. Die Parkmitarbeiter füttern sie zwischendurch, besonders beispielsweise die Soay-Schafe, die bereits kleine Lämmchen haben, die sie säugen müssen. Über den drolligen Nachwuchs werden sich die jungen Besucher freuen, sobald die Parktüren wieder geöffnet sind.

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