Nach Gift-AlarmDieser Gefahr waren Kinder auf Kölner Spielplatz ausgesetzt

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Kinder demonstrieren für die schnelle Sanierung der Spielplätze am Rathenauplatz. 

  • Sämtliche Geräte sind von zwei Spielplätzen auf dem Rathenauplatz verschwunden.
  • Auf den Wegen, die ringsum die Spielflächen führen, und in der Platzmitte hatte das städtische Umweltamt das Schwermetall Blei gefunden.
  • Dieser Gefahr waren Kinder zwischenzeitlich ausgesetzt – und so geht es nun weiter.

Köln – Bis zu 170 Milligramm je Kilogramm: das ist die Zahl, die zur Folge hatte, dass sämtliche Geräte von zwei Spielplätzen auf dem Rathenauplatz im Kwartier Latäng verschwunden sind.

Auf den Wegen, die ringsum die Spielflächen führen, und in der Platzmitte hat das städtische Umweltamt das Schwermetall Blei gefunden, in Mengen, die über den Grenzwerten für Spielplätze, allerdings unter jenen für Grünanlagen liegen. Ende März wurden die Spielgeräte deshalb abgebaut. Am Dienstagabend nun erläuterten Vertreter von drei städtischen Dienststellen in der gut gefüllten Aula des nahen Berufskollegs, welcher Gefahr die Kinder zwischenzeitlich ausgesetzt waren, warum die Plätze erst so spät gesperrt wurden, und wie es nun weitergeht.

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Nach Hinweisen von Anwohnern im Jahr 2017, der Entnahme von Bodenproben im Sommer 2018 und der anschließenden Analyse ermittelte ein Labor zuletzt, wie viel der menschliche Körper theoretisch aus den belasteten Böden aufnehmen könnte. Je nach chemischem Zustand ginge das besser oder schlechter, so die Erläuterung des Mediziners Gerhard Wiesmüller vom städtischen Gesundheitsamt. Dafür wurde die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt simuliert. Erst das Ergebnis dieser Untersuchung, jene 170 mg/kg, war schließlich ausschlaggebend für die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen. Das Vorgehen entspreche den gesetzlichen Vorgaben.

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Plakate vor dem abgesperrten Spielplatz am Rathenauplatz

Wiesmüller betonte, dass es nicht galt, unmittelbar gesundheitliche Schäden abzuwehren: „Davon sind wir hier weit, weit entfernt.“ Er sprach stattdessen von „Vorsorge“. Blei schade dem Körper langfristig, auch in kleinsten Mengen. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit mindere es etwa die Reaktionsfähigkeit. Deshalb habe die Stadt die Aufgabe, die Belastung soweit wie möglich zu reduzieren. Insbesondere gelte es Menschen zu schützen, die schon mit Blei vorbelastet seien. Es gebe aber in aller Regel keinen Grund, sich Sorgen zu machen um Kinder, die auf dem Platz Fahrrad gefahren sind oder Fußball gespielt haben. Der Sand auf den Spielplätzen sei zudem in den vergangenen Jahren regelmäßig ausgetauscht worden.

Kommunikation „nicht optimal gelaufen”

Christina Brammen-Petry, Mitarbeiterin des Umweltschutzamtes, räumte ein, dass die Kommunikation „aus heutiger Sicht nicht optimal gelaufen“ sei. Ende Januar lagen die Ergebnisse vor. Ende März ging die Stadt erstmals mit dem Problem an die Öffentlichkeit. „Und heute erfahren wir, dass es schon 2017 Hinweise gab“, sagte Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt und Bewohner des Kwartier Latäng. Dass die nicht früher kommuniziert worden seien, fände er „schade“.

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Abgesperrter Rathenauplatz

Die geäußerten Prioritäten einiger Eltern im Saal deuteten indes darauf hin, dass ihnen nun vor allem an der raschen Sanierung gelegen ist. Die brachliegenden Spielplätze stellten eine „wirkliche Notsituation“ dar, so eine Anwohnerin. Die Kinder des SV Agrippina machten das ebenfalls deutlich. Sie trugen Plakate in die Versammlung: „Bitte findet schnell eine Lösung“, stand auf einem. Monika Baars, im Jugendamt zuständig für die Spielplatzplanung, dämpfte die Erwartungen. Sie nannte die aktuellen Lieferzeiten für Spielgeräte von fünf Monaten und die notwendigen Beschlüsse der Politik. „Es gibt Dinge, die nicht in unserer Hand liegen“, sagte sie.

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