Nach Haft in der TürkeiOB Reker dankt Demirci für „Dienst an der Demokratie“

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Demirci

Der wegen Terrorvorwürfen in der Türkei angeklagte Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci 

Köln – 16 Monate nach seiner Inhaftierung in der Türkei kehrt die Normalität zurück ins Leben von Adil Demirci: Vergangene Woche hat der Kölner Journalist und Sozialarbeiter, der zehn Monate in Istanbul in Untersuchungshaft saß, seine Arbeit beim Internationalen Bund wieder aufgenommen.

Am Mittwochnachmittag wurde Demirci noch einmal an die schwerste Zeit seines Lebens erinnert – immerhin aus erfreulichem Anlass. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ehrte den 33-Jährigen im Rathaus. „Adil Demirci hat sich unbeugsam für die freie Meinungsäußerung und die europäischen Werte eingesetzt“, sagte Reker bei einem kleinen Festakt im Muschelsaal, und ging auf seine in der Türkei gefährliche Arbeit als regimekritischer Journalist ein. Reker dankte den Kölner Prozessbeobachtern und den Initiatoren einer Mahnwache am Wallrafplatz, die sich für Demirci engagiert hatten. Sie erinnerte an die weiterhin in der Türkei inhaftierte Kölner Sängerin Hozan Cane, deren Tochter Dilan Örs, die seit einigen Monaten in Istanbul festgehalten wird und die Entlassung dreier kurdischer Bürgermeister in der Türkei vor einigen Tagen. Demirci dankte sie für seinen „Dienst an der Demokratie“.

Erleichtert: Adil Demirci mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Rathaus

Erleichtert: Adil Demirci mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Rathaus

Adil Demirci war am frühen Morgen des 13. April 2018 von einer Antiterroreinheit der Polizei in der Wohnung seines Onkels in Istanbul festgenommen worden. Von dem Vorwurf der Terrorpropaganda gegen ihn – er hatte an einer Beerdigung von Mitgliedern einer verbotenen Partei teilgenommen – erfuhr er erst viele Wochen nach der Inhaftierung. Zehn Monate saß Demirci in U-Haft, nach seiner Entlassung im Februar durfte der Kölner Istanbul nicht verlassen. Eine Ausreisegenehmigung erhielt er erst, als seine Mutter im Juni gestorben war.

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Demirci dankte seinen Unterstützern für die Solidarität und kündigte an, sich weiter für Meinungsfreiheit in der Türkei zu engagieren. Der Prozess wegen Terrorverdachts gegen ihn wird am 15. Oktober in Istanbul fortgesetzt – Demirci wird dafür nicht in die Türkei reisen.

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